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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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genannt werden, so mir nichts, dir nichts den Hofrittern den Sieg dieses Turniers zu lassen, da wir übrigen Abenteurer doch den Preis der vorigen drei Tage gewonnen haben.« – »Beruhigt Euch, Herr Gevatter«, antwortete der Pfarrer, »Gott wird es fügen, daß das Glück sich wieder wendet und daß das, was heute verloren ist, morgen wieder gewonnen wird, jetzt tragt nur für Eure Wohlfahrt Sorge, denn Ihr müßt über die Maßen entkräftet sein, wenn Ihr nicht gar schlimm verwundet seid.« – »Verwundet nicht«, sagte Don Quixote, »aber gewiß sehr zerschlagen und zerquetscht, denn der Bastard Don Roland hat mich unsäglich mit dem Stamme einer alten Eiche zerprügelt, und bloß aus Neid, weil er gewahr wird, daß ich sein einziger Nebenbuhle in der Tapferkeit bin; aber ich will nicht Reinald von Montalban heißen, wenn er mir nicht alles, sobald ich nur von diesem Bette aufstehe, trotz allen seinen Bezauberungen bezahlen soll; jetzt aber bringt mir augenblicklich Speise, denn dieser bedarf ich am meisten, und nachher will ich schon auf Rache denken.«
    Sie taten es, sie gaben ihm zu essen und überließen ihn dann dem Schlafe zum zweiten Male, indem alle seine Torheit bewunderten. In dieser Nacht verbrannte und vertilgte die Haushälterin alle Bücher, die sie im Hofe und Hause antraf, und so sind wohl manche umgekommen, die verdient hätten, in ewigen Archiven aufbewahrt zu werden, aber das Schicksal und die Trägheit des Richters vergönnte es ihnen nicht, und so erfüllte sich an ihnen das Sprichwort, daß die Gerechten zugleich mit den Sündern büßen müssen.
    Eins von den Mitteln, das der Pfarrer und der Barbier gegen die Krankheit ihres Freundes ersonnen, war, das Bücherzimmer zu vermauern und anzustreichen, damit er es nicht wiederfinde, wenn er aufstände, weil mit der weggeräumten Ursache auch die Wirkung aufhören würde, wobei sie sagen wollten, daß ein Zauberer Bücher, Zimmer und alles entführt habe; dies ward wirklich mit großer Schnelligkeit ins Werk gesetzt. Nach zweien Tagen erhob sich Don Quixote, und sein erster Gang war, nach seinen Büchern zu sehen, und da er das Zimmer nicht da fand, wo er es gelassen hatte, wandelte er suchend von einer Seite zur andern. Er ging dahin, wo die Tür gewesen war, und tastete mit den Händen und blickte mit den Augen hin und her, ohne ein einziges Wort zu sprechen; nachdem so eine geraume Zeit verflossen war, fragte er endlich die Haushälterin, wo sich denn sein Bücherzimmer befinde. Die Haushälterin, die schon auf ihre Antwort abgerichtet war, sagte: »Was für ein Zimmer oder was sucht Ihr denn irgendda, gnädiger Herr? Wir haben im Hause weder das Zimmer noch die Bücher mehr, denn alles hat der leibhafte Teufel geholt.«
    »Nicht der Teufel«, sagte die Nichte, »sondern ein Zauberer, der auf einer Wolke in einer Nacht kam, nachdem Euer Gnaden tags vorher abgereist waren; er stieg von einer Schlange ab, auf der er ritt, ging in das Zimmer, und was er drinne gemacht hat, weiß ich nicht, aber nach einer kleinen Weile flog er wieder zum Dache hinaus und ließ das Haus voller Rauch, und als wir zusehen wollten, was er gemacht hatte, fanden wir weder Buch noch Zimmer mehr; nur das erinnere ich mich noch, wie auch die Haushälterin, daß im Augenblicke, als der alte widrige Kerl fortfliegen wollte, er laut sagte, daß er aus heimlicher Feindschaft, die er gegen den Herrn der Bücher und des Zimmers habe, ein Unheil angerichtet, das man nachher schon finden würde. Ich glaube, er nannte sich den weisen Muñaton.«
    »Freston wird er gesagt haben«, sprach Don Quixote.
    »Ich weiß nicht«, antwortete die Haushälterin, »ob er Fres
    ton oder Friton hieß, aber sein Name endigte sich auf ton.« – »Dieser«, antwortete Don Quixote, »ist ein weiser Zauberer und mein großer Feind, denn er trägt es mir nach, weil er durch seine Kunst und Wissenschaft in Erfahrung gebracht, daß ich einst in künftigen Zeiten einen Zweikampf mit einem Ritter bestehen werde, den er begünstigt, und ich soll diesen überwinden, ohne daß er es zu hindern vermag, und derohalben erzeigt er mir so viele Unart, als er nur kann. Aber ich verkündige ihm, daß er dem nicht widerstreben noch ausweichen kann, was der Himmel einmal verhängt hat.«
    »Das ist gewißlich wahr«, sagte die Nichte, »aber warum wollen sich der Herr Oheim in dergleichen Händel mischen? Wäre es nicht angenehmer, ruhig zu Hause zu bleiben als in der Welt herumzuziehen, um Zucker zum Honig zu

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