Donavan und die Eurasierin
war
schließlich eng genug, um gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen.«
»Verdammt noch mal«, platzte
Hicks heraus, »was erwarten Sie denn eigentlich, wenn Sie mich die ganze Zeit
berühren?«
Daphne schluckte ihren Drink
hinab und knallte das leere Glas auf die Bar. »Ich weigere mich, mir Ihre
dreckigen Lügen weiter anzuhören«, sagte sie mit immenser Würde. »Ich gehe
jetzt ins Bett. Und es hat gar keinen Zweck, hinter mir herzustürzen, Paul. Für heute abend habe ich mehr als genug. Ich gehe ins
Bett um zu schlafen.«
Sie zischte aus dem Zimmer, und
ihr Abgang wurde nur dadurch beeinträchtigt, daß sich der Stoff des engen
Jerseykleids zwischen ihren Hinterbacken festgeklemmt hatte, so daß die Wirkung
erneut eher aufreizend als würdevoll war.
»Sie sind also wieder
heimgekehrt?« fragte Hicks, nachdem Daphne die Tür hinter sich zugeschlagen
hatte. »Keine Scherereien?«
»Ein paar kleine«, erwiderte
ich. »Wollen Sie davon hören?«
»Warum nicht«, antwortete er
düster. »Dann vergesse ich vielleicht meine armen müden Füße.«
Als ich meinen Bericht beendet
hatte, verriet sein Gesichtsausdruck tatsächlich, daß er seine müden Füße
vergessen hatte.
»Lieber hätte ich gar kein Wort
davon gehört«, sagte er. »Wenn ich bloß anfange darüber nachzudenken, Kollege,
beginne ich zu schreien. Was zum Teufel ist denn hinterher aus dieser
chinesischen Puppe geworden?«
»Sie ist Eurasierin«, sagte ich
automatisch. »Was zum Kuckuck soll schon aus ihr geworden sein? Ich habe sie
hierher mitgebracht. Sie ist im Gästeschlafzimmer.«
»O heiliger Strohsack«, äußerte
Hicks mit überschnappender Stimme. »Also werden wir jetzt glückliches
Familienleben mimen.«
»Ich habe heute früher am Abend
einen Mann namens Franklin aufgesucht«, sagte ich. »Er besitzt genau die
Dschunke, die wir brauchen, und er wird uns mit Vergnügen unter die Arme
greifen.«
»Damit wir diesen Chang aus
China hinausschaffen?« Hicks zuckte zurück. »Warum kann er nicht einen Zug
benutzen wie wir gewöhnliche Sterbliche?«
»Chang ist Biochemiker«, sagte
ich, »und er hat vor kurzem einige interessante Forschungsarbeiten in Sachen bakterieller
Kriegsführung geleistet. Aber die Rote Garde schätzt seine politische
Einstellung nicht, deshalb möchte er heraus. Pat Delaney schrieb mir in seinem
Brief, daß es für den Rest der Welt lebenswichtig sein könnte, das zu erfahren,
was Chang mitteilen kann. Ich glaube, der Versuch würde sich lohnen.«
»Der Ansicht war Delaney auch.«
Hicks schnaubte durch die Nase. »Und was ist mit ihm passiert?«
»Ich denke, wir müssen eben
vorsichtiger sein, das ist alles«, sagte ich leichthin.
»Sie haben in der Vergangenheit
schon ein paar verdammt idiotische Dinger gedreht«, sagte er leidenschaftslos.
»Aber das hier beweist, daß Sie den winzigen Rest Ihres Verstandes verloren
haben. Was wissen Sie im übrigen überhaupt von diesem Delaney?«
»Ich kannte ihn seit langem,
aber nur flüchtig«, sagte ich. »Er hat den größten Teil seines Lebens im Fernen
Osten verbracht. Ich glaube, er gehörte zu der altmodischen Generation der
Glücksritter.«
»Von denen habe ich ein paar im
Kongo kennengelernt«, sagte Hicks. »Eine ziemliche Schweinebande. Die meisten
hätten ihre eigenen Mütter umgebracht, wenn nur der Preis hingehauen hätte.«
»Pat war nicht so«, sagte ich
geduldig. »Na schön, er hat seine Finger in fragwürdigen Geschäften gehabt,
aber er hat niemals einen Freund hereingelegt, und auf seine Weise hatte er
auch so was wie ein soziales Gewissen. Nehmen Sie nur mal die Eurasierin.«
»Nehmen Sie sie«, sagte er
barsch. »Oder vielleicht haben Sie sie schon gehabt, wie?«
»Sie erzählte mir, sie sei
Prostituierte gewesen und rauschgiftsüchtig dazu, bevor Pat sie aufstöberte. Er
rettete ihr das Leben.«
»Ich glaube, das Buch habe ich
nicht gelesen«, sagte Hicks mit unbewegtem Gesicht. »Aber ganz bestimmt habe
ich den Film gesehen. Nancy Kwan spielte die Puppe und Richard Burton Ihren
alten Kumpel Delaney, war’s nicht so?«
»Delaney war ein netter Kerl«,
sagte ich kalt. »Er bat mich, mich mit ihm hier in Hongkong zu treffen und ihm
zu helfen, diesen Chang aus China hinauszuschaffen. Auf dem Weg hierher machte
er in Bangkok Zwischenaufenthalt, und dabei wurde er ermordet. Zuvor hatte er
dem Mädchen gesagt, sie solle, wenn ihm etwas zustieße, nach Hongkong fliegen
und mir die Details erzählen. Er hat damit gerechnet, daß ich die
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