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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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vor Tillmanns Antwort fürchtete.
    »Hübsch. Nicht so blass und zerknittert wie im Auto. Du hast geblüht, als kämest du von der besten Party deines Lebens. Du sahst irgendwie … na ja … versteh mich nicht falsch, aber manche Menschen sehen so aus, wenn sie gerade Sex hatten.«
    »Ich hatte keinen Sex. Ich hab doch keinen Sex mit Katzen!«, rief ich empört.
    »Katzen? Katzen!? Oh Mann, warum hab ich nur so viel getrunken?«
    »Du hast schon richtig gehört«, beschwichtigte ich ihn. »Um mich herum saßen lauter Katzen und schauten mich an. Mindestens zwölf Stück. Aber ein Mensch war nicht da. Und auch kein … auch kein Mahr.« Ich musste plötzlich an Grischa denken und fühlte mich mit einem Schlag ernüchtert. Aber natürlich – ich hatte öfter Träume von fremden, unbekannten Orten oder Städten, in denen ich schließlich Grischa begegnete. Und obwohl ich diese Orte nicht kannte, fand ich mich in ihnen zurecht. Ohne nachzudenken, wusste ich, wohin ich gehen musste, um ihn zu finden. Wahrscheinlich war es nur wieder einer dieser Grischa-Träume gewesen. Ein Grischa-Traum ohne Grischa. Weil ich vorher aufgewacht war. Auf einer Stadtmauer. Und Italienisch sprechen konnte …
    »Okay, okay, warte.« Tillmann kroch unter dem Laken hervor und setzte sich auf. »Warte, ich hab’s.« Er wollte den Zeigefinger recken, stach ihn sich aber in die eigene Nase. Trotzdem dachte er scharf nach. Seine Augen verengten sich. »Das kann man alles erklären. Frei lebende Katzen halten nachts gerne Konferenzen, das ist bekannt, und vielleicht dachten sie, du hast was zu essen für sie. Punkt eins. Punkt zwei: Du bist geschlafwandelt. Kann passieren, oder? Ist es dir schon einmal passiert?«
    Ich nickte. Nichts war tröstender als seine Sachlichkeit und ich wollte mehr davon hören.
    »Dann hast du den Schlüssel wahrscheinlich im Schlaf unten abgegeben und bist rausgegangen und niemand hat gemerkt, dass du eigentlich gar nicht wach warst.«
    Ich erwiderte nichts, obwohl ich an Tillmanns Version zweifelte. Wie hätte ich das tun sollen? Aber ich hatte mir auch ein Kleid angezogen, das ganz unten in meinem Koffer gelegen hatte.
    »Punkt drei. Der Pförtner. Hast du geredet oder hat er geredet?«
    »Ich hab geredet. Er hat mir nur Gute Nacht gesagt.«
    »Was heißt Gute Nacht auf Italienisch?« Über das Wort »Italienisch« stolperte Tillmann ein bisschen, doch seine Zunge fing sich wieder.
    »Buona notte.« So viel wusste ich immerhin.
    »Gut. Das ist der Beweis, dass du kein besseres Italienisch als jetzt können musstest, um ihn zu verstehen.« Tillmann presste die Faust an die Lippen, um einen weiteren Rülpser zu unterdrücken. Trotzdem drang ein schwaches Hasenaroma zu mir durch. »Wahrscheinlich hast du aus Gewohnheit Deutsch geredet und er hat dich nur deshalb verstanden, weil deine Bitte ein typisches Touristenanliegen war, oder? Und selbst wenn nicht, so war ihm klar, dass du deinen Schlüssel haben willst, und mit Sicherheit konnte er sich an dich erinnern. Dein Gesicht vergisst man nicht so schnell wieder, Ellie.«
    Die Logik in Tillmanns Worten war bezwingend und für den Moment wollte ich ihr glauben, um mich hinlegen und schlafen zu können. Doch meine Angst zweifelte an seinem Konstrukt. Dazu war das Gespräch mit dem Portier zu selbstverständlich gewesen und ich selbst zu souverän und charmant. Das war eigentlich nicht meine Art, auch wenn ich mir oft gewünscht hatte, so zu sein. Es hätte eher zu mir gepasst, die ganze Nacht vor dem Hotel zu kauern und zu warten, bis Tillmann aufwachte oder mich zu suchen begann. Aber es war sinnlos, sich zu dieser späten Stunde den Kopf darüber zu zerbrechen, denn trotz meiner Angst fühlte ich mich nicht in Gefahr und in Tillmanns Nähe hatte ich schon ganz andere Widrigkeiten durchgestanden.
    Wir löschten das Licht, um nicht noch mehr Motten anzulocken, als bereits jetzt durch das Zimmer torkelten, und schliefen Rücken an Rücken ein, bereit, die Geister, die um uns kreisten, zu jeder Sekunde anzugreifen und zu vertreiben.

T OTER W INKEL
    »Paul, Achtung, der Lkw! Paul!!«
    »Mensch, Paul, mach doch was …«
    »Paul, wach auf! Paul!«
    Ohne mich zu regen oder in das Schreien von Gianna und Tillmann einzustimmen, sah ich mit befremdlicher Ruhe zu, wie unser Auto dem schweren Lkw neben uns immer näher kam und wir von der anderen Seite ebenfalls in den Schwitzkasten genommen wurden. Die schmutzige Wand des Schwertransporters war nur noch wenige Millimeter

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