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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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den
Augenwinkeln sah ich ihm zu, wie er Tristan mit dem Öl einrieb, und dachte:
jeden Moment werden wir auf der Straße sein. Wir werden marschieren und
Hunderte werden uns sehen -wenn sie überhaupt von uns Notiz nehmen. Gareth
wandte sich wieder mir zu. Ein schmaler Ring aus schwarzem Leder wurde unter
meiner Eichel befestigt, und daran hing eine kleine Glocke, die bei jeder
Bewegung ein schwaches, blechernes Geräusch verursachte. Dieses kleine Ding war
die schlimmste Erniedrigung. Erinnerungen an die exquisiten Schmuckstücke im
Palast des Sultans überfluteten mich, und Tränen strömten mir über das Gesicht.
    Tristan musste ebenfalls das Glöckchen tragen, und jede
Bewegung unserer Schwänze verursachte entsetzliche Klänge. An all das würden
wir uns gewöhnen - das wusste ich. In einem Monat würde uns alles ganz normal
und selbstverständlich erscheinen! Gareth nahm eine Peitsche mit langem Griff
von einem Haken an der Wand. Es war ein Bündel fester und dennoch biegsamer
Lederriemen, mit denen er uns peitschte, dass es nur so schallte. Es schmerzte
nicht so sehr, wie ich es erwartet hatte. Beinahe zärtlich waren die Riemen. Sie
überzogen die nackte Haut mit zahllosen Stichen. Gareth nahm wieder unsere
Zügel und ließ uns zum Tor marschieren.
    Mein Herz schlug wie wild. Ich blickte über die breite Straße
und die entfernten Mauern des Dorfes, auf denen Soldaten gelangweilt und
bedächtig auf und ab schritten. Einer von ihnen blieb stehen und winkte Gareth
zu, und Gareth winkte zurück. Eine Lastkutsche näherte sich von Süden, gezogen
von acht menschlichen Rössern, alle aufgezäumt und geknebelt wie wir. Ich
starrte ihnen verblüfft entgegen.
    “Seht ihr das? “ fragte Gareth. Ich nickte heftig. „Wenn ihr
gleich losmarschiert, erinnert euch daran. Denn dies ist der Anblick, den auch
ihr bietet. Lauft aufrecht, lauft stolz. Ich kann manchen Fehler verzeihen, aber
ein Mangel an Begeisterung und innerer Überzeugung zählt nicht dazu.“
    Zwei weitere Kutschen donnerten heran, Sklaven tänzelten, Pferdeschuhe
stampften auf den Boden, und all das verwirrte mich noch mehr. Ein Jahr lang mussten
wir dies tun. Meine Tränen flossen so heftig wie zuvor, aber ich unterdrückte
die Schluchzer und kaute auf dem ledernen Knebel. Als ich die Muskeln anspannte,
gefiel mir das Ziehen des Zaumzeugs und das Wissen, dass ich viel zu gut gebunden
war, um mich gegen all das auflehnen zu können. Der Karren des
Oberbürgermeisters rumpelte auf das Tor zu und versperrte allen dahinter den Weg.
Der Wagen war mit Stoffen, Möbeln und anderen Waren beladen, die offensichtlich
vom Markt zum Landhaus geschafft werden sollten.
    Andere Stalljungen schirrten rasch die sechs staubigen und
vom Wind zerzausten Pony-Sklaven aus, die den Karren gezogen hatten. Vier frische
Ponys wurden aus den Ställen geholt und angeschirrt. Ich fragte mich, ob ich
jemals eine derartige Spannung gekannt hatte, so ein Gefühl von Angst und Schwäche.
Natürlich hatte ich das, aber was machte das schon? Die Vergangenheit konnte
mir nun auch nicht helfen. Gareth legte die Hand auf meine Schulter. Die
anderen Stallburschen eilten herbei, um zu helfen. Und Tristan und ich wurden
reichlich unsanft an unsere Plätze in dem Gespann geführt.
    Ich spürte, wie Riemen unter und über meine gebundenen Arme
und durch den Ring am Ende des Phallus geführt wurden. Und noch ehe ich mich
damit abfinden oder mich innerlich darauf vorbereiten konnte, wurden die Zügel
und das Zaumzeug angezogen, der Phallus hob mich von den Füßen, und das Gespann
galoppierte plötzlich los. Wir rissen die Knie in die Höhe und mischten uns
unter den Strom des Verkehrs. In diesen erschütternden Augenblicken erkannte
ich, dass der Knebel, die Zügel, das Zaumzeug, die Stiefel und der Phallus ganz
anders waren als alles, was ich bisher erlebt hatte. Sie erfüllten einen
eindeutigen und nützlichen Zweck! Sie waren nicht nur dazu da, um uns zu quälen.
Sie dienten dazu, diesen Karren zu ziehen. Wir waren Arbeitspferde.
    Der Riemen des Kutschers klatschte laut gegen meine Beine. Der
Anblick der Ponys vor mir betäubte mich. Die buschigen schwarzen Schweife
schwangen und tanzten in ihren geröteten Hinterteilen. Ihre Beine stampften auf
den Boden, und ihr Haar schimmerte um ihre Schultern. Wir boten ein ebensolches
Bild, und der lange Riemen des Kutschers traf uns immer und immer wieder. So
ging es die Straße entlang, mit lautem Getrappel der Pferdeschuhe; der Himmel
über uns

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