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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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füllten sich sofort mit Wasser. Verärgert stellte ich fest, dass ich nicht mehr atmen konnte. Wieso konnte ich nicht atmen?
    Im nächsten Moment wirbelte er meinen Leib herum, bis mein Kopf die Wasseroberfläche durchbrach und mein Überlebenstrieb mich dazu zwang, hustend und spuckend nach Luft zu ringen.
    »Lass mich sofort los!«, gurgelte ich.
    »Ellie, sieh dich mal um, wo wir sind! Sieh dich um!«
    Ich sah mich um und da war nichts außer dem Blau des Meeres, dessen Wellenkämme der Abend langsam grau färbte, aber genau das war es ja, was ich wollte: alle festen Konturen hinter mir lassen, das Gerede und die Vorhaltungen der anderen nicht mehr hören. Ich konnte meinen Kopf drehen, damit ich sie nicht ansehen musste, aber meine Ohren konnte ich nicht verschließen und ihre Stimmen unterwanderten meine Kraft. Meine Schutzwand bekam Risse.
    »Du bist zu weit draußen, das übersteigt deine Fähigkeiten!«
    »Hat dich doch vorher auch nicht interessiert … wozu ich fähig bin und wozu nicht. Lass mich hier …«
    Colin brach seinen Schwur. Vielleicht dachte er auch gar nicht mehr daran, ihn zu halten. Er schlang seinen Arm um meine Brust und zog mich fest an sich, sodass mein Kopf oberhalb des Wassers auf seinem Hals lag, und schwamm mit kräftigen, langen Zügen auf den Strand zu, den man von hier aus kaum mehr erkennen konnte. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, dass er ganz verschwand. Die Nebel waren nur noch wenige Meter von mir entfernt gewesen, so dicht an ihrem pudrig-silbernen Schimmer hatte ich mich noch nie befunden. Wenn ich sie erreichte, würde ich das Geschwätz nicht mehr hören. Es störte mich in allem, was ich wollte.
    Ich wand mich und trat und biss, doch Colins Griff war eine Stahlklammer, aus der es kein Entrinnen gab. Ab und zu schwappte eine Welle über mein Gesicht und ich flehte das Wasser an, mich wieder zu sich zu holen und ihn zu vertreiben, aber es gehorchte mir nicht mehr.
    Als wir den Strand erreicht hatten, war es dunkel geworden. Endlich ließ er mich los. Noch im Fallen drehte ich mich um, sprang auf alle viere und wollte zurück in die Brandung schnellen.
    »Nein! Nein, Elisabeth, du bleibst hier und hörst mir zu! Hör mir zu!«
    Ich konnte ihn nicht sehen, nur erahnen, nicht einmal Funken stoben aus seinen Augen. Seine Gestalt und die Dämmerung waren eins. Ich sprach mit einem Toten.
    »Ich möchte aber nicht hier sein. Ich will noch ein bisschen schwimmen. Das kannst du mir nicht verbieten.«
    »Du irrst. Das kann ich und das werde ich. Du wirst mir zuhören.«
    Meine Beine lagen in der seichten Brandung, die mich beständig zu sich ziehen wollte, sie vermisste mich, aber mein Kopf drückte sich hart und schwer in den kalten, feuchten Sand; Colins Blick, den ich nicht sehen konnte, hielt mich hier, außerstande, mich zu rühren und ihn in sein schwarzes, leeres Gesicht zu schlagen.
    »Ich dachte, du hättest den Anstand, es mir wenigstens mitzuteilen, wenn du deine Gefühle einem anderen schenkst, Elisabeth. Aber das hast du nicht. Dir ist alles egal.«
    »Ich schenke meine Gefühle keinem anderen«, erwiderte ich frostig.
    »Oh doch, das tust du, unentwegt! Tag und Nacht drehen sich all deine Gedanken und Empfindungen um ihn, nur um ihn, du liegst auf deinem Bett und malst dir in jeder Einzelheit aus, was du mit ihm anstellst, du malst dir Dinge aus, die du mit mir niemals zu verwirklichen wagen würdest …«
    »Du hast wieder in meine Träume gesehen!«, schrie ich ihn an. Wenigstens konnte ich das, schreien, laut und dröhnend. »Ich hatte dir das verboten, ich will es nicht, es geht dich nichts an, meine Tagträumereien gehen dich nichts an …«
    »Es sind keine Tagträumereien!« Auch er brüllte, ein Grollen aus dem Nichts, all das, was er hier tat und sagte, kam aus dem Nichts. Nicht einmal seinen Schatten konnte ich sehen. Wo war sein Gesicht, wo waren seine Augen? Ich wollte nach ihm greifen, um ihm wehzutun, doch er wich mir aus. »Es ist Besessenheit, pure Besessenheit, du bist besessen davon, dich von ihm nehmen zu lassen, in deinen Fantasien hast du mich schon unzählige Male betrogen, beinahe jede Stunde tust du es, du genießt es …«
    »Aber nur in meinen Fantasien! Nicht wirklich! Es ist nur geträumt, nichts sonst, es sind nur Träume!«
    »Nur Träume? Das sagst ausgerechnet du? Nur Träume?« Colin lachte kalt auf. »Es sind Wünsche, Geburten des Tages, nicht der Nacht. Konkrete, bis ins Detail ausgefeilte Wünsche und er kann jeden einzelnen von

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