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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Birdie und Violet nebeneinander stehen. Violets Schafe grasten auf dem grünen Streifen oberhalb vom Sand.
    »Ich hab Dads Neuigkeiten immer noch nicht ganz verdaut!«, meinte Betty, während sie sich den beiden Frauen näherten.
    »Welchen Teil davon? Das mit dem Baby? Oder das mit Jean und Louis?«
    »Beides.« Betty grinste. »Ich bekomme also einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester!«
    »Das wird deinen Vater auf Trab halten«, erwiderte Sadie. »Er liebt kleine Kinder. Er hat dich förmlich angebetet, als du ein Baby warst – tut er natürlich immer noch.« Sie hakte sich bei Betty unter und dachte amüsiert daran, dass Jack jetzt wieder schlaflose Nächte und einen Kinderwagen haben würde, der den ganzen Flur blockierte.
    »Es wird Jackie guttun«, fuhr Betty fort. »Vielleicht erdet es sie wieder ein bisschen.«
    »Aber hoffentlich nicht zu viel«, protestierte Sadie. »Ihre Verrücktheit wächst mir langsam ans Herz.« Mit großer Zuneigung dachte sie daran, wie sehr ihr Jackie am Telefon und in ihrem E-Mail-Wechsel dabei geholfen hatte, dieses Weihnachtsritual vorzubereiten.
    »Mir geht dauernd durch den Kopf, was Dad über diese widerliche Hellseherin herausgefunden hat«, fuhr Betty fort. »Glaubst du, sie und ihr Bruder kamen wirklich bei diesem Zugunglück ums Leben, oder meinst du, sie haben ihren Tod nur inszeniert und sind ungeschoren davongekommen?«
    »Ich glaube schon, dass es stimmt«, entgegnete Sadie lachend. Betty und ihre Fernsehkrimis! »Es passt alles zusammen. Unter den Opfern waren eine Jean und ein Louis Brown aufgelistet. Falls sie nach Melbourne fliehen wollten, hatten sie wahrscheinlich vor, am Fährhafen in Burnie auf die Taroona umzusteigen. Aber niemand hat je den Namen ›Jean Brown‹ mit der geladenen Hellseherin auf Pearls Party in Verbindung gebracht.«
    »Auch schlimm, das mit dem kleinen Jungen, dessen Mutter dabei ums Leben kam.«
    »Ja, er war der einzige Überlebende. Und was für ein außergewöhnlicher Unfall! Es wurde in ganz Australien in den Nachrichten darüber berichtet. Für Pencubitt war Pearls Tod trotzdem mit Abstand der größere Schock, vermutlich weil keine der einheimischen Familien jemanden durch das Zugunglück verloren hat.«
    »Es ist traurig, dass die anderen Menschen sterben mussten«, meinte Betty, »Aber falls Jean und Louis zusammen wirklich so eine Art Team des Bösen waren, dann hatten zukünftige Opfer der beiden echtes Glück. Sonst hätten die vielleicht weitergemordet, bis man sie irgendwann gefasst hätte.«
    Sadie seufzte und dachte wieder an die Krimiserien, für die ihre Tochter sich so begeisterte. Traurig nur, dass ihre Familie ganz real von einer solch brutalen Tat betroffen war, statt davon bloß in einer Fernsehsendung oder einem Buch zu erfahren, wo das Geschehen spannend und ungefährlich aufbereitet war. Das echte Leben war so viel schwieriger und komplexer. Gebrochene Menschen brauchten lange, um sich vom Trauma eines gewaltsamen Todes zu erholen. Man musste sich bloß Thomasina und Marguerite anschauen, um zu sehen, wie unwiderruflich Pearls Ermordung ihr Leben verändert hatte – ganz zu schweigen von jemandem wie Violet, die massiv unter dem Schmerz gelitten hatte, einen geliebten Menschen auf diese Art zu verlieren. Noch Generationen später konnten Familienmitglieder unter den Nachwehen eines Verbrechens leiden, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.
    »Wir sind da«, meinte Sadie. »Lass uns später weiter darüber reden. Jetzt würde ich mich gerne auf Marguerite und Pearl konzentrieren.« Sie ging auf Birdie und Violet zu. »Vielen Dank, dass ihr gekommen seid«, begrüßte Sadie die beiden Frauen. »Ich weiß, es ist noch früh, aber es bedeutet mir sehr viel, dass ihr hier seid. Ich habe auch Thomasina eingeladen, aber ihr könnt euch ihre Reaktion sicher vorstellen.«
    »Vielen Dank für die Einladung, meine Liebe«, erwiderte Birdie. Sie hatte einen Strauß Rosen aus ihrem Garten dabei. »Es ist eine Ehre, an dieser Zeremonie teilnehmen zu dürfen. Und ich bin schon immer früh aufgestanden. Der Morgen ist der beste Teil des Tages.«
    Violet, die neben Birdie stand, sah interessiert zu, als Sadie ein paar Schritte aufs Wasser zuging. Jetzt bei Flut reichte es ein gutes Stück den Strand hinauf. Sadie rief sich noch einmal Jackies Anweisungen ins Bewusstsein, holte tief Luft und blickte hinaus zum Horizont. Sie nahm die Urne mit der Asche ihrer Mutter aus der Schachtel, die sie mitgebracht hatte, und

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