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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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es ihm so gut, daß, als er wieder aufstand, seinen Grauen zu besteigen, er von Toboso drei Bäuerinnen auf sich zukommen sah, die auf drei jungen Eseln oder Eselinnen ritten, welches aber der Autor nicht ganz ins Licht setzt; denn es steht mehr zu vermuten, daß es gewöhnliche Eselinnen waren, weil diese am häufigsten von den Bäuerinnen gebraucht werden; da aber hierauf wenig ankömmt, so wollen wir uns dabei nicht aufhalten, es in Richtigkeit zu bringen.
    Kurz, sowie Sancho die Bäuerinnen gewahr wurde, ritt er im Trabe zu seinem Herrn Don Quixote zurück, den er in Seufzern fand, und indem er tausend verliebte Klagen ausstieß. Als Don Quixote ihn sah, rief er: »Nun, Freund Sancho, soll ich diesen Tag mit einem weißen oder mit einem schwarzen Steine bezeichnen?«
    »Lieber noch«, antwortete Sancho, »mögt Ihr ihn mit roter Farbe bezeichnen, wie man die Büchertitel druckt, damit man sie schon von weitem sehen kann.«
    »Auf diese Weise«, versetzte Don Quixote, »bringst du gute Zeitungen?«
    »So gute«, antwortete Sancho, »daß Ihr weiter nichts zu tun habt, als dem Rozinante die Sporen zu geben und ins Freie zu reiten, um die Dame Dulcinea von Toboso zu sehen, die mit zwei von ihren Jungfrauen kömmt, um Euer Gnaden zu besuchen.«
    »Heiliger Gott! was sagst du da, Freund Sancho?« rief Don Quixote aus. »Suche mich ja nicht zu täuschen oder meine wahrhafte Traurigkeit durch eine falsche Freude zu erfreuen.«
    »Was hälfe es mir, Euer Gnaden zu täuschen«, antwortete Sancho, »besonders da Ihr so leichtlich die Wahrheit entdecken könnt? Spornt, gnädiger Herr, und kommt, und Ihr werdet unsere gebietende Prinzessin sehen, so gekleidet und geschmückt, daß man sich nichts Schöneres wünschen kann. Ihre Jungfrauen und sie sind alle ein einziger Brand von Gold, lauter Bündel von Perlen, sie sind lauter Diamanten, lauter Rubinen, lauter Brokat von mehr als zehnfachem Gewirke. Ihre Haare hängen über den Schultern und sind ebenso viele Sonnenstrahlen, mit denen die Winde spielen. Und außerdem kommen sie zu Pferde, auf drei gefleckten Keltern, daß man nichts Schöneres sehen kann.«
    »Zeltern willst du sagen, Sancho.«
    »Da ist wenig Unterschied«, antwortete Sancho, »zwischen Keltern und Zeltern; sie mögen aber reiten, worauf sie wollen, so sind es die prächtigsten Damen, die man sich nur wünschen kann, besonders die Prinzessin Dulcinea, meine Gebieterin, welche alle Sinne in Entzücken versetzt.«
    »So gehen wir denn, Sohn Sancho«, antwortete Don Quixote, »und wegen dieser unverhofften herrlichen Zeitung verspreche ich dir zur Belohnung die beste Beute, welche ich im ersten Abenteuer gewinnen werde, worauf ich stoße; und wenn dich dieses nicht zufriedenstellt, so verspreche ich dir die Jungen, die in diesem Jahre meine drei Stuten werfen werden, von denen du weißt, daß ich sie auf die Gemeindeweide unseres Ortes schicke, damit sie trächtig werden.«
    »Ich halte mich an die Jungen«, antwortete Sancho; »denn ob die Beute des ersten Abenteuers annehmlich sein wird, ist noch nicht ausgemacht.«
    Indem kamen sie aus dem Walde und sahen schon nahe bei sich die drei Bauernmädchen. Don Quixote dehnte seine Augen auf den ganzen Weg nach Toboso aus, und da er nichts weiter als die drei Bäuerinnen sah, ward er verwirrt und fragte Sancho, ob er sie außerhalb der Stadt verlassen habe.
    »Wie denn außerhalb der Stadt?« antwortete jener; »habt Ihr denn etwa die Augen hinten im Kopfe, daß Ihr die nicht seht, die daherkommen, ganz in vollem Strahlen, wie die Sonne am Mittage?«
    »Ich sehe nichts, Sancho«, sagte Don Quixote, »als drei Bäuerinnen auf Eseln.«
    »Nun, so mag mich Gott vom Teufel erlösen!« antwortete Sancho; »aber ist es denn möglich, daß Ihr die drei Zelter, oder wie sie heißen mögen, die so weiß sind wie der frisch gefallene Schnee, für Esel halten könnt? Meiner Seele, den Bart würde ich mir ausreißen, wenn das die Wahrheit wäre!«
    »Ich sage dir aber, Freund Sancho«, sagte Don Quixote, »daß dieses so gewiß Esel oder Eselinnen sind, als ich Don Quixote bin oder du Sancho Pansa bist; zum mindesten erscheinen sie mir so.«
    »Schweigt doch, gnädiger Herr«, sagte Sancho, »und sprecht nicht dergleichen Worte, sondern putzt Euch die Augen und kommt, um der Dame Eurer Gedanken die Reverenz zu bezeigen; denn sie ist schon ganz nahe.« Und mit diesen Worten entfernte er sich, um den Bäuerinnen entgegenzugehen; er stieg vom Grauen ab, faßte den Esel des einen

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