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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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Lieber junger Prinz, seufzte sie und dachte an ihren
zurückgewiesenen Freier, ich hoffe, Ihr habt es geschafft, in das Reich der
Königin zu gelangen. Ich habe nicht einmal daran gedacht, Euch nach Eurem Namen
zu fragen.

Laurent: Das Leben unter den Ponys
    Der erste Tag unter den Ponys hatte seine bedeutsamen
Offenbarungen mit sich gebracht, doch die wahren Lektionen unseres neuen Lebens
folgten erst mit der Zeit. Ich hatte viele Qualen erlebt, doch keine der
besonderen Prüfungen war so ausdauernd gewesen wie das Dasein als Pony. Es
dauerte einige Zeit, bis ich begriff, was es hieß, dass Tristan und ich zu zwölf
Monaten verurteilt worden waren und dass wir den Ställen nicht entkommen
konnten. Wir schliefen, arbeiteten, aßen, tranken, träumten und liebten uns wie
Ponys.
    Gareth hatte gesagt, dass Ponys stolze Geschöpfe sind. Und
wir ließen diesen Stolz schon bald zu. Die tägliche Routine machte die Dinge
nicht leichter. Nie ließ die strenge Disziplin nach. Jeder Tag war ein
Abenteuer aus Fertigkeit und Fehlern, Schrecken und Erniedrigungen, aus
Belohnungen und harten Bestrafungen. Wir schliefen, wie ich schon beschrieb, in
unseren Ställen, vornübergebeugt von der Hüfte an, und der Kopf ruhte auf dem
Kissen. Und diese Haltung, obgleich ziemlich bequem, trug wie alles andere auch
- dazu bei, dass wir immer mehr spürten, dass wir keine Menschen mehr waren. Bei
Tagesanbruch wurden wir geschwind gefüttert, eingeölt und auf den Hof geführt, wo
bereits eine Gruppe von Leuten wartete, die uns mieten wollte, Es war keine
ungewöhnliche Sache für die Dorfbewohner, unsere Muskeln zu befühlen, bevor sie
uns auswählten, oder sie prüften uns mit einigen Schlägen, um zu sehen, wie wir
reagierten.
    Kein Tag verging, ohne dass ein dutzendmal nach Tristan und
mir gefragt wurde. Jerard, der Gareth um dieses Privileg gebeten hatte, wurde
häufig mit uns in dasselbe Gespann geschirrt. Mit der Zeit war ich es gewohnt, Jerard
in meiner Nähe zu haben, so wie ich es von Tristan gewohnt war. Während unserer
Stunden auf dem Erholungshof gehörte Jerard mir ganz allein, und niemand wagte
es, mich herauszufordern, am allerwenigsten Jerard selbst. Ich peitschte
lustvoll sein Hinterteil, und schon bald war er so gut trainiert, dass er von
selbst die richtige Stellung einnahm. Er kam auf allen vieren herbei, wohl
wissend, was nun geschehen würde, und er küsste meine Hände.
    In den Ställen wurden Scherze darüber gemacht, dass ich ihn
härter peitschte als jeder Kutscher und dass er doppelt so rot war wie die
anderen Ponys. Doch diese kleinen Zwischenspiele waren von kurzer Dauer. Die
tägliche Arbeit machte unser Leben aus. Die Monate vergingen, und wir kannten
jede Art von Karren, Kutsche oder Wagen. Wir zogen die prachtvollen vergoldeten
Kutschen der reichen Gutsbesitzer, die einen Teil ihrer Zeit auf dem Schloss
verbrachten. Wir brachten die Ausreißer auf ihren Bestrafungskreuzen zur
öffentlichen Vorführung und Züchtigung. Und ebenso oft fanden wir uns auf den
Feldern, vor Pflüge gespannt, oder wurden einzeln ausgesucht für die einsame
Pflicht, einen kleinen Karren mit Körben zum Markt zu ziehen.
    Die einsamen Fuhren, obgleich körperlich nicht sonderlich
anstrengend, waren oft besonders erniedrigend. Ich hasste es, von den anderen Ponys
getrennt und ganz allein vor einen kleinen Karren gespannt und von einem
zerlumpten Bauern, der zu Fuß nebenher ging, angetrieben zu werden.
    Allmählich bekannt zu sein bei den einzelnen Bauern machte
es nur schlimmer, denn sie begannen, nach mir zu fragen, nannten gar meinen
Namen und ließen mich wissen, wie sehr sie meine Größe und Stärke zu schätzen wüssten
und welches Vergnügen es ihnen bereitete, mich zum Markt zu peitschen. Es war jedes
Mal eine Erleichterung, wieder zusammen mit Tristan, Jerard und den anderen vor
eine große Kutsche gespannt zu sein. Die Leute aus dem Dorf konnten eine
wirkliche Qual sein. Da waren junge Frauen und Männer, für die es kein größeres
Vergnügen gab, als ein Gespann, das hilflos und stumm auf den Kutscher oder auf
einen Herren wartete, zu betasten.
    Wir fanden uns dann gnadenlos gepeinigt, es wurde an unseren
Pferdeschweifen gezerrt und gezogen, dass das buschige Haar um unsere Beine strich
und kitzelte. Unsere Schwänze wippten und brachten die kleinen Glöckchen zum
Bimmeln. Doch der schlimmste Moment war, wenn ein junger Bursche oder ein
Mädchen beschlossen, einen großen Schwanz zu bearbeiten und zu leeren. Die
anderen

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