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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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die Luft hinein beide Sitzteile reckte, die nicht unansehnlich waren. Dieses vollbracht – womit er glaubte das meiste vollstreckt zu haben, um aus seiner großen Angst und Not zu kommen –, zeigte sich eine andere, größere Not, denn er fürchtete, seine Tat nicht ohne Geräusch und Lärmen verrichten zu können, somit also biß er die Zähne zusammen, zog Kopf und Schultern in eins und hielt den Atem, so sehr er nur konnte, an sich; aber allen diesen Vorkehrungen zum Trotz war er so unglücklich, daß er demnach und unversehens ein kleines Geräusch verursachte, sehr verschieden von jenem, welches ihn in so große Furcht versetzte. Don Quixote vernahm es und sagte: »Welch ein Geräusch ist dieses, Sancho?« – »Ich weiß nicht, gnädiger Herr«, antwortete dieser, »es mag leicht wieder was Neues sein, denn Glücksfälle wie Unglücksfälle fangen niemals um ein Kleines an.« Wiederum versuchte er nun sein Glück, und es gelang ihm so gut, daß, ohne größeres Geräusch und Aufsehen als das vergangene, er sich von der Last befreit sah, die ihm so große Qual verursacht; da aber der Sinn des Geruchs bei Don Quixote nicht weniger reizbar als der des Gehörs war, Sancho ihm auch so nahe und zur Seite stand, daß fast in gerader Linie die Dünste zu ihm hinaufstiegen, so war es nicht anders möglich, als daß einige davon seine Nase erreichten, und kaum hatte sie diese verspürt, als er ihr auch schon zu Hülfe eilte und sie zwischen die Finger klemmte, worauf er mit einem etwas näselnden Tone sagte: »Es scheint, Sancho, du habest große Furcht.« – »Wohl hab ich sie«, antwortete Sancho; »aber woraus merkt das Euer Gnaden jetzt mehr als sonst?« – »Weil du jetzt stärker als sonst riechst, und nicht nach Ambra«, antwortete Don Quixote. »Das mag wohl sein«, sagte Sancho, »aber ich bin nicht schuld, sondern Euer Gnaden, der mich zur jetzigen Stunde und zu mir so ungewohnten Taten herumzieht.« – »Entferne dich drei oder vier Schritte von hier«, sagte Don Quixote – indem er immer noch die Nase zwischen den Fingern hielt – »und künftighin magst du besser berechnen, wer du seist und was du mir schuldig bist, denn meine große Herablassung gegen dich hat diese deine Geringschätzung erzeugt.« – »Ich wette«, versetzte Sancho, »Euer Gnaden denkt, ich habe mich in Ansehung meiner verrechnet und ein Ding getan, das nicht sein sollte.« – »Noch übler ist es, Freund Sancho, es zu rühren«, antwortete Don Quixote.
    Mit diesen und ähnlichen Gesprächen verbrachten Herr und Diener die Nacht; da aber Sancho merkte, daß der Morgen mehr heraufrücke, machte er mit vieler Behendigkeit den Rozinante los und sich die Hosen fest. Sowie Rozinante sich befreit sah, so wenig er sonst ungestümer Natur war, schien er wie neu belebt zu werden, denn er hob die Vorderbeine bis zur Schnauze, weil er – mit seiner Erlaubnis sei's gesagt – keine andere Kurbetten zu machen verstand. Da Don Quixote sah, wie sich Rozinante freiwillig bewege, nahm er dies für ein gutes Zeichen und hielt sich nun für geschickt, das furchtbare Abenteuer zu bestehen. Indem zeigte sich auch das helle Morgenrot, wobei man die Gegenstände genau unterscheiden konnte, und Don Quixote sah, daß er sich unter einigen hohen Bäumen befand, die Kastanien waren, welche den dichtesten Schatten machen; er hörte aber zugleich, wie das Stampfen fortging, doch sah er nichts, was es verursachen könne, deshalb ließ er ohne längern Verzug den Rozinante die Sporen fühlen, nahm wieder von Sancho Abschied und befahl ihm, drei Tage und nicht länger sein zu warten, wie er schon einmal getan hatte, und daß, wenn er in dieser Zeit nicht wiederkehre, er versichert sein möge, daß Gott einen Gefallen daran gefunden, seine Tage in diesem gefährlichen Abenteuer zu beendigen. Er wiederholte hierauf ebenfalls den Auftrag und die Gesandtschaft, welche er seinerseits bei der Dame Dulcinea auszurichten habe, daß er sich auch, was den Lohn für seine Dienste anbeträfe, keine Sorgen machen dürfe, denn er habe sein Testament gemacht, ehe er seine Heimat verlassen habe, in dem er ihm so viel vermacht, daß es eine hinlängliche Besoldung für die Zeit seines Dienstes vorstellen könne; führte ihn aber Gott lebendig, gesund und ohne Befährdung aus dieser Gefahr zurück, so könnte er gewisser als jemals die versprochene Insel erwarten. Sancho fing wieder an zu weinen, da er von neuem diese traurigen Reden seines trefflichen Herrn vernahm, und

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