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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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überflüssige Beschreibung zu machen, die ihm, ohne eine Silbe zu antworten, mit Erstaunen und Verwunderung zuhörten. Auch Sancho schwieg still, aß Eicheln und besuchte wiederholentlich den zweiten Schlauch, den sie, um den Wein frisch zu halten, an einen Korkbaum gehängt hatten.
    Don Quixotes Rede währte länger als der Beschluß der Abendmahlzeit. Als er geendigt hatte, sagte einer von den Ziegenhirten: »Damit Ihr doch auch mit Recht sagen könnt, mein Herr irrender Ritter, daß wir Euch gern und mit gutem Willen aufgenommen haben, so wollen wir Euch noch damit Lust und Vergnügen machen, daß einer von unsern Kameraden singen soll, der bald kommen muß; der ist ein Schäfer, klug und von Herzen verliebt, er kann nicht allein lesen und schreiben, sondern er ist auch ein Musikant auf der Fiedel, wie man ihn sich nicht herrlicher wünschen kann.«
    Indem der Ziegenhirt noch sprach, hörte man den Ton einer Fiedel, und gleich darauf kam auch der, der sie spielte, ein Bursche von ungefähr zweiundzwanzig Jahren, mit einem einnehmenden Gesichte. Seine Kameraden fragten ihn, ob er schon zu Abend gegessen habe, und er antwortete mit Ja. Derselbe, der vorher ihn angepriesen hatte, sagte nun: »Du könntest uns ja also wohl, Antonio, den Gefallen tun, ein bißchen zu singen, daß un ser Herr Gast dort sieht, daß es auch in Wäldern und hinter den Bergen Leute gibt, die Musik verstehen. Wir haben von deiner trefflichen Kunst erzählt und bitten dich also nun, sie zu zeigen, damit wir als wahrhaftig bestehen; mach uns, um's Himmels willen, die Freude und spiele und singe die Romanze, die dir dein Oheim, der Benefiziat, gemacht hat und die dem ganzen Dorfe so sehr gefällt.« – »Sehr gern«, sagte der Bursche, und ohne sich länger bitten zu lassen, setzte er sich auf den Stamm einer abgehauenen Eiche, stimmte seine Fiedel und sang sogleich mit vieler Annehmlichkeit folgendes Lied.

    Antonio

    Ich, Olalla, weiß, du liebst mich,
Wenn du auch kein Wort magst sagen,
Auch nicht mal mit Augenwinken:
Stumme Laut in Liebessachen.

    Denn ich weiß, du bist verständig,
Mich zu lieben macht das klarer:
Denn niemals noch war unglücklich
Liebe, welche man erkannte.

    Ich gestehe, daß du vielmals
Anschein mir, Olalla, hattest,
Daß von Erz nur deine Seele
Und die weiße Brust von Marmel.

    Aber selbst in deinem Schelten
Und dem sprödesten Versagen
Zeigt mir Hoffnung doch zuweilen
Noch den Saum ihres Gewandes.
    Meine Treue darf sich loben,
    Die auch nimmer mochte wanken,
    Wie sie nicht berufen, auch nicht
    Auserwählet mochte wachsen.

    Ist nun Artigkeit die Liebe,
    Kann ich deiner noch erachten,
Daß das Ende meines Hoffens
Das wird sein, wornach ich trachte.

    Kann im Busen auch durch Dienste
Sanfte Zärtlichkeit erwachen,
Hab ich manche wohl verrichtet,
Die mein Spiel mir besser machen.

    Denn du hast mich mehr als einmal,
Wenn du darauf nur geachtet,
Mondtags noch gesehen umgehn
Im sonntäglichen Gewande.

    Wie nun Lieb und schmuckes Wesen
Auf demselben Wege wandeln,
Sucht ich stets dir vor die Augen
Hinzutreten schmuck und wacker.

    Nicht mit Tanzen dir zu Ehren,
Mit Musik nicht will ich prahlen,
Die du am Tage vernommen
Wie beim ersten Schrei des Hahnes.

    Prahle nicht, daß deine Schönheit
Ich gelobt zu tausend Malen,
Wie ich auch zur Wahrheit red'te,
Nahmen's übel doch so manche.
    Und Theresa Berrocal,
    Als ich dich so lobte, sagte:
»Mancher denkt, er liebt 'nen Engel,
Der vernarrt ist in 'nen Affen:

    Das kommt von den Glaskorallen,
Von den angesetzten Haaren,
Allen jenen falschen Reizen,
Das macht Amorn selbst zum Narren.«

    Lügen straft ich sie, ward böse,
Und ihr Vetter stand zum Kampfe;
Auf nahm ich's, du selber weißt es,
Was er tat, was ich im Schlagen.

    Nicht lieb ich dich so ins Blaue,
Nicht dir dien ich und erwart ich
Etwas, das sich nicht geziemte,
Nein, viel besser ist mein Trachten.

    Ketten hat die heil'ge Kirche,
    Diese sind nur Seidenbande,
Steck dein Köpfchen in das Joch nur,
Gleich dann laß ich mich einspannen.

    Tust du's nicht, bei allen Heil'gen,
Die die stärksten Wunder taten,
Lauf ich aus den Bergen, mich zum
Kapuziner weihn zu lassen.

    Hiermit endigte der Hirt seinen Gesang, und Don Quixote bat ihn, noch mehr zu singen, aber Sancho Pansa war nicht der Meinung, denn ihm lag mehr daran, zu schlafen, als Gesänge zu hören. Er sagte also zu seinem Herrn: »Euer Gnaden könnten sich nun auch wohl umsehen, wo Ihr die Nacht zubringen wolltet, da auch die Arbeit, die diese guten Leute des

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