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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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gespürt. Er durfte nicht wieder damit anfangen, mich zu behelligen.
    »Zweifel sind normal. Die gibt es immer. Ihr habt ständig und bei allem Zweifel, das ist eine typisch menschliche Eigenschaft.«
    »Wenn ich wenigstens wüsste, woran und warum ich zweifle«, murrte ich. »Dann könnte ich es widerlegen, aber so …«
    »Du denkst zu viel. Du wirst diese Zweifel nicht ausschalten können. Zweifel gehören zu euren Überlebensmechanismen, genau wie Angst. Sie sollen euch davor schützen, gefährliche Fehler zu machen oder riskante Situationen falsch einzuschätzen, die mit eurem Tod enden können. Das ist der ewige Zirkel der Menschen. Ihr versucht, etwas zu verhindern, was früher oder später unvermeidbar ist. Solange du Mensch bist, wirst du zweifeln, das steckt in dir drin.«
    »Hattest du denn auch Zweifel, als es … als es geschah?«
    »Ja«, gab Angelo, ohne zu zögern, zu. »Und wie. Aber sie verschwanden in dem Moment, als sie sich zu mir legte. Ab da war es nur noch schön.«
    Oh ja, ich sah es beinahe vor mir … Noch immer konnte ich mir Angelo nicht dabei vorstellen, wie er durch den Schmutz robbte und Menschen abknallte, doch diese Szene war sofort lebendig. Eine begehrenswerte junge Mahrin, die zu ihm kam, als er verletzt in der Einsamkeit des Schlachtfeldes lag, sich zu ihm hinabbeugte, seinen Kopf anhob, ihn küsste …
    »Du musst dich darüber hinwegsetzen, du hast gar keine andere Wahl. Es wird aufhören, sobald du dich entschieden hast.«
    »Ich weiß, aber ich kann noch nicht … Ich verstehe nicht, warum …« Ich nahm eine Handvoll Sand und warf sie in den sanften Abendwind.
    »Hey, Betty. Mach dich nicht verrückt. Ich will dich nicht drängen, es ist nur … hm.«
    »Was, hm?« Angelos Hms hatten immer etwas zu bedeuten – und zwar etwas, was er aus Höflichkeit oder Anstand nicht sagen wollte. Es waren ehrenhafte Hms, aber ich wusste inzwischen, dass sich dahinter oft die interessantesten und bahnbrechendsten Gedanken verbargen.
    »Doch, ich sollte es dir sagen, du hast recht. Nicht dass du mir und dir anschließend Vorwürfe machst, wenn es nicht mehr geht.«
    »Nicht mehr geht?« Was meinte er denn jetzt? Die Sternschnuppen waren nebensächlich geworden. Ich schob mich hoch und wandte mich ihm zu, doch seine Augen waren immer noch auf die schwarz funkelnden Wellenkämme gerichtet.
    »Es gibt ein bestimmtes Zeitfenster, innerhalb dessen es problemlos möglich ist. Irgendwann schließt sich dieses Zeitfenster, bei dem einen früher, bei dem anderen später. Dann hat er seine Chance vertan und die Zweifel werden übermächtig, ohne dass ihm je bewusst werden wird, woran er zweifelt … Solche Menschen sind unruhig und getrieben und verlieren sich in nervenaufreibendem Aktionismus. Sie fangen ständig neue Beziehungen und Projekte an, ohne sie zu Ende führen zu können. Den meisten ist gar nicht klar, was sie verpasst haben, und irgendwann sterben sie viel zu jung an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, weil ihr Körper die permanente Anspannung nicht mehr verkraftet.«
    Ja, solche Menschen hatte ich schon erlebt. Es gab sie. Und sie hätten die Chance gehabt überzutreten? Wussten sie davon oder hatte der Mahr entschieden, dass sie ungenießbar für ihn wurden, weil die Zweifel die Sehnsucht überlagerten?
    »Aber …«
    »Du hast den Zenit dieses Zeitfensters bereits überschritten, allzu viele Tage bleiben nicht mehr.«
    Ja, das spürte ich auch. Es gelang mir nicht mehr, die Leichtigkeit in ihrer vollen Blüte zu bewahren, immer wieder entfloh sie mir, als würde sie sich aus meinen Händen winden, ein widerspenstiges Ding. Es gab Schuldige, das wusste ich, die anderen hatten dafür gesorgt, aber ändern konnte diese Erkenntnis nichts. Ich befand mich kurz vor dem Aufwachen aus meinem Traum namens Leben. Ich wollte nicht aufwachen. Ich hasste das Gefühl, aus einem schönen Traum zu erwachen und ihn nicht halten zu können, ich hasste es, begreifen zu müssen, dass er nie echt gewesen war. Aber dieser Traum hatte die Chance, echt zu werden, wenn ich es endlich schaffte, meine Zweifel zu besiegen.
    »Nicht traurig sein, Betty … Es ist doch noch gar nichts verloren. Fühl dich bloß nicht zu etwas gezwungen, das will ich nicht.«
    Angelo rückte etwas näher an mich heran, um seine Stirn gegen meine Wange lehnen zu können, eine zaghafte, zurückhaltende Geste des Vertrauens, die mich jedes Mal zutiefst rührte. Sofort beruhigten sich meine Gedanken, denn sein Kopf

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