Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
seinen Herrn zu befreien: denn sie hatten es ihm vorher gesagt, daß diese Reise und diese Verkleidung bloß angestellt sei, um seinen Herrn von dem unglückseligen Leben zu erlösen, welches er sich auserwählt habe, und daß er durchaus seinem Herrn nicht sagen dürfe, wer sie wären oder daß er sie kenne, und wenn er fragte, wie er gewiß fragen würde, ob er den Brief an Dulcinea abgegeben habe, sollte er ja sprechen, und weil sie nicht lesen könne, habe sie ihm die mündliche Antwort gegeben und ihm bei Strafe ihrer Ungnade befohlen, augenblicklich zu ihr zu kommen, weil dies für ihn außerordentlich wichtig sei; dadurch und durch das, was sie ihm sagen wollten, wären sie versichert, ihn zu einem bessern Leben zurückzubringen und ihn so anzufrischen, daß er sich gleich auf den Weg mache, um Kaiser oder Despot zu werden, denn was den Erzbischof betreffe, darüber möge er nur ohne Sorge sein.
    Sancho hörte alles an und prägte es sich gut ins Gedächtnis, dankte ihnen auch für die gute Absicht, daß sie seinem Herrn zureden wollten, er möchte Kaiser und nicht Erzbischof werden, denn er seinerseits halte dafür, daß, was das angehe, die Stallmeister trefflich zu bedenken, ein Kaiser mehr als ein irrender Erzbischof tun könne. Er sagte auch, daß es besser wäre, wenn er voranginge, ihn zu suchen und ihm die Antwort von seiner Dame zu sagen, denn vielleicht sei das schon hinreichend, ihn von der Stelle zu bringen, ohne daß sie sich so viele Mühe zu geben brauchten. Den beiden schien das gut, was Sancho sagte, sie beschlossen also, dort zu warten, bis er mit der Nachricht, daß er seinen Herrn gefunden habe, zurückgekehrt sei.
    Sancho ritt in die Schlüfte des Gebirges hinein und ließ die beiden auf einem Platze, wo ein kleiner, friedlicher Bach murmelte, und auf dem Felsen und einige Bäume einen angenehmen, frischen Schatten verbreiteten; die Hitze war groß, denn es war im August, in welchem Monate die Sonne dort sehr heiß brennt; es war drei Stunden nach Mittage, alles dieses machte den Ort sehr anmutig und lud sie ein, hier die Rückkehr des Sancho zu erwarten, wie sie es auch taten. Indem die beiden im Schatten sich erquickten, vernahmen sie eine Stimme, die, ohne den begleitenden Ton eines Instrumentes, süß und lieblich erklang, worüber sie sich nicht wenig verwunderten, denn sie hielten dies für keine Gegend, in der sich so gute Sänger aufhalten könnten; denn wenn auch oft erzählt wird, wie in Wäldern und auf Gefilden Schäfer mit lieblichen Stimmen wohnen, so ist dies mehr schöne Erfindung der Poeten als Wahrheit; da sie überdies noch bemerkten, daß die Verse, die sie singen hörten, kein Lied eines Bauers sein könne, sondern von einem feinen Mann herrühren müssen. Sie wurden hierin bestätigt, denn die Verse, die sie hörten, waren folgende:

    Wer hat mir zerstört mein Glücke?
Die Tücke.
Was macht mich in Qual vergehen?
Verschmähen.
Wer macht, daß ich dulden lerne?
Die Ferne:
Also machen beßre Sterne
Niemals lichtern Himmel offen,
Denn mich töten ja das Hoffen
Wie Verschmähn und Tück' und Ferne.

    Wer macht mir mein Leben trübe?
Die Liebe.
Wer scheucht Freude weit zurücke?
Das Glücke.
Und wer weigert sich als Retter?
Die Götter:
Also brechen tausend Wetter,
Daß ich muß Verlorner sein,
Zum Verderben auf mich ein,
Glück, die Liebe wie die Götter.

    Was kann lindern meine Not?
Nur der Tod.
Und was schafft der Liebe Gut?
Wankelmut.
Was macht ihrer Übel frei?
Raserei:
    Also folgt, unweise sei
    Meine Leiden wollen heilen,
    Da nur Hülfe kann erteilen
    Tod, Wankelmut, Raserei.

    Die Stunde, die Einsamkeit, die Stimme und die Geschicklichkeit dessen, der sang, erregte den beiden Zuhörern ebensoviel Vergnügen als Verwunderung; sie hielten sich ruhig, indem sie noch mehr zu hören erwarteten. Da sie aber sahen, daß alles schwieg, beschlossen sie, aufzustehen und den Sänger zu suchen, dessen Stimme so lieblich erklang, und indem sie dies eben ins Werk setzen wollten, machte dieselbe Stimme, daß sie sich nicht rührten, denn ein neuer Ton traf ihr Ohr, und folgendes Sonett wurde gesungen.

    Sonett

    Du heil'ge Freundschaft, von uns zu entweichen,
Hat dich dein leichter Flug emporgeschwungen,
Du bist zu sel'gen Geistern hingedrungen,
Zu den gebenedeiten Himmelsreichen,

    Von dort reichst du uns oft als schönes Zeichen
Die Eintracht, dicht von Schleiern eingeschlungen,
Oft scheint uns dann ein edles Herz errungen,
Das Laster weiß der Tugend wohl zu gleichen.

    Vom

Weitere Kostenlose Bücher