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Dr. Ohio und der zweite Erbe

Dr. Ohio und der zweite Erbe

Titel: Dr. Ohio und der zweite Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Stichler
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Licht anmachen?“
    „Sie haben ja auch keins angemacht.“ Höpfner lächelte. Die unerwartete Begegnung im Dunkel der großen Treppe, die von der Halle in die oberen Stockwerke führte, schien ihm zu gefallen.
    „Ja, aber ich ...“ Der Haushälterin fiel kein passendes Argument ein, warum sie mehr Rechte als Höpfner haben sollte, im Dunkeln durchs Haus zu wandern. „Ich mache das immer so“, sagte sie schließlich lahm.
    „Mhm“, machte Höpfner. Er spürte ihre Nervosität, hörte das Knistern ihres steifen Kleids. Aber sie wich keinen Schritt zurück, blieb quasi zitternd standhaft. Höpfner lehnte sich schwer gegen das schwarze Holzgeländer, das ihn leise ächzend stützte. Keiner von beiden machte Anstalten, das Licht anzuschalten.
    „Wo wollen Sie denn überhaupt hin?“, fragte die Haushälterin mit einem metallischen Klang in der Stimme.
    „Ich muss noch den Durchgang an der Scheune abmessen. Morgen soll der Öltank abgeholt werden und ich weiß gar nicht, ob er durchpasst. Dann kann ich auch gleich die Schrauben lösen.“
    „Das können Sie doch auch noch morgen erledigen“, sagte die Haushälterin. „Oder Henrik kann es machen.“
    Henrik war der Gärtner auf Höpfners Anwesen, eigentlich der Mann für alles, eine Art Hausmeister, aber alle nannten ihn den Gärtner. Er war immer schon da gewesen, solange Höpfner sich erinnern konnte. Ein langer, grimmiger Mann mit weißem Bart und alkoholhellem Blick.
    „Henrik“, sagte Höpfner abfällig. „Das kann ja dann ewig dauern. Wenn ich es jetzt mache, ist es erledigt.“ Er dachte an Wieri.
    „Hm.“ Die Haushälterin zuckte mit den Schultern und schlängelte sich vorsichtig um ihn herum. Er lächelte und schüttelte den Kopf, im Dunkeln von ihr unbemerkt. Dann trottete er nachdenklich weiter nach unten. Auf dem Treppenabsatz wandte er sich um.
    „Hanne“, sagte er leise in die Dunkelheit.
    „Ja?“, fragte sie flüsternd von oben. Beide schwiegen lange und sahen in die Richtung des anderen, ohne mehr zu erkennen als einen schemenhaften Schatten.
    „Ach nichts“, sagte Höpfner schließlich. Graue Punkte tanzten vor seinen Augen.
    Er ging ums Haus und öffnete die Tür zur Scheune. Der Öltank war beinahe so alt wie das Haus selbst und sollte endlich entsorgt werden. Damit hatte er eine Tübinger Spezialfirma beauftragt, die den Tank auf ihrem Gelände fachmännisch zerlegen würde. Aber eben nur dann, wenn sie das Ding auch durch den Eingang der Scheune abtransportieren konnte.
    Er schaltete das Licht ein und flackernd leuchtete eine alte Glühbirne auf, die an einem schwarz umwickelten, verstaubten Kabel von der hohen Decke hing. Die Scheune war nicht sehr groß und früher als Werkstatt benutzt worden. Jetzt stand sie schon lange fast leer. Höpfner kramte einen Meterstab aus der alten Werkbank und maß die Tür aus. Dann ging er wieder hinein, um den Tank abzumessen.
    Oben am Fenster der Bibliothek stand Wieri und blickte hinaus in die Finsternis. Er stand da, als würde er träumen, mit starrem Blick auf die Tannen, über denen ein paar Sterne zu sehen waren. Als er in der Scheune die kleine Funzel angehen sah, holte er tief Luft. Gleich darauf konnte er Höpfner beobachten, der mit dem Meterstab am Eingang hantierte und dann wieder verschwand. Wieri spielte mit einem Gegenstand in seiner Hosentasche und zog ihn schließlich heraus. Es war ein kleines, viereckiges Kästchen aus Plastik mit einem roten Knopf in der Mitte. Der Finne ging langsam zurück an seinen Schreibtisch. Überall herrschte tiefe Stille, eine Reglosigkeit, wie sie Landschaften befällt, kurz bevor der Sturm losbricht. Als würde Gott den Atem anhalten ...
    Wieri schob seine Hand mit dem Kästchen wieder in die Hosentasche, biss auf die Zähne und zog die Augenbrauen zusammen, angestrengt, als würde er eine Nuss knacken. Und dann, fast im selben Moment, erschütterte eine ohrenbetäubende Explosion das Haus. Es war, als prallten Dimensionen aufeinander, als würden sich in unmittelbarer Nähe des Ohrs die elektrischen Spannungen eines Gewitters in Blitz und Donner entladen. Die Wände wackelten und die Fenster klirrten. Der Krach nahm Wieri den Atem und das Gehör. Stille.
    Als der Druck auf den Ohren nachließ, hörte er den Aufprall von Gegenständen, die vor wenigen Augenblicken noch eine Scheune gewesen waren, und das Prasseln und Zischen von Flammen. Dann wurde die Tür aufgerissen.
    „Ach du meine Güte. Herr Wieri“, stammelte die Haushälterin und hielt

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