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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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noch nie ein Mensch betreten hat, und ich habe alle Zeit, sie zu bereisen. Natürlich muss auch ich meine Lebensmittelpunkte wechseln, irgendwann wird meine ewige Jugend auffällig, aber wenn ich an einem Ort hänge, dann kehre ich eben in hundert Jahren wieder dorthin zurück und erfreue mich von Neuem an seinen Reizen. In der Zeit dazwischen lerne ich andere Landschaften kennen und lieben … Wo warst du denn schon überall?«
    »Skandinavien, Alaska, Grönland«, antwortete ich unlustig. »Und das auch noch in der dunklen Jahreszeit.«
    Angelo zog kurz den Kopf ein, als würde er frieren.
    »Na ja. Alaska ist aufregend, vor allem wenn du dir Schlittenhunde zulegst und durch die Wildnis fährst, aber lieber ist mir die Wärme. Die Welt wartet auf dich! Hast du mal von Bora Bora gehört?«
    Ich musste grinsen. Oh, welch abgegriffenes Klischee. Nun lockte er mich in die Südsee.
    »Ja, ich weiß, es klingt kitschig und nach Hochzeitstouristen und Promis und Snobs, aber daran denke ich gar nicht … ich denke an das …«
    Wieder lehnte er seinen Kopf gegen meinen und sofort überfluteten mich die Bilder aus seinen Gedanken. Mit einem zufriedenen Seufzen schloss ich die Augen, um mich ihnen hinzugeben. Es dauerte nicht lange, war wie ein sparsam bemessener Appetitanreger und er genügte, um mir Hunger zu machen. Weißer, feiner Sand, nicht steinig und grau wie hier, türkisgrünes, kristallklares Wasser, luxuriös eingerichtete Hütten mit Dächern aus Stroh, die in die knietiefe Lagune gebaut worden waren, Palmen, unter deren Schatten noch kein menschlicher Fuß den jungfräulich sauberen Strand zertrampelt hatte …
    »Hier werde ich meinen Winter verbringen.«
    »Du gehst weg? Wirklich, du gehst weg?« Aus der Traum. Die Bilder verflüchtigten sich. »Aber es ist doch so schön hier …«
    »Nicht im Winter. Ich kann im Winter nicht spielen, die Touristen sind ab Ende September weg, die Bars und Cafés schließen, sogar die meisten Hotels verwaisen. Die Orte am Meer sind dann wie ausgestorben und in den Bergen ist die kalte Jahreszeit hart und entbehrungsreich. Ich habe ein Engagement in einem Hotel ergattert; es bringt mir nicht nur Geld und Gesellschaft, sondern auch nahrhafte Träume.«
    Angelo ging weg … Ein leeres, totes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit, als ich darüber nachdachte. Ich war davon ausgegangen, dass er hierbleiben würde und dass es immer warm war in Kalabrien. Immer. Ich konnte mir dieses Land nicht kalt vorstellen. Und auch nicht ohne Angelo.
    Wer war für ihn eigentlich die Richtige? Wie sollte sie sein? War es denn so ausgeschlossen, dass ich es sein konnte?
    Ich dachte an die Filmaufnahmen zurück und verspürte trotz meines Ärgers einen wohltuenden Stolz. Noch nie hatte ich mich so hübsch gefunden wie auf diesen Bildern. Ich fand mich nicht nur hübsch, ich war hübsch mit meinen ungezähmten Haaren und meiner braunen Haut, mein Körper biegsam und fest, die Taille schlank. Ich musste mich vor Angelo nicht verstecken. Noch war Sommer.
    Noch war Sommer und so geisterten wir stundenlang durch die laue Nachtluft, bis er zur Jagd aufbrach und ich schon im Gehen zu träumen begann, weil mein Körper danach verlangte, dass meine Fantasien ihm endlich das schenkten, was er sich erkämpft hatte. Ich gab es ihm ganz allein in der samtigen Dunkelheit meines Zimmers, der Skorpion als stiller Wächter dicht neben mir.
    Als die Sehnsucht mir die Sinne stahl, wandte ich meinen heißen Kopf zur Wand und berührte mit den Lippen seinen schlanken Leib. Meine Reaktionen waren rasend schnell geworden, doch er war mir überlegen. Ich keuchte hohl, als sein Stachel sich in meinen Mund bohrte, begriff zu spät, was er da tat. Dann erst zuckte ich zurück und schrie gellend auf vor Wut und Zorn.
    Ich holte weit aus, um ihn von der Wand zu fegen und stampfend zu Brei zu zertrampeln. Auch ich hatte Gift.
    Doch er war nicht mehr da.

N UR GETRÄUMT
    Ich wollte einen Haken schlagen und seitlich wegschnellen, um unter ihm hindurchzutauchen, damit er mich nicht kriegen konnte, doch ich hatte seine Kraft und Wendigkeit unterschätzt. Es genügte ihm, mich am Knöchel zu packen, um mir meinen Schwung zu nehmen und mich ins Trudeln zu bringen. Ich zappelte wie ein Fisch, dem gerade die Harpune in den Leib gerammt worden war und der in seiner Todesangst vergeblich versuchte, das gesamte Schiff mit sich zu ziehen. Was er hier mit mir tat, war Freiheitsberaubung. Ich begann zu schreien. Meine Lungen

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