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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Staunen.
    »Wissen Sie, was? Es gibt da noch ein oder zwei ungeklärte Einbruchsfälle aus der Zeit vor der Revolution...«
    »Ich kann’s nicht gewesen sein, Inspektor. Ich trage normalerweise Handschuhe. Hoppla.«
    Sie steckten den Schlüssel wieder ins Schloss, öffneten die Tür, und Phosy ging voran, die Stufen in den fünften und sechsten Stock hinauf, eine Reihe von Bretterverschlägen unter dem Dach. Auf der Treppe spürte Siri mit einem Mal eine entfesselte Kraft, war sich seiner Instinkte jedoch nicht sicher genug, um die anderen zur Vorsicht zu ermahnen.
    Das Hauptarchiv befand sich in einem langen Raum im obersten Stock. Er bot ein Bild der Verwüstung. Tongefäße lagen in Scherben auf dem Fußboden verstreut. Landkarten und alte Steinabreibungsdrucke waren von der Wand gerissen worden. Trotz des Durcheinanders entging Phosy nicht, dass die großen Fenstertüren offen standen; das Glas war eingeschlagen, der Riegel gebrochen. Ein Satz aus diesem Fenster, und der Betreffende wäre haargenau bei den Kreideengeln auf der Straße neben dem Brunnen gelandet. Dazu hätte er allerdings Anlauf nehmen müssen.
    Er bemerkte auch die Schuhe, die ordentlich neben dem umgestürzten Schreibtisch standen. Da der Fußboden mit Scherben übersät war, schien es unwahrscheinlich, dass der Mann sie ausgezogen hatte, bevor er gesprungen war. Also war das Chaos erst danach entstanden. Phosy steckte den Kopf zum Fenster hinaus und sah nach links und rechts. Falls der Eindringling durchs Fenster entkommen war, musste er einen Fallschirm benutzt haben. Er drehte sich um und sah, dass die anderen mit Aufräumen begonnen hatten.

    »Halt. Es wird nichts angerührt, bis meine Leute sich hier umgesehen haben. Äh, Herr... wie war Ihr Name?«
    »Santhi.«
    »Herr Santhi. Wer arbeitet in diesem Büro?«
    »Frau Bounhieng. Sie ist gerade zum x-ten Mal schwanger. Und Herr Chansri. Er ist der Leiter des Archivs. Herrn Khampet nicht zu vergessen.«
    »Und passt die Beschreibung des Mannes im Leichenschauhaus auf einen der beiden Herrn?«
    »Ja. Eindeutig. Auf Herrn Khampet. Herr Chansri ist schon etwas älter und ein wenig dicker.«
    »Und wo finden wir den Leiter des Archivs?« Santhi trat verlegen von einem Bein aufs andere und starrte zu Boden. »Haben Sie die Frage verstanden?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Er könnte auf dem Thongkhankham-Markt sein.«
    »Dienstlich?«
    »Nicht direkt. Er verkauft Fisch.«
    »Soso.«
    »Ich hätte Ihnen das wahrscheinlich nicht sagen sollen. Aber Sie müssen verstehen. Unser Gehalt ist sehr bescheiden, darum bessern manche es durch...«
    »Herr Santhi. Ich bin kein Regierungsinspektor.« Phosy blickte zu Siri, der in die Hocke gegangen war und unter die schwere hölzerne Werkbank schaute. »Was ist denn?«
    »Sehen Sie das?«
    Der Polizist trat neben den Doktor und sah unter die Bank.
    »Eine alte Truhe.«
    »Nein. Das ist weitaus mehr als eine alte Truhe. Sie trägt das königliche Siegel.«

    Die massive Teakholzkiste war mit dem Emblem eines dreiköpfigen Elefanten beschlagen, der im Schutze eines mehrstöckigen Schirms auf einem Podest balancierte wie ein Zirkusakrobat beim That-Luang-Fest. Allein die Zeit hatte ihm etwas von seinem Glanz geraubt. Siri senkte die Stimme. »In der Truhe steckt eine unglaubliche Energie. Sie verströmt jede Menge Aggression.«
    »Siri, Sie haben doch wohl nicht schon wieder eine Ihrer übersinnlichen Eingebungen?«
    Sehr wenige Menschen wussten von Siris mystischen Verbindungen. Eigentlich wussten nur Civilai, Dtui und auf seine Art auch Geung, wie wunderlich der Doktor war. Siri kannte das wahre Ausmaß seiner Fähigkeiten selbst erst seit kurzer Zeit. Als er an seinen Geburtsort in Khammouan gereist war, um die erzürnten Phibob zu besänftigen, hatte er etwas Bemerkenswertes über sich erfahren. Auch wenn er daran selbst nicht glauben mochte. Den Ältesten eines kleinen Dorfes zufolge war Siri die Reinkarnation von Yeh Ming, einem mächtigen Hmong-Schamanen, der vor über tausend Jahren gelebt hatte. Seither spürte Siri, dass irgendwo in seinem tiefsten Innern phänomenale Kräfte lauerten. Leider wusste er sie bislang nicht recht zu nutzen, und in vielerlei Hinsicht machten sie ihm sogar eine Heidenangst. Er hatte mit Phosy nie offen über diese unverhofften Fähigkeiten gesprochen, doch der Instinkt des Polizisten verriet ihm alles, was er wissen musste.
    Siri streckte die Hand nach der Holzkiste aus, dann plötzlich zog er sie abrupt zurück, als hätte sie ihm

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