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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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verborgen, ohne daß sie mehr hervorgeguckt hätten, als wenn es Täubchen gewesen wären. Die abgezogenen Hasen und gepflückten Hennen, die an den Bäumen hingen, um dann in den Töpfen begraben zu werden, waren nicht zu zählen. Vögel und Wildpret von verschiedener Art waren in unendlicher Masse; alles hing an den Bäumen, um an der Luft frisch zu bleiben. Sancho zählte mehr als sechzig Schläuche von ziemlicher Größe, die alle, wie es sich nachher auswies, mit den edelsten Weinen angefüllt waren. So lagen auch Haufen des schönsten Weizenbrotes da, wie man das Getreide in den Scheunen aufzuhäufen pflegt. Die Käse waren wie Backsteine aufeinandergestellt, so daß sie eine Mauer bildeten; und zwei Kessel mit Öl, so groß als Oxhöfte, dienten, das Backwerk fett zu machen, welches man dann mit zwei gewaltigen Kochlöffeln herausholte und es in einen andern Kessel mit zerlassenem Honig tauchte, der daneben stand. Der Köche und Köchinnen waren mehr als fünfzig, alle reinlich, alle fleißig und alle vergnügt. In dem leeren Bauche des Rindes steckten zwölf zarte und kleine Saugeschweinchen, die, von innen gekocht, dem Braten einen lieblicheren Geschmack geben sollten. Die verschiedenartigen Gewürze waren nicht bei Pfunden, sondern bei halben Zentnern gekauft, und alle standen öffentlich in einer großen Kiste da. Kurz, die Zurüstungen zur Hochzeit waren ländlich, aber alles in solchem Überflusse, daß eine ganze Armee hätte können bewirtet werden.
    Alles dies sah Sancho, alles betrachtete er genau, und von allem wurde er hingerissen. Zuerst nahmen seine Begier die Töpfe gefangen und unterwarfen sie sich, denn er hätte gar zu gern eine tüchtige Pfanne voll herausgelangt; dann entzündeten sein Verlangen die Schläuche, zuletzt aber die in der Pfanne gebackenen Speisen, wenn man das Pfannen nennen kann, was so großmächtig wie Kessel war; und ohne sich länger entbrechen zu können oder seine Wünsche länger zu verhehlen, wandte er sich an einen von den geschäftigen Köchen und bat ihn mit höflichen und hungrigen Redensarten, ihn ein Stückchen Brot in einem von den Töpfen eintauchen zu lassen, worauf der Koch antwortete: »Freund, der heutige Tag gehört nicht unter die Gerichtsbarkeit des Hungers; Dank sei's dem reichen Camacho! Steigt ab und seht zu, ob ein Löffel da ist, und schäumt Euch eine oder zwei Hennen ab, und Gott lasse sie Euch gedeihen!«
    »Ich sehe keinen«, antwortete Sancho.
    »Wartet«, sagte der Koch; »bei meiner armen Seele, wie zimpferlich seid Ihr doch, und wie wenig wißt Ihr Euch anzustellen!« Und mit diesen Worten ergriff er eine Pfanne und fuhr damit in einen von den Töpfen hinein, faßte drei Hennen und zwei Gänse und sagte zu Sancho: »Eßt, Freund, für die Nüchternheit diesen Schaum, bis die Stunde zum Frühstück herankömmt.«
    »Ich habe nichts, um es hineinzulegen«, antwortete Sancho.
    »So nehmt«, sagte der Koch, »Pfanne und alles; denn der Reichtum und das Vergnügen Camachos bezahlt gern alles.«
    Indes sich dieses mit Sancho zutrug, sah Don Quixote, wie von einer Seite der Lauben zwölf Bauern auf zwölf sehr schönen Stuten hereinritten, mit sehr schönen und reichen Schabracken und vielen Schellen vor der Brust der Pferde. Alle waren festlich und munter gekleidet, und sie sprengten in einem Haufen nicht ein Mal, sondern oft über die Wiese, mit fröhlichem und lustigem Geschrei, indem sie ausriefen: »Es leben Camacho und Quiteria, er so reich wie sie schön, und sie die Schönste von der Welt!«
    Als Don Quixote dies hörte, sagte er zu sich selbst: Es scheint wohl, daß diese nie meine Dulcinea von Toboso gesehen haben; denn wenn sie diese gesehen hätten, so würden sie in den Lobpreisungen ihrer Quiteria etwas bescheidener sein.
    Bald darauf kamen zu den verschiedenen Seiten der Lauben viele und verschiedene tanzende Gruppen herein; unter diesen auch Schwerttänzer, nämlich vierundzwanzig Bursche von schönem und edlem Anstande, alle mit dem weißesten Leinen bekleidet und mit feinseidenen Tüchern von bunten Farben in den Haaren; und der sie anführte, ein leichtfüßiger Jüngling, wurde von einem auf den Stuten angeredet, ob einer von den Tänzern verwundet sei.
    »Bis jetzt ist gottlob noch keiner verwundet, wir sind alle gesund«; und zugleich fing er mit seinen übrigen Gefährten die Verschlingungen an, mit so vielen Wendungen und einer solchen Geschicklichkeit, daß, obgleich Don Quixote schon oft dergleichen Tänze gesehen, ihm

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