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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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finden. Es handelt sich um eine Kriegslist, deren Größenordnung und Kühnheit beispiellos sind.«
    Der Deckname sagte Vicary nichts. Boothb y fuhr in seiner Belehrung fort.
    »Bodyguard hieß bisher übrigens Plan Jael. Der Plan wurde umbenannt, um eine treffende Bemerkung zu würdigen, die der Premierminister in Teheran gegenüber Stalin machte. Churchill sagte: ›Im Krieg ist die Wahrheit so wichtig, daß sie stets von Lügen als Bodyguard begleitet werden muß.‹ Der Alte versteht sich auf Worte, das muß ich ihm lassen. Bodyguard ist selbst keine Operation. Es ist der Deckname für alle strategischen Operationen, deren Zweck darin besteht, Hitler und seine Generäle irrezuführen und über unsere wahren Absichten am Tag X zu täuschen.«

    Boothby ergriff den Ordner und blätterte ihn ungestüm durch.
    »Der wichtigste Teil von Bodyguard ist Operation Fortitude.
    Das Ziel von Fortitude ist es, dafür zu sorgen, daß die Wehrmacht möglichst spät auf die Invasion reagiert, indem wir sie glauben machen, daß in anderen Regionen im Nordwesten Europas ebenfalls eine Invasion droht, insbesondere in Norwegen und in der Straße von Dover. Das Täuschungsmanöver hinsichtlich Norwegens hat den Decknamen Fortitude Nord. Wir wollen Hitler zwingen, siebenundzwanzig Divisionen in Skandinavien zu lassen, indem wir ihn davon überzeugen, daß wir vor oder sogar nach dem Tag X in Norwegen einen Angriff planen. Fortitude Süd ist heikler und, wenn ich so sagen darf, gefährlicher.«
    Boothby schlug eine Seite um und holte tief Luft.
    »Das Ziel von Fortitude Süd besteht darin, Hitler, seine Generäle und seine Geheimdienstoffiziere behutsam davon zu überzeugen, daß wir in Frankreich nicht nur eine, sondern zwei Invasionen planen. Laut Fortitude Süd ist der erste Angriff nur ein Ablenkungsangriff. Er wird in der Seinebucht in der Normandie erfolgen. Der zweite Angriff, der Hauptstoß, erfolgt drei Tage später in der Straße von Dover bei Calais. Von Cala is aus können unsere Invasionsarmeen direkt nach Osten vorrücken und in wenigen Wochen Deutschland erreichen.«
    Boothby hielt inne, nippte an seinem Brandy mit Soda und ließ seine Worte wirken. »Laut Fortitude soll der erste Angriff Rommel und von Rundstedt zwingen, die Elitepanzereinheiten der deutschen 15. Armee in die Normandie zu verlegen, so daß Calais schutzlos ist, wenn die eigentliche Invasion beginnt.
    Natürlich wollen wir, daß sie das Gegenteil tun. Wir wollen, daß die Panzer der 15. Armee in Calais bleiben und dort auf die eigentliche Invasion warten, während wir in der Normandie landen.«
    »Brillant in seiner Einfachheit.«
    »Gewiß«, sagte Boothby. »Die Sache hat nur einen entscheidenden Haken. Wir haben nicht genug Leute. Bis zum späten Frühjahr werden nur siebenunddreißig Divisionen in Großbritannien stehen - Amerikaner, Briten und Kanadier -, kaum genug für einen Angriff auf Frankreich, geschweige denn für zwei. Wenn Fortitude Aussicht auf Erfolg haben soll, müssen wir Hitler und seine Generäle glauben machen, daß wir die notwendigen Divisionen für zwei Invasionen haben.«
    »Und wie in Gottes Namen sollen wir das anstellen?«
    »Ganz einfach, wir werden eine Armee aus einer Million Mann aufstellen. Allerdings werden wir sie aus dem Hut zaubern müssen, fürchte ich.«
    Vicary nippte an seinem Drink und starrte Boothby ungläubig an.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Doch, Alfred, mein voller Ernst. Wenn die Erfolgschancen der Invasion fünfzig zu fünfzig stehen sollen, müssen wir Hitler, Rommel und von Rundstedt glauben machen, daß wir hinter den Klippen von Dover eine riesige, schlagkräftige Armee zusammenziehen, die darauf wartet, bei Calais den Kanal zu überqueren. Natürlich haben wir diese Armee nicht. Aber wenn wir soweit sind, werden die Deutschen glauben, daß sie es mit einer realen Streitmacht von rund dreißig Divisionen zu tun haben. Wenn sie nicht an die Existenz dieser Armee glauben - wenn wir einen Fehler machen und wenn sie unsere List durchschauen -, ist die Invasion von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
    »Hat diese Phantomarmee auch einen Namen?« fragte Vicary.
    »Ja, die First United States Army Group, kurz FUSAG. Sie hat sogar einen Kommandeur, Patton persönlich. Die Deutschen halten General Patton für unseren fähigsten Kommandeur im Feld, und in ihren Augen wären wir Narren, wenn wir ohne seine maßgebliche Beteiligung eine Invasion durchführen würden. Patton wird über rund eine

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