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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Rozinante neben ihm, der mit seinem Herrn gestürzt war. Das gewöhnliche Ende der Fröhlichkeit und des Übermutes des Rozinante.
    Kaum aber hatte Sancho seinen Esel verlassen, um dem Don Quixote zu helfen, als jener tanzende Teufel mit den Blasen auf den Grauen sprang und mit diesen auf ihn losschlug, so daß, mehr aus Furcht vor dem Lärm als aus Schmerz vor den Schlägen, dieser eiligst nach dem Dorfe rannte, wo die Gesellschaft das Fest begehen wollte. Sancho sah den Lauf seines Grauen und den Fall seines Herrn und wußte nicht, welchem von diesen beiden Drangsalen er zuerst beispringen sollte; aber dennoch, als ein wackerer Stallmeister und ein wackerer Diener, vermochte die Liebe zu seinem Herrn mehr über ihn als die Zärtlichkeit zu seinem Esel, obgleich, jedesmal wenn er die Blasen in die Luft steigen und auf die Lenden seines Grauen niederfallen sah, er einen Stich im Herzen empfand und jedesmal wünschte, daß man ihm lieber diese Schläge ins Gesicht und in die Augen gegeben, als daß man seinem Esel nur das kleinste Haar in seinem Schwanze gekrümmt hätte.
    Mit dieser verwirrten Seelenerschütterung kam er dahin, wo Don Quixote lag, der einen härtern Fall getan hatte, als ihm dienlich gewesen; er half ihm wieder auf den Rozinante und sagte: »Gnädiger Herr, der Teufel hat den Grauen geholt.«
    »Welcher Teufel?« fragte Don Quixote.
    »Der mit den Blasen«, antwortete Sancho.
    »Ich will ihn wiedererobern«, versetzte Don Quixote, »und wenn er sich mit ihm in den tiefsten Abgründen und in den finstersten Schlünden der Hölle verborgen hätte. Folge mir, Sancho, denn der Wagen fährt nur langsam, und mit den Maultieren desselben soll dir der Verlust des Grauen vergütet werden.«
    »Das ist nicht nötig, gnädiger Herr«, antwortete Sancho,
    »sänftigt nur Euren Zorn; denn soviel ich sehen kann, ist der Teufel vom Grauen wieder abgestiegen, und der wird nun schon nach Hause kommen.« So war es auch in der Tat; denn der Teufel war mit dem Grauen ebenfalls gestürzt, um Don Quixote und Rozinante nachzuahmen, worauf sich der Teufel zu Fuß in das Dorf begab und der Esel zu seinem Herrn zurückkehrte.
    »Dessenungeachtet«, sagte Don Quixote, »wird es gut sein, die Unart jenes Teufels an irgendwem auf dem Wagen zu bestrafen, wär es auch am Kaiser selbst.«
    »Laßt Euch nur diese Gedanken vergehen«, versetzte Sancho, »und nehmt meinen Rat an, Euch nämlich niemals mit Komödianten einzulassen; denn das Volk wird immer begünstigt. Ich habe einen Akteur gesehen, der wegen zweier Totschläge gefangensaß und der doch frei wurde, und ohne Kosten. Ihr müßt bedenken, daß, da es ein lustiges und ergötzliches Volk ist, alle sie begünstigen, alle ihnen helfen und beistehen; besonders wenn sie von den königlichen oder privilegierten Gesellschaften sind, wovon alle oder doch die meisten in ihrer Tracht und ihrem Betragen wie die Prinzen aussehen.«
    »Dessenungeachtet«, antwortete Don Quixote, »soll es diesem komödiantischen Teufel nicht so ungenossen hingehen, und wenn ihn auch das ganze menschliche Geschlecht beschützte.« Und nach diesen Worten wendete er sich nach dem Wagen, der dem Dorfe schon ganz nahe war, und rief mit lauter Stimme: »Halt an und warte, du lustiger und fröhlicher Haufen; denn ich will euch zeigen, wie man Esel und Getier behandelt, das den Stallmeistern der irrenden Ritter zum Reiten dient.«
    Don Quixote brüllte so laut, daß ihn die im Wagen hörten und verstanden; und da sie aus seinen Worten auf seine Absicht schlossen, sprang der Tod augenblicks vom Wagen und nach ihm der Kaiser, der Teufel, Fuhrmann und der Engel, ohne daß die Königin noch der Gott Cupido zurückblieben, und alle beluden sich mit Steinen und stellten sich in Schlachtordnung, um Don Quixote mit den Schneiden ihrer Kiesel zu empfangen. Don Quixote, der sie in eine so tapfere Reihe gestellt sah, die Arme aufgehoben, im Begriff, mit aller Gewalt die Steine zu schleudern, zog die Zügel des Rozinante an und fing an nachzudenken, wie er sie mit der wenigsten Gefahr seiner Person angreifen möchte.
    Indem er noch überlegte, kam Sancho; und da er ihn in der Verfassung sah, die wohlformierte Schar anzugreifen, sagte er zu ihm: »Das wäre eine ungemeine Torheit, ein solches Unternehmen zu beginnen. Bedenkt doch nur, gnädiger Herr, daß es gegen dergleichen Steinsuppe und Ohrenschmaus durchaus keine Verteidigungswaffe in der Welt gibt, wenn man sich nicht unter einer ehernen Glocke verstecken und

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