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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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beschwerte, redete sie immer weiter und ließ sich nicht von den genervten Blicken der anderen stören.
    Gerne würde ich an dieser Stelle erzählen, dass diese Frau eine Deutsche war, denn das würde sehr gut ins Klischee passen. Aber: Diese Frau war Amerikanerin! Ich war ziemlich enttäuscht, weil ich dachte:
Mensch! Ausgerechnet in meiner Bahn sitzt eine unhöfliche Amerikanerin!
Als sie ausstieg, sagte sie noch nicht einmal: »I'm sorry!«
     
    Aber es gibt in dieser Hinsicht auch Helden auf dieser Welt. Menschen, die bereit sind, für eine gute Sache zu kämpfen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg relativ gering ist. Und leider sind die Erfolgschancen, was laut telefonierende Menschen in der Straßenbahn angeht, super gering.
    Einer meiner Bekannten leidet oft genau darunter. Er erzählte mir einmal von einem ganz besonderen Fall, als er von einer jüngeren Frau, die neben ihm in der Straßenbahn saß, total auf die Palme gebracht wurde. Und nach 10 Minuten dachte er:
Jetzt reicht es! Jetzt muss ich was sagen! Jetzt muss ich was dagegen tun, denn ich habe auch Rechte! Ich bin auch ein Mensch!
     - Aber was soll ich tun?
    Es war nicht nur die Tatsache, dass diese betreffende Person völlig rücksichtslos laut telefonierte. Das wäre schon schlimm genug gewesen. Was aber meinen Bekannten noch viel mehr nervte, war die Tatsache, dass diese Person die ganze Zeit nur banales, blödes Zeug erzählte. Er musste handeln. Und zwar schnell.
    Er hatte plötzlich eine Idee: Er fing einfach an, aus seiner Tageszeitung, die er gerade las, laut vorzulesen. So laut, dass die Frau, die neben ihm saß, so genervt war, dass sie anfing, sich zu beschweren.
    »Sehen Sie nicht, dass ich telefoniere?« »Sehen Sie nicht, dass ich lese?«, war seine schlagfertige Antwort.
    Manchmal bringt es eben doch was, den Feind mit den eigenen Waffen zu schlagen.

Deutsch-amerikanische
Beziehungen/German-American Relations
    Ein deutscher Freund sagte mir neulich, als wir abends zusammen einen großen Teller Pommes teilten: »Weißt du was, John? Jetzt habe ich euch Amis richtig lieb.« Der Satz überraschte mich ein bisschen. Nicht weil ich so was noch nie gehört hatte. Seit Barack Obama Präsident ist, höre ich so was ziemlich oft. Nein, ich war ein bisschen überrascht, weil das nicht gerade das ist, was man erwartet, wenn man mit einem deutschen Kumpel einen gemütlichen Abend verbringt.
    Die Tatsache, dass es Deutsche gibt, die Amerika lieben, hat aber nicht ausschließlich mit Barack Obama zu tun. Als ich meine deutsche Frau Martina kennenlernte und wir uns ineinander verliebten, gab es Obama noch nicht. Damals gab es nur Bill Clinton.
    Aber so leicht war meine deutsch-amerikanische Beziehung anfangs auch nicht. Denn bikulturelle Beziehungen - im Vergleich zu ganz normalen Beziehungen zwischen Amis, Deutschen oder Ureinwohnern vom Himalaja — bringen oft gewisse sprachliche Schwierigkeiten mit sich, die ganz schnell zu Missverständnissen und Reibereien führen können. Bei mir und meiner Frau Martina war es am Anfang unserer Ehe genauso. Sie sagte mir zum Beispiel oft: »Ich habe manchmal das Gefühl, dass du mir überhaupt nicht zuhörst!« Aber das war überhaupt nicht der Fall. Natürlich hörte ich ihr zu. Das Problem war viel eher, dass ich sie sprachlich überhaupt nicht verstand.
    Ich war auch nicht der Einzige, der damals sprachliche Schwierigkeiten in der Beziehung hatte. Ein Kumpel von mir, der auch wie ich versuchte, nur mit seiner Frau Deutsch zu sprechen, hatte ganz ähnliche Probleme. Eines Tages, als wir uns in einer Kneipe trafen, um ein paar Bier zu trinken, sagte er mir: »I don't know why I married a German. Her language is soo difficult!« Und als ich ihn fragte, ob er mit seiner Frau darüber gesprochen hätte, sagte er nur: »Of course I did. And she told me that Hungarian was even more difficult!«
     
    Obwohl mein Deutsch mit der Zeit immer besser wurde, gab es trotzdem hier und da sprachbedingte Missverständnisse. Als meine Frau mit unserem Kind schwanger war und ich sie zum Frauenarzt begleitete, um zu erfahren, ob wir bald einen Jungen oder ein Mädchen bekommen würden, wurde uns Folgendes mitgeteilt: »Ich gratuliere, Frau Doyle und Herr Doyle. Sie bekommen ein Männchen.«
    Meine erste Reaktion daraufhin war: »Ein ›Männchen‹? Ein ›Männchen‹? Was ist überhaupt ein ›Männchen‹?« Ich kannte das Wort »Kännchen«, aber »Männchen« sagte mir gar nichts. Weil ich aber zu stolz war, das sofort

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