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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Gang von Fleisch verzehrt war, breiteten sie auf die Felle eine große Menge Eicheln, wobei sie einen halben Käse aufsetzten, der härter war, als wenn er aus Kalk gearbeitet wäre. Das Trinkhorn war auch nicht müßig, denn es ging häufig herum, bald voll, bald ausgeleert, wie der Eimer an einem Schöpfrade, so daß einer von den beiden preisgegebenen Schläuchen bald ausgeleert war.
    Als Don Quixote seinen Magen hinreichend befriedigt hatte, nahm er eine Handvoll Eicheln, betrachtete sie aufmerksam und eröffnete hierauf seinen Mund zu folgenden Worten: »O du beglücktes Zeitalter! beglücktes Jahrhundert! dem unsre Vorfahren den Namen des Goldenen beilegten, nicht weil man damals das Gold, welches in unserm Eisernen Zeitalter so geschätzt wird, in jenen preiswürdigen Tagen ohne Beschwer gewann, sondern weil unter denen, die damals lebten, die beiden Wörter mein und dein unbekannt waren. In diesem segensreichen Alter waren alle Dinge gemein, keiner durfte für seinen gewöhnlichen Unterhalt etwas Weiteres tun als die Hand ausstrecken, um sie von den starken Eichen zu pflücken, die einladend und freigebig die süße und gesunde Frucht jedermann hinreichten. Die klaren Gewässer und die rollenden Ströme boten in ihrer herrlichen Fülle die wohlschmeckende durchsichtige Welle zum Trunke dar. In den Felsenritzen und Baumhöhlen bauten die fleißigen und klugen Bienen ihren Staat und luden ohne Eigennutz jedwede Hand zur Einsammlung ihrer lieblichen Arbeit ein. Die festen Korkbäume gaben freiwillig und ohne Berührung des Beils die reichhaltige und leichte Rinde her, womit man die Hütten, die auf unbehauenen Pfählen ruhten, deckte, um sich gegen die Unfreundlichkeit des Himmels zu schützen.
    Alles war damals Friede, Liebe, Eintracht; noch hatte es das schneidende Eisen des gekrümmten Pfluges nicht gewagt, die frommen Eingeweide unsrer ersten Mutter zu öffnen und zu verletzen: denn ungezwungen verbreitete von allen Seiten der fruchtbare große Schoß alles, was zur Sättigung, Erhaltung und Ergötzung ihrer Kinder diente. Damals war es auch, daß die einfältigen und schönen Hirtenmädchen von Tal zu Tal, von Hügel zu Hügel schweiften, die Haare aufgeflochten und nicht weiter bekleidet, als das anständig zu verhüllen, was die Tugend damals und immer zu verhüllen geboten hat; aber ihr Schmuck war nicht wie der jetzige, den der tyrische Purpur und die tausendfältig zermarterte Seide kostbar macht. Grüne Blätter, mit Efeu verwebt, war ihre Tracht, in der sie wohl so herrlich und reizend erschienen als jetzt unsre Damen in ihren seltsamen und fremden Erfindungen, die der sinnende Müßiggang erzeugt. Einfalt und Treue waren damals der Schmuck der werbenden Liebe, sie sprach, wie sie dachte, und suchte keinen künstlichen Schwung der Worte, um sich köstlich zu machen. Betrug, Täuschung und Bosheit waren nicht mit Wahrheit und Aufrichtigkeit vermischt. Auf eigenen Gesetzen ruhte die Gerechtigkeit, weder Gunst noch Eigennutz wagten es, sie zu irren, die sie jetzt schmälern, irren und verfolgen. Willkürliche Aussprüche verunzierten keinen Richter, denn keiner richtete damals, und keiner wurde gerichtet. Die Jungfrauen und Tugend gingen, wie schon gesagt, wohin sie wollten, allein und einsam, ohne Furcht, daß fremde Kühnheit und üppige Wünsche sie schädigten, denn ihre Einbuße geschah nur aus eigner Lust und freiem Willen. Aber in unsern verderblichen Zeiten ist keine Tugend sicher, wenn sie auch ein neues kretensisches Labyrinth verborgen und verschlossen hielte: denn auch dort dringt durch Ritzen und mit der Luft die ungebändigte, listerfüllte Begier hinein und vereitelt und vernichtet jegliche Vorsicht. Zur Sicherheit wurde also im Fortlauf der Zeiten und mit der anwachsenden Bosheit der Orden der irrenden Ritter begründet, um Jungfrauen zu verteidigen, Witwen zu schützen, Waisen und Hülfsbedürftigen beizustehen. Desselben Ordens bin auch ich, ihr Hirten, meine Brüder, denen ich für die Aufnahme und den freundlichen Willkommen danke, welche sie mir und meinem Stallmeister zukommen ließen; so ist es doch, weil ich erkenne, daß ihr ohne dieses Erkenntnis mich aufgenommen und bewirtet habt, der Vernunft gemäß, daß ich auch mit meinem besten Willen für euren guten dankbar bleibe.«
    Die ganze lange Rede – die er wohl hätte unterlassen können – hielt unser Ritter, weil ihn die aufgetragenen Eicheln an das Goldene Zeitalter erinnerten, dies machte ihm Lust, den Ziegenhirten diese

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