Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
um seine
Schultern verkrampft, rutschte ich auf ihm die Stufen hinunter wie auf einem
Schlitten. Oder wenigstens fast hinunter. Sein Kopf schlug auf der letzten
Stufe auf, und sein Körper kam abrupt zum Stillstand. Ein scharfer Knacklaut
war zu hören; ich riß mich von ihm los und schlug einen unfreiwilligen
Purzelbaum, mit dem ich auf ebener Erde ankam.
    Langsam richtete ich mich zum
Sitzen auf und mußte erst ein paar Sekunden warten, bis meine Umgebung
aufhörte, sich um mich zu drehen. Elaine lag wie ein hilfloses Bündel
unmittelbar vor mir, bewegte sich jedoch. Meine Hand stieß gegen etwas Hartes,
und als ich hinsah, erblickte ich den Revolver. Ich nahm ihn auf und erhob mich
dann langsam. Elaine bewegte sich weiterhin, und allmählich gelang es ihr, ihre
eigenen Bestandteile zu sammeln - Arme, Beine, Körper.
    »Bist du in Ordnung?« fragte
ich sie.
    »Ich glaube schon«, sagte sie
benommen. »Was war denn das - ein Erdbeben?«
    Ich blickte hinter mich und
sah, daß mich der junge Chinese mit weit geöffneten Augen beobachtete. Sie
blinzelten nicht und wirkten seltsam ziellos. Mir wurde klar, daß er mich
überhaupt nicht ansah. Beim Sturz hatte er sich das Genick gebrochen- er war
tot. Es war genau der richtige Augenblick für den Barkeeper, um angerannt zu
kommen und schlagartig stehenzubleiben als er den Toten erblickte. Ich hatte
den Eindruck, als erster etwas unternehmen zu müssen.
    »Dieser Mann ist mit der Waffe
hier ins Zimmer eingedrungen -« ich fuchtelte mit dem Revolver unter der Nase
des bestürzten Barkeepers herum, »und hat versucht, mich zu berauben. Wir
rannten hinter ihm her, er stürzte die Treppe hinab und brach sich das Genick.«
    »Ist er tot?« fragte der
Barkeeper mit wimmernder Stimme.
    »Was ist denn das hier für ein
Etablissement?« sagte ich in barschem Ton. »Ich werde mich bei der Polizei
beschweren, sobald sie eingetroffen ist, und dafür sorgen, daß das Bums sofort
geschlossen wird.«
    »Bitte.« Er schüttelte
verzweifelt den Kopf. »Keine Polizei. Ich mich um alles kümmern.«
    »Hier ist keiner seines Lebens
sicher«, sagte ich. »Ich werde das Mädchen mit mir nehmen.«
    »Okay, klar«, sagte er schnell.
»Alles okay. Sie nehmen Mädchen mit. Gut. Aber nicht Polizei. Sehr schlecht für
mein Lokal.«
    »Warte hier auf mich, bis ich
mich angezogen habe«, sagte ich zu Elaine. »Nimm den Revolver, und wenn dich
jemand belästigt, schieße sofort.«
    Ich reichte ihr die Waffe, und
sie nahm sie mit zweifelnder Miene.
    »Bitte«, sagte der Barkeeper
mit der gleichen wimmernden Stimme. »Niemand tut Mädchen was. Ich mich um alles
kümmern. Ganz ruhig, nur keine Aufregung.«
    »Gut« sagte ich. »Tun Sie das.«
    Dann marschierte ich so
würdevoll wie möglich splitterfaser nackt die Treppe hinauf.
     
     
     

4
     
    Gegen Viertel vor zwölf kamen
wir in das Penthouse mit Blick auf die Deep Water Bucht zurück. Hicks und Daphne waren noch nicht von ihrem
Abendbummel zurückgekehrt, und das verschaffte mir eine Atempause, fand ich.
Ich goß mir einen Wodka mit Apfelsaft ein und versorgte Elaine mit purem
Apfelsaft. Sie trank keinen Alkohol, wie sie sagte, und wenn sie nach dem
Abend, den sie hinter sich hatte, keinen haben wollte, mußte ich ihr glauben.
    »Ich habe Ihnen noch nicht
dafür gedankt, daß Sie mir das Leben gerettet haben, Mr. Donavan«, sagte sie.
    »Willst du mich nicht Paul
nennen?« fragte ich. »Schließlich haben wir so ziemlich alles miteinander
getan, was zwei Leute miteinander tun können - abgesehen von sterben.«
    Sie lächelte. »Okay, Paul. Aber
was geschieht jetzt?«
    »Ich habe noch nicht viel Zeit
gehabt, darüber nachzudenken«, antwortete ich. »Ich werde dir natürlich den
Scheck über fünftausend Dollar ausstellen. Trotzdem, das nächstliegende für
dich ist, die Nacht über hier zu bleiben. Wir haben ein zusätzliches
Schlafzimmer, das ist also kein Problem.«
    Ihre Brauen hoben sich sachte.
»Ein zusätzliches Schlafzimmer?«
    »Ich habe eine - äh - Freundin
mit hier«, sagte ich. »Sie und mein Diener Hicks sind heute
abend bummeln gegangen. Wie du siehst, sind sie noch nicht zurück.«
    »Ich verstehe«, sagte sie.
»Zumindest glaube ich, daß ich verstehe. Du hast eine Freundin hier bei dir
wohnen, aber sie ist im Augenblick nicht da, weil sie mit deinem - Diener
ausgegangen ist?«
    »Sie sollte ursprünglich mit
mir ausgehen«, sagte ich. »Aber dann riefst du an, und ich wollte sie nicht
enttäuschen.«
    »Ich möchte dir nicht zur

Weitere Kostenlose Bücher