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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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dem Karren oder Wagen von
    der Hofhaltung des Todes begegnete

    Übermäßig gedankenvoll setzte Don Quixote seinen Weg fort, indem er noch den schlechten Streich überlegte, den ihm die Zauberer gespielt hatten, seine Dame Dulcinea in die häßlichste Gestalt einer Bäuerin zu verwandeln; und wie er kein Mittel erdenken könne, um sie zu ihrem eigentümlichen Wesen wieder zurückzubringen. Diese Gedanken brachten ihn so sehr außer sich, daß er, ohne es zu merken, den Zaum des Rozinante fallen ließ, der, da er die Freiheit merkte, die man ihm vergönnte, bei jedem Schritte stillstand, um das Gras abzufressen, welches dortherum häufig wuchs. Aus dieser Betäubung erweckte ihn Sancho Pansa, indem er sagte: »Gnädiger Herr, die Traurigkeit ist nicht für die Tiere gemacht, sondern für die Menschen; wenn ihr aber die Menschen gar zu sehr nachhängen, so werden sie zu Tieren. Ermuntert Euch also, besinnt Euch und faßt den Zügel des Rozinante auf ; seid munter und wacker und zeigt die Bravour, die den irrenden Rittern zukommt. Was Teufel ist denn das? Was ist das für ein Betragen? Sind wir hier oder in Frankreich? Mag doch der Teufel alle Dulcineen holen, die es nur auf der Welt gibt; denn die Wohlfahrt eines einzigen irrenden Ritters ist mehr wert als alle Bezauberungen und Verwandlungen auf Erden.«
    »Schweig, Sancho«, antwortete Don Quixote mit einer nicht matten Stimme; »schweig, sage ich, und sprich keine Lästerungen gegen jene bezauberte Dame aus, von deren Unglück und Elend ich einzig die Schuld trage; aus dem Neide nämlich, den die Bösen zu mir tragen, ist ihre Bedrängnis entstanden.«
    »Das sag ich auch«, antwortete Sancho; »wer sie gesehen hat und sieht sie jetzt, wessen Herz wird da wohl nicht brechen?«
    »Das magst du wohl sagen, Sancho«, versetzte Don Quixote; »denn du hast sie in der höchsten Vollendung ihrer Schönheit gesehen, und die Bezauberung ist nicht so weit gegangen, dein Gesicht zu verwirren und dir ihre Schönheit zu verbergen. Nur gegen mich und gegen meine Augen ist die Kraft des Giftes gerichtet; dessenungeachtet aber, Sancho, ist mir doch ein Ding beigefallen, daß du mir nämlich ihre Schönheit nicht gut geschildert hast. Denn wenn ich mich recht erinnere, so sagtest du, sie habe Perlenaugen; die Augen aber, die den Perlen ähnlich sind, schicken sich eher für einen Fisch als für eine Dame; und wie ich glaube, sind die Augen der Dulcinea grüne Smaragden, groß, mit zwei himmlischen Bogen, die ihr zu Augenbraunen dienen. Nimm ihr diese Perlen aus den Augen und gib sie den Zähnen; denn ohne Zweifel, Sancho, hast du dich vergriffen und die Augen für die Zähne genommen.«
    »Das ist alles möglich«, antwortete Sancho; »denn mich erschreckte ihre Schönheit ebensosehr wie Euch ihre Häßlichkeit. Aber wir wollen alles Gott empfehlen; denn er weiß um alle Dinge, die sich in diesem Tale des Jammers zutragen sollen, in dieser bösen Welt, die wir bewohnen, wo sich fast nichts befindet, was nicht mit Bosheit, Schelmstück und Spitzbüberei vermengt sei. Ein Ding, gnädiger Herr, verdrießt mich nur mehr als alles übrige: was nämlich daraus werden soll, wenn Ihr einen Riesen oder einen andern Ritter überwindet und ihm den Befehl gebt, daß er hingehe, um sich vor der Schönheit der Dame Dulcinea zu präsentieren; wo soll sie der arme Riese oder der arme, elende, überwundene Ritter finden? Ich sehe sie ordentlich schon durch Toboso wie die Maulaffen herumstreichen und die Dame Dulcinea suchen, und wenn sie ihr auch mitten auf der Straße begegnen, so werden sie sie ebensowenig kennen wie meinen Vater.«
    »Mag sein, Sancho«, antwortete Don Quixote, »daß sich die Bezauberung nicht so weit erstreckt, daß die Erkennung der Dulcinea den überwundenen und präsentierten Rittern und Riesen benommen sei, und mit einem oder zweien von den ersten, die ich überwinden und ihr zuschicken werde, will ich den Versuch machen, ob sie sie sehen können oder nicht, indem ich ihnen befehle, daß sie zu mir zurückkommen und mir von dem Nachricht erteilen, was sich mit ihnen zugetragen hat.«
    »Ich sage, gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »daß mir das sehr gut scheint, was Ihr eben gesprochen habt; durch diesen Kunstgriff werden wir das erfahren können, was wir gern wissen wollen, und wenn sie denn nur bloß vor Euer Gnaden verborgen ist, so trifft das Unglück nicht sowohl sie als Euch selber. Wie aber der Dame Dulcinea Heil und Zufriedenheit zuteil werden mag, so wollen wir

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