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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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vernichten, ohne gegen ihn zu kämpfen.«
    »Ausgezeichnet, Alfred«, sagte Boothby, sichtlich beeindruckt.
    »Bedauerlicherweise werden wir Hitler niemals vernichten können, ohne gegen ihn zu kämpfen. Und um überhaupt die Chance zu bekommen, ihn im Kampf zu besiegen, müssen wir ihn zuerst täuschen. Wir müssen den weisen Rat Sun-Tsus beherzigen. Wir müssen dort auftauchen, wo er uns nicht erwartet.«
    Boothby stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und kam mit einem Aktenkoffer aus Metall zurück. Er glänzte wie poliertes Silber, und an seinem Griff baumelten Handschellen.
    »Ab heute stehen Sie auf der BIGOT-Liste, Alfred«, sagte Boothby und schloß den Koffer auf.
    »Wie bitte?«
    »BIGOT ist eine besondere Geheimhaltungsstufe, die eigens zur Tarnung der Invasion eingeführt wurde. Der Name geht auf einen Stempel zurück, mit dem Dokumente klassifiziert wurden, die britische Offiziere im Zusammenhang mit der Landung in Nordafrika nach Gibraltar brachten. To Gib - nach Gibraltar.
    Wir haben die Buchstaben einfach umgedreht. Aus To Gib wurde BIGOT.«
    »Verstehe«, sagte Vicary. Vier Jahre nach seinem Wechsel zum MI5 fand er viele Decknamen und Geheimhaltungsstufen immer noch lächerlich.
    »Die BIGOT-Liste umfaßt heute den engen Kreis der Personen, die in das wichtigste Geheimnis von Overlord eingeweiht sind - die Ort und Zeitpunkt der Invasion in Frankreich kennen. Wenn Sie das Geheimnis kennen, sind Sie ein BIGOT. Jedes Dokument, das die Invasion betrifft, erhält den Stempel BIGOT.«
    Boothby öffnete den Koffer, faßte hinein und zog einen sandfarbenen Ordner hervor. Er legte ihn vorsichtig auf den Couchtisch. Vicary betrachtete zuerst den Deckel, dann Boothby. Der Ordner trug den BIGOT-Stempel, und daneben prangte das aus Schwert und Schild bestehende Abzeichen des SHAEF, des Oberkommandos der alliierten Expeditionsstreitkräfte. Darunter standen die Worte Plan Bodyguard, gefolgt von Boothbys Namen und einer Verteilernummer.
    »Sie werden in eine sehr kleine Bruderschaft aufgenommen, die nur aus ein paar hundert Offizieren besteht«, fuhr Boothby fort. »Und nach Ansicht einiger Leute ist das schon zuviel. Ich sollte Ihnen auch noch sagen, daß Ihr persönlicher und beruflicher Werdegang genauestens unter die Lupe genommen wurde.
    Man hat jeden Stein umgedreht, wie es so schön heißt. Ich freue mich, Ihnen berichten zu können, daß Sie kein bekanntes Mitglied einer faschistischen oder kommunistischen Organisation sind, daß Sie nicht übermäßig trinken, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, daß Sie sich nicht mit losen Mädchen einlassen und daß Sie weder homosexuell noch in irgendeiner anderen Form sexuell abnorm veranlagt sind.«
    »Das beruhigt mich.«
    »Ich sollte Ihnen ferner sagen, daß man Sie weiteren Sicherheitsüberprüfungen unterzieht und ständig überwacht. Das bleibt keinem von uns erspart. Nicht einmal General Eisenhower.«
    »Ich verstehe, Sir Basil.«
    »Gut. Zunächst möchte ich Ihnen ein oder zwei Fragen stellen. Ihre Arbeit hatte mit der Invasion zu tun. Durch Ihre Fälle haben sie einen gewissen Einblick in die Vorbereitungen bekommen. Was glauben Sie, wo wir angreifen wollen?«
    »Nach dem wenigen, was mir bekannt ist, würde ich sagen, in der Normandie.«
    »Und wie beurteilen Sie die Erfolgschancen einer Landung in der Normandie?«
    »Landungsunternehmen zählen naturgemäß zu den schwierigsten militärischen Operationen«, sagte Vicary.

    »Besonders im Ärmelkanal. Julius Cäsar und Wilhelm der Eroberer haben es geschafft. Napoleon und die Spanier sind gescheitert. Hitler hat das Vorhaben 1940 aufgegeben. Ich würde sagen, die Erfolgschancen einer Invasion stehen bestenfalls fünfzig zu fünfzig.«
    Boothby schnaubte. »Wenn überhaupt, Alfred, wenn überhaupt.« Er stand auf und begann, im Büro auf und ab zu gehen. »Bis jetzt haben wir drei erfolgreiche Landungsunternehmen durchgeführt - Nordafrika, Sizilien und Salerno. Aber bei keiner dieser Operationen mußten wir an einer befestigten Küste landen.«
    Boothby blieb stehen und sah Vicary an. »Sie haben übrigens recht. Wir greifen in der Normandie an. Voraussichtlich im späten Frühjahr. Und wenn unsere Erfolgschancen fünfzig zu fünfzig stehen sollen, müssen Hitler und seine Generäle glauben, daß wir woanders angreifen.« Boothby setzte sich und nahm den Ordner zur Hand. »Desha lb haben wir uns dies hier ausgedacht - den Plan Bodyguard. Sie als Historiker dürften an Bodyguard besonderen Gefallen

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