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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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die Lanzen und Hellebarden führte, und als es Tag geworden, kamen der Vetter und der Page, um von Don Quixote Abschied zu nehmen, der erste, im Begriff nach Hause zu gehen, und der zweite, seine Reise fortzusetzen, zu deren Erleichterung ihm Don Quixote ein Dutzend Realen gab. Meister Peter wollte nicht wieder mit Don Quixote dem Hin- und Widerreden ausgesetzt sein, den er sehr gut kannte, sondern packte vor Sonnenaufgang die Reliquien seines Spieles und seinen Affen zusammen und entfernte sich ebenfalls, um seine Abenteuer aufzusuchen. Der Wirt, welcher Don Quixote nicht kannte, war über seine Narrheit ebensosehr wie über seine Freigebigkeit verwundert. Endlich bezahlte diesen Sancho auch sehr reichlich auf Befehl seines Herrn, und ungefähr um acht Uhr des Morgens nahmen sie Abschied, verließen die Schenke und machten sich auf den Weg, auf welchem wir sie auch ziehen lassen: denn so schickt es sich, daß wir Zeit gewinnen, um andere Dinge zu erzählen, die zum Verständnisse dieser großen Historie nötig sind.

    10. [27.] KAPITEL
Erzählt, wer Meister Peter und sein Affe gewesen,
nebst dem üblen Erfolge, welchen Don Quixote in dem
Abenteuer vom Eselgeschrei hatte, welches er nicht so
beendigte, wie er wollte und anfangs gedachte

    Cide Hamete Benengeli, der Verfasser dieser großen Historie, beginnt dieses Kapitel mit folgenden Worten: »Ich schwöre als katholischer Christ«; wobei sein Übersetzer anmerkt, daß, wenn Cide Hamete als katholischer Christ schwört, da er doch ein Mohr sei, wie er ohne Zweifel gewesen, so wolle er damit nichts anderes sagen, als so wie der katholische Christ, wenn er schwört, und die Wahrheit beschwört oder sie beschwören soll und sie in allem sprechen, was er spricht, so sage er sie ebenfalls, als wenn er wie ein katholischer Christ geschworen hätte, in dem, was er von Don Quixote schreiben wolle, vorzüglich wenn er sagt, wer der Meister Peter und der wahrsagende Affe gewesen, der alle jene Dörfer durch seine Wahrsagungen in Erstaunen versetzt hatte.
    Er meldet also, daß derjenige, welcher den ersten Teil dieser
    Historie gelesen, sich wohl des Gines von Pasamonte erinnern wird, welchem Don Quixote, nebst anderen Ruderknechten, im Schwarzen Gebirge die Freiheit verschaffte: eine Wohltat, die schlecht erkannt und noch übler von jenen boshaften und niedrig gesinnten Leuten bezahlt wurde. Dieser Gines von Pasamonte, welchen Don Quixote Gineslein Paraublingen nannte, war derselbe, welcher dem Sancho Pansa seinen Grauen stahl, welches, da es durch Schuld der Drucker im ersten Teile nicht erzählt ist, wie oder wann solches geschehen, manche auf die Meinung gebracht hat, das kurze Gedächtnis des Verfassers habe das verschuldet, was doch nur ein Fehler der Presse ist. Kurz also, Gines stahl ihn, indem Sancho Pansa auf ihm schlief, wobei er sich derselben List und Art bediente, wie Brunelo dem Sacripante, als er Albraca belagert hielt, das Pferd unter den Beinen wegstahl. Nachher erhielt Sancho den Esel wieder, wie oben erzählt ist. Dieser Gines, in Furcht, der Obrigkeit in die Hände zu fallen, welche ihn aufsuchte, um ihn für seine unzähligen Schelmereien und Verbrechen zu züchtigen – deren so viele und so mancherlei waren, daß er selber ein großes Buch davon geschrieben hat –, faßte den Entschluß, sich nach dem Königreiche Aragon zu begeben und sich das linke Auge zu bepflastern. Er übernahm hierauf das Gewerbe eines Puppenspielers; denn dieses und die Künste eines Taschenspielers verstand er vollkommen. Es traf sich, daß er von einigen befreiten Christen, die eben aus der Barbarei kamen, den Affen kaufte, den er lehrte, wie er ihm bei einem gewissen Zeichen auf die Schulter springen und in die Ohren flüstern mußte oder so tun, daß es den Anschein hatte. Ehe er nun mit seinem Spiele und seinem Affen sich in einen Ort hineinbegab, erkundigte er sich im nächsten Dorfe, oder wo es anging, genau, welche Vorfälle sich in jenem Dorfe und mit welchen Leuten sie sich zugetragen hatten. Dies behielt er alles gut im Gedächtnisse, und das erste, was er hierauf tat, war, sein Spiel zu zeigen, welches bald diese, bald eine andere Historie vorstellte, die aber alle lustig, angenehm und schon bekannt waren. War das Schauspiel zu Ende, so kam er auf die Künste seines Affen, wovon er den Leuten sagte, daß er das Vergangene und Gegenwärtige sagen könne, daß er sich aber auf das Zukünftige nicht einlasse. Für jede Frage forderte er zwei Realen, war aber auch

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