Don Quixote
erlöschen soll; lieber denke ich darauf, ihn zu verbessern, denn oft, ja vielleicht meistenteils warteten sie, bis ihre Stallmeister alt waren, schon müde im Dienst und der bösen Tage und der noch bösern Nächte überdrüssig, dann gaben sie ihnen die Würde eines Herzogs oder mindestens eines Markgrafen von irgendeiner Mark oder einer Provinz, nachdem sie groß oder klein war. Aber wenn du lebst und ich leben bleibe, so kann es wohl geschehen, daß ich innerhalb acht Tagen ein Reich gewinne, das andere, daran hängende in sich begreift, und es mag dann zutreffen, daß du in dem einen von diesen als König gekrönt wirst; dieses ist auch nichts Sonderliches, denn nach dem, was und wie alles den irrenden Rittern begegnet, das man weder je gesehen noch sich vorstellen kann, kann es sich gar leicht fügen, daß ich noch mehr gebe, als ich dir verspreche.«
»Auf die Art«, antwortete Sancho Pansa, »wenn ich nun durch ein solches Wunderwerk, wie Euer Gnaden da sagt, König würde, so würde Hanne Gutierrez, meine Alte, Königin und meine Kinder Infanten?«
»Wer zweifelt denn daran?« antwortete Don Quixote.
»Ich zweifle daran«, sagte Sancho Pansa, »denn wie es mir vorkömmt, wenn Gott auch Königreiche auf die Erde herunterregnen ließe, so paßte doch keins davon auf den Kopf der Marie Gutierrez. Nein, Herr, nicht für einen Dreier paßt sie sich zur Königin, Gräfin mag eher gehen, und auch das nur mit Gottes Beistand.«
»Laß du alles Gott empfohlen sein, Sancho«, antwortete Don Quixote, »der wird dir geben, was dir am besten zusteht, aber erniedrige dein Gemüt nicht so sehr, daß du dich mit etwas Geringerm als der Stelle eines Gouverneurs zufriedenstelltest.«
»Das soll nicht geschehen, mein gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »da ich vollends einen so trefflichen Herrn in Euer Gnaden habe, der schon weiß, was er mir geben soll, das mir heilsam und zuträglich ist.«
8. KAPITEL
Von dem guten Glücke, welches der tapfere Don Quixote
in dem greulichen und unerhörten Abenteuer mit den
Windmühlen hatte, nebst anderen Glücksfällen, die der
Aufbewahrung würdig
Indem sahen sie wohl dreißig bis vierzig Windmühlen, die auf jenem Felde stehen, und sowie sie Don Quixote erblickte, sagte er zu seinem Stallmeister: »Das Glück führt unsre Sache besser, als wir es nur wünschen konnten, denn siehe, Freund Sancho, dort zeigen sich dreißig oder noch mehr ungeheure Riesen, mit denen ich eine Schlacht zu halten gesonnen bin und ihnen allen das Leben zu nehmen; mit der Beute von ihnen wollen wir den Anfang unsers Reichtums machen, denn dies ist ein trefflicher Krieg und selbst ein Gottesdienst, diese Brut vom Angesichte der Erde zu vertilgen.«
»Welche Riesen?« fragte Sancho Pansa.
»Die du dorten siehst«, antwortete sein Herr, »mit den gewaltigen Armen, die zuweilen wohl zwei Meilen lang sind.«
»Seht doch hin, gnädiger Herr«, sagte Sancho, »daß das, was da steht, keine Riesen, sondern Windmühlen sind, und was Ihr für die Arme haltet, sind die Flügel, die der Wind umdreht, wodurch der Mühlstein in Gang gebracht wird.«
»Es scheint wohl«, antwortete Don Quixote, »daß du in Abenteuern nicht sonderlich bewandert bist, es sind Riesen, und wenn du dich fürchtest, so gehe von hier und ergib dich indessen dem Gebete, indem ich die schreckliche und ungleiche Schlacht mit ihnen beginne.«
Mit diesen Worten gab er seinem Pferde Rozinante die Sporen, ohne auf die Stimme seines Stallmeisters Sancho zu achten, der ihm noch immer nachrief, daß es ganz gewiß Windmühlen und nicht Riesen wären, was er angreifen wollte. Aber er war so fest von den Riesen überzeugt, daß er weder nach der Stimme seines Stallmeisters Sancho hörte noch etwas anders sah, ob er ihnen gleich schon ganz nahe gekommen war, vielmehr rief er jetzt mit lauter Stimme: »Entflieht nicht, ihr feigherzigen und niederträchtigen Kreaturen! Ein einziger Ritter ist es, der euch die Stirn beut!« Indem erhob sich ein kleiner Wind, der die großen Flügel in Bewegung setzte; als Don Quixote dies gewahr ward, fuhr er fort: »Strecktet ihr auch mehr Arme aus als der Riese Briareus, so sollt ihr es dennoch bezahlen!« Und indem er dies sagte und sich mit ganzer Seele seiner Gebieterin Dulcinea empfahl, die er flehte, ihm in dieser Gefährlichkeit zu helfen, wohl von seinem Schilde bedeckt, die Lanze im Haken eingelegt, sprengte er mit dem Rozinante im vollen Galopp auf die vorderste Windmühle los und gab ihr einen
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