Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
sogar mehr, bis sie alle Zeitungen ausgetragen hat. Und das alles nur, damit sie hin und wieder den Enkelkindern mal eine kleine Freude machen kann. Man will ja nicht nachstehen, sagt sie oft, die Oma von der anderen Seite ist ziemlich begütert. Traurig findet das die Grete. Der Frau Korters will sie auf keinen Fall den Job wegnehmen, obgleich sie den Grund für die morgendliche Arbeit von ihr nicht mag. Verstehen kann sie das, aber sie kann nicht nachvollziehen, dass ihr Sohn das zulässt. Begütert hin oder her. Die Liebe zählt und sonst nüscht.
Auf jeden Fall wird die Grete in Zukunft bezahlen, wenn sie etwas in einer Onlinezeitung interessiert. Das hat sie sich fest vorgenommen. Nur BILD+, nee, dafür gibt die Grete keinen Cent aus. Die wichtigen Artikel gibt es eh weiter kostenfrei. Aber für Klatsch und Tratsch bezahlen? Auf gar keinen Fall. Klatsch und Tratsch gibt es kostenfrei jeden Tag in der Firma und mittwochs mit dem Lieschen. Da braucht sie nicht noch das + von BILD.
Gruß vonner Grete
Lieschen auf der Suche nach den Hintergründen
Lieschen hat vor Jahren eine dieser Studien durchgeführt, die sie so liebt. Begonnen hat es damit, dass sie sich ganze Tage lang Bundestagsplenumssitzungen bei Phoenix angesehen und dann im Anschluss mit der Berichterstattung in den gängigen Fernsehnachrichtenmagazinen verglichen hat. Nicht selten war sie sehr erstaunt über die Auswahl der Politikerzitate und die Schlussfolgerungen der meinungsmachenden Journalisten auch oder gerade im öffentlich rechtlichen Fernsehen.
Nachdem sie dieses wochenlange Projekt abgeschlossen hatte, kam ihr der Zufall zu Hilfe und in der Welt passierten schnell hintereinander einige Katastrophen, die medial verwertet werden wollten und unser Lieschen stürzte sich begeistert auf neue Untersuchungen. Diesmal nutzte sie exzessiv die Fernbedienung, um die lichtgeschwindigkeitsschnelle Berichterstattung, samt Hintergründen und Experteneinschätzung, in den ersten Minuten und den darauffolgenden Stunden auf den verschiedenen Fernsehsendern zu vergleichen.
Ihr war das schon damals alles zu schnell. Und auch zu wenig differenziert. Die Kühe wurden durchs Dorf gehetzt und nicht selten bereits kurz darauf am Dorfrand nicht einmal beerdigt. Keine Zeit für wirkliche Fragen, kein Interesse für die wahren Hintergründe, offensichtlich in vielen Fällen fehlende Informationen und, für den Geschmack des Lieschens, viel zu oberflächlich und aufgeregt.
Als die Liese sich dann endlich auch mit dem Internet vertraut gemacht hat, hat sie zunächst auch die Newsletter der gängigen Zeitungen und Magazine abonniert, zu Beginn gelesen und dann nur noch überflogen.
Ganz anders als die Grete würde sie vermutlich keinen Zeitungsartikel bezahlen wollen. Das Lieschen meint, dass die Mainstreammedien viel zu schnell sind, seltsame Auswahlen in ihrer Informationspolitik treffen und eh voneinander abschreiben. Wenn was Wichtiges geschieht, wird sie es schon erfahren. Der Hermann liest ja viele Zeitungen und gibt ihr oft Bescheid.
Sie selbst informiert sich täglich kurz grundsätzlich über die Lage, oder das, was gerade mal wieder durchsickert. Und dann macht sie sich selbst ihre Gedanken. Warum sickert gerade das, ausgerechnet heute, durch? Welches Ziel verfolgt wer? Das Lieschen ist sowohl den Politikern als auch den Medienschaffenden gegenüber misstrauisch. Sie gräbt immer nach den Hintergründen. Das liebt die Liese. Sie will es immer genau wissen. Und auf dieser Suche helfen ihr oft die vielen stilleren Veröffentlichungen im internationalen Netz von Menschen, die nicht so sehr – oder anders - im bestehenden System verhaftet sind und sich trauen, freier zu denken und zu handeln. Die meisten dieser Infos sind zudem noch kostenlos.
Lieschen meint, die Frau Korters sollte den Zuschuss vom Amt nehmen, solange es ihn noch gibt, sich ihr Leben so schön wie möglich gestalten und mit den Enkeln einfach eine gute Zeit verbringen. Materielle Geschenke, meint das Lieschen, sind überbewertet. Vielleicht mag das Fräulein Grete ihr das ja ausrichten, wenn sie das hier liest.
Euer Lieschen
Sonntag, 21. Juli 2013
Das Fräulein Grete Meier und die Stille
Vor einiger Zeit war das Lieschen mal für ein paar Tage auf einem Seminar. Da wurde aber nichts gelehrt, so wie man das von Seminaren kennt. Da wurde geschwiegen. Keine Vorträge, keine Lerngruppen, einfach nur Stille. Als das Lieschen dann wieder zurück war, hat ihr das Fräulein
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