Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Gerste, diesmal wird's eine gute Ölernte, aber in den drei folgenden Jahren gerät kein Tropfen.‹«
    »Diese Wissenschaft nennt man Astrologia«, sagte Don Quixote.
    »Ich weiß nicht, wie es genannt wird«, antwortete Pedro, »aber ich weiß, daß er das innehatte und noch mehr. Kurz, es waren kaum etliche Monate vergangen, seit er von Salamanca zurückgekommen war, als er eines Tages mit einem Male als Schäfer auszog, mit seiner Herde und seinem Kittel; der weite Rock, den er als Gelehrter trug, war weg, und mit ihm ging auch als ein Schäfer sein guter Freund Ambrosius, der auch im Studieren sein Kamerad gewesen war. Ich habe vergessen, Euch noch zu erzählen, wie der Gestorbene ein schrecklicher Mensch war, Verse zu machen, so hatte er auch alle Gesänge für den heiligen Weihnachtsabend geschrieben und die Gespräche für die hohen Feste, die die Burschen in unserm Dorfe aufführten und wovon die Leute sagen, daß sie überaus herrlich wären. Als die Menschen im Dorfe die beiden Schüler so mit einem Male als Schäfer angezogen sahen, verwunderten sie sich und konnten es gar nicht begreifen, aus was Ursach sie auf diese närrische Abänderung verfallen wären. Um die Zeit war auch der Vater von unserm Chrysostomus gestorben, und er erbte von ihm einen Haufen Vermögen, bewegliche Güter und Grundstücke und eine ziemliche Anzahl von großem und kleinem Vieh und eine große Menge Geld; über das alles war der Sohn nun völlig Herr. Aber er verdiente es auch, denn er war ein guter Geselle, mitleidig und freundschaftlich gegen alle guten Leute, und ein Gesicht hatte er, wie es nur so sein mußte. Endlich kam es denn heraus, warum er seine Tracht verändert hatte, und es war nichts anderes, als daß er in die Wüstenei der Schäferin Marcella nachziehen wollte, die unser Hirt vorher genannt hat und in die sich der arme gestorbene Chrysostomus verliebt hatte. Nun muß ich Euch auch erzählen, wer die Spitzbübin ist, weil Ihr es wissen müßt, denn vielleicht, und nicht einmal vielleicht, gewiß werdet Ihr dergleichen zeit Eures Lebens nicht wieder hören, wenn Ihr auch mehr als Ysop erleben solltet.«
    »Sagt Hiob«, erwiderte Don Quixote, der es nicht aushalten konnte, daß der Ziegenhirt so die Namen verstümmelte.
    »Ei, so laßt mir doch den Ysop!« rief Pedro aus, »denn wenn Ihr mir jedes Wort so umdrehen wollt, so werden wir in einem Jahre nicht fertig.«
    »Verzeiht mir, mein Freund«, antwortete Don Quixote, »ich wollte Euch nur den großen Unterschied zwischen Ysop und Hiob begreiflich machen; aber Ihr habt mir sehr gut geantwortet, denn Ihr könnt mehr Ysop als Hiobs finden, doch fahrt nur in Eurer Geschichte fort, ich will Euch nun nicht weiter unterbrechen.«
    »Also, mein liebwertester Herr«, sagte der Ziegenhirt, »da war in unserm Dorfe ein Bauer, der noch reicher war wie der Vater des Chrysostomus und der Wilhelm hieß und dem Gott, nebst seinem vielen und großen Vermögen, auch eine Tochter schenkte, bei deren Geburt die Mutter starb, die wohl das herrlichste Weib war hier weitherum. Denn immer noch seh ich ihr Gesicht vor mir, in dem auf der einen Seite die Sonne und auf der andern der Mond stand, und dabei war sie so arbeitsam und gegen die Armen so mitleidig, daß ich auch gewiß glaube, sie genießt jetzt und immerdar im Himmel ihre Seligkeit. Aus Gram über den Tod einer solchen braven Frau starb auch der Mann Wilhelm und gab seine junge und reiche Tochter Marcella unter die Aufsicht eines Oheims, der Priester in unserm Dorfe ist. Das Kind wuchs auf und wurde so schön, daß wir immer dabei an die Mutter dachten, die ungemein schön gewesen war, aber bald sagte man, daß die Tochter sie noch übertreffen würde. So kam es auch, denn als sie ungefähr vierzehn oder funfzehn Jahre alt sein mochte, sah sie keiner, der nicht Gott dafür segnete, daß er sie so schön erschaffen hatte, und viele wurden in sie verliebt und wie bezaubert. Der Oheim hielt sie sehr eingezogen und unter strenger Aufsicht, aber das Gerücht von ihrer herrlichen Schönheit verbreitete sich so, daß deshalb, wie auch wegen ihres Reichtums, nicht nur aus unserm Dorfe, sondern auch viele Meilen in der Runde angesehene Leute kamen, von denen der Oheim gebeten, gequält und geängstigt wurde, daß er sie ihnen zur Frau geben möchte. Er aber, der in der Tat ein guter Christ ist, wenn er sie auch gern bald verheiratet hätte, da sie die Jahre hatte, wollte doch nichts ohne ihre Einwilligung tun, ohne dabei den Gewinn

Weitere Kostenlose Bücher