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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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darauf ein. »Was ist mit Jenny?«
    »Sie kommt mit uns.«
    »Ich würde sie gern hierlassen. Sie ist uns jetzt nicht mehr von Nutzen.«
    »Das sehe ich anders. Wenn sie gefunden wird, kann sie eine Menge erzählen. Und außerdem, wenn sie wissen, daß wir eine Geisel an Bord haben, überlegen sie sich vielleicht zweimal, mit welchen Mitteln sie uns aufhalten wollen.«
    »Wenn Sie glauben, die hätten Hemmungen, auf uns zu schießen, weil wir eine britische Zivilistin an Bord haben, dann täuschen Sie sich. Dafür steht zuviel auf dem Spiel. Die töten uns alle, wenn's sein muß.«
    »Dann töten sie uns eben. Sie kommt mit uns. Wenn wir das U-Boot erreichen, lassen wir sie im Boot zurück. Die Briten werden sie retten, und es wird ihr nichts geschehen.«
    Neumann begriff, daß weiterer Widerspruch Zeitverschwendung wäre. Catherine wandte sich um und sagte auf englisch zu Jenny: »Spiel nicht mehr die Heldin. Eine falsche Bewegung, und ich schieße dir eine Kugel ins Gesicht.«
    Neumann schüttelte den Kopf. Er ließ den Motor an, legte den ersten Gang ein und fuhr zur Bootsanlegestelle hinunter.
    Der Polizist im Hafen hörte das Brummen eines Motors, blieb stehen und blickte sich um. Er sah den Polizeiwagen auf sich zukommen. Seltsam, dachte er. Seine Ablösung war erst um acht Uhr fällig. Er sah, wie der Lieferwagen anhielt und zwei Leute ausstiegen. Er spähte angestrengt in die Dunkelheit, und einen Augenblick später hatte er erkannt, daß die zwei Personen keine Polizisten waren. Es waren ein Mann und eine Frau, sehr wahrscheinlich die Flüchtigen!
    Ein entsetzliches Gefühl der Hilflosigkeit ergriff ihn. Er war nur mit einem alten Vorkriegsrevolver bewaffnet, der häufig klemmte. Die Frau kam auf ihn zu. Sie hob den Arm, und er sah einen Blitz, hörte aber fast nichts, nur ein gedämpftes Husten. Er spürte, wie die Kugel in seine Brust drang, und verlor das Gleichgewicht.
    Dann kam das schmutzige Wasser des Humber auf ihn zu. Es war das letzte, was er sah.
    Ian McMann war Fischer und glaubte, daß das reine keltische Blut in seinen Adern ihm Kräfte verleihe, die normale Sterbliche nicht besaßen. So behauptete er, daß er in den sechzig Jahren, die er an der Nordsee lebte, Notsignale empfangen habe, noch bevor sie abgesetzt worden seien. Er behauptete, er sehe die Geister Ertrunkener über den Kais und Docks schweben. Und er behauptete, manche Schiffe seien verwünscht und ging nie in ihre Nähe. In Cleethorpes stimmte ihm jedermann zu, aber hinter seinem Rücken sagten die Leute, Ian McMann habe einige Nächte zuviel auf See verbracht.
    McMann war wie immer um fünf aufgestanden, auch wenn der Wetterbericht so schlecht war, daß an diesem Tag kein Boot hinausfahren würde. Er aß gerade in der Küche seinen Haferbrei, als er draußen am Kai etwas hörte.
    Das Trommeln des Regens überdeckte fast jedes andere Geräusch, aber McMann hätte schwören können, daß eben etwas ins Wasser geplumpst war. Er wußte, daß da draußen ein Polizist war - er hatte ihm gestern abend Tee und ein Stück Kuchen gebracht -, und er wußte, warum der Polizist da war.
    Die Polizei suchte nach zwei Mordverdächtigen aus London.
    McMann vermutete, daß es sich um keine gewöhnlichen Verbrecher handelte. Er lebte nun schon seit zwanzig Jahren in Cleethorpes, und in all der Zeit hatte die Polizei nie den Hafen bewacht.
    Von seinem Küchenfenster aus hatte McMann einen ausgezeichneten Blick auf den Kai und die dahinterliegende Humber-Mündung. Er stand auf, teilte die Vorhänge und schaute hinaus. Keine Spur von dem Polizisten. McMann zog eine Öljacke an, setzte einen Südwester auf, nahm die Taschenlampe vom Tisch neben der Tür und trat hinaus.
    Er knipste die Lampe an und setzte sich in Bewegung. Nach ein paar Schritten hörte er, wie der Dieselmotor eines Bootes stotternd und spuckend zum Leben erwachte. Er ging schneller, bis er sehen konnte, welches Boot es war: die Camilla, Jack Kincaids Boot.
    Ist der bekloppt, bei dem Wetter rauszufahren? dachte McMann.
    Er begann zu rennen und schrie: »Jack, Jack! Halt! Wo zum Teufel willst du hin?«
    Dann erkannte er, daß der Mann, der die Camilla vom Kai losmachte und aufs Achterdeck sprang, gar nicht Jack Kincaid war. Jemand stahl Jacks Boot! Er hielt nach dem Polizisten Ausschau, aber der war weg. Der unbekannte Mann ging ins Ruderhaus, der Dieselmotor heulte auf, und die Camilla  entfernte sich langsam vom Kai.
    McMann rannte dem Schiff hinterher und schrie: »He, kommt

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