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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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wir ihn denn lassen wollen, um dem Sancho Pansa zu folgen, der sich ebenso verwirrt und gedankenvoll von seinem Herrn entfernte, als jener zurückblieb, und zwar in solchem Grade, daß, als er kaum den Wald verlassen hatte und er beim Umschauen bemerkte, daß Don Quixote nicht mehr zu sehen sei, er von seinem Esel abstieg, sich am Fuße eines Baumes niedersetzte und auf folgende Weise anfing mit sich selber zu sprechen: Nun, mein Freund Sancho, wohin geht's denn mit Euer Gnaden? Gehst du etwa aus, einen Esel zu suchen, der dir verlorengegangen ist? Nein, wahrhaftig nicht. Nun, was willst du denn suchen? Ich will, wie man mir aufgetragen hat, eine Prinzessin suchen und in ihr zugleich die Sonne der Schönheit, nebst dem ganzen Himmel zusammengenommen. Und wo denkt Ihr denn dieses Ding zu finden, Sancho? Wo? In der großen Stadt Toboso. Nun gut, und von wes seiten zieht Ihr aus, sie zu suchen? Von seiten des berühmten Ritters Don Quixote von la Mancha, der die Krummen zerstört und denen zu essen gibt, die durstig sind, und denen zu trinken, die Hunger haben. Nun, so weit geht alles noch recht gut. Wißt Ihr denn aber das Haus, Sancho? Mein Herr sagt, es wären etliche königliche Paläste oder mehrere sehr prachtvolle Burgen. Und habt Ihr sie denn schon sonst einmal gesehen? Weder ich noch mein Herr haben sie jemals mit Augen gesehen. Und meint Ihr denn, daß das ein gutes Ende nähme, wenn die aus Toboso wüßten, daß Ihr Euch gegenwärtig mit der Absicht hier befindet, ihnen ihre Prinzessinnen fortzuschleppen und ihre Damen aufrührisch zu machen; wenn sie nun kämen und Euch die Rippen mit dürren Hölzern so zerklopften, daß Ihr kein gesundes Gebein behieltet? Wahrhaftig, sie würden sehr recht darin handeln, wenn sie nicht etwa darauf Rücksicht nehmen möchten, daß ich nur ein Abgesandter bin, nämlich:

    Nein, mein Freund, Ihr seid ein Bote, Ihr verdient nicht Strafe, nein.

    Verlaß dich darauf nicht, Sancho; denn die Leute in la Mancha sind ebenso hitzig als voll Ehre und lassen sich von niemandem auf der Nase spielen. Bei Gott, wenn sie dich merken, so ist dir das Bad gesegnet! Heiß! Heiß! Au weh! Weit davon ist gut für den Schuß! Jawohl, du aber willst für einen andern den Schwalben Salz auf den Schwanz streuen. Denkst du denn, hier in Toboso eine Dulcinea zu suchen ist so leicht, als Krebse im Wasser zu finden? Der Teufel, der Teufel hat mich in diesen Verdruß gebracht, und niemand sonst.
    Dieses Selbstgespräch hielt Sancho mit sich, und was daraus erfolgte, war, daß er also fortfuhr: Frisch auf ! Für alle Dinge gibt es ein Mittel, außer für den Tod, unter dessen Joch wir alle durchgehen müssen, so schwer es uns auch ankommt, am Ende unsers Lebens. Dieser mein Herr hat durch tausend Proben bewiesen, daß er toll ist zum Anbinden, und ich lasse mich auch darin nicht lumpen; denn ich bin noch dummköpfiger wie er, weil ich ihm folge und ihm diene, wenn das Sprichwort nämlich recht hat: Sage mir, mit wem du umgehst, so will ich dir sagen, wer du bist; und noch ein anderes: Nicht mit wem du geboren, sondern mit wem du geschoren. Da er nun toll ist, wie er es ist, und in der Tollheit oft ein Ding für das andere nimmt, weiß für schwarz hält und schwarz für weiß, wie es sich damals auswies, als er sagte, die Windmühlen wären Riesen und die Maultiere der Mönche Dromedare und die Herde von Hammeln eine Armee von Feinden, nebst vielen andern Dingen von gleichem Gehalt, so wird es auch nicht schwerhalten, ihn glauben zu machen, eine Bauerndirne, die erste die beste, die ich finde, sei die Dame Dulcinea. Und wenn er's nicht glaubt, so schwör ich; schwört er, schwör ich von neuem; besteht er auf seinem Nein, so bleibe ich noch mehr bei meinem Ja; und so will ich meinen Satz dreist durchfechten, es mag daraus werden, was will. Vielleicht setze ich es mit meiner Standhaftigkeit durch, daß er mich nicht wieder auf solche Gesandtschaften schickt, da er sieht, wie wenige Freude er davon hat ; oder vielleicht wird er sich auch, wie ich es mir denke, vorstellen, daß ein böser Zauberer, einer von denen, die ihm immer übelwollen, wie er sich einbildet, die Gestalt verwandelt habe, um ihm Schaden und Verdruß zuzufügen.
    Mit dieser Erfindung hatte Sancho Pansa seine Seele beruhigt; denn er hielt nun sein Geschäft für völlig geendigt. Er blieb nur noch bis Nachmittage sitzen, damit Don Quixote denken konnte, er habe diese Zeit gebraucht, um nach Toboso zu gehen und zurückzukommen. Auch gelang

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