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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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kann eine Minute eine halbe Ewigkeit bedeuten. Der Tunnel schien endlos.
    Auf einmal war der Boden nicht mehr da. Siri trat ins Leere, und nur seine Führungshand, die an der linken Wand entlangglitt, bewahrte ihn davor, Hals über Kopf in die Tiefe zu stürzen. Er fand mühsam ins Gleichgewicht zurück, kniete
sich hin und stocherte mit seinem Eisen in der Dunkelheit. Es war kein bodenloser Abgrund, nur eine hohe Stufe. Das Metall stieß klirrend gegen einen festen, aber verhältnismäßig leichten Gegenstand. Die Gerüche ringsum waren ihm bestens vertraut, dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als hinabzusteigen, egal was ihn dort erwartete.
    Er versank bis zu den Knöcheln in einem Meer von … Knochen. Sie waren klein und nicht besonders frisch, denn sie knirschten unter seinen Sohlen. Trotzdem hatte er bei jedem Schritt Angst, auf einen größeren Kadaver zu stoßen. Darum ging er behutsam vor, mit angehaltenem Atem.
    Als er schließlich gegen etwas Festes stieß, war es weiter nichts als die Stufe auf der anderen Seite. Er dachte an die Tunnelsysteme des Vietcong und überlegte, ob es sich vielleicht um eine Art Knotenpunkt handelte.Wenn ja, zweigten von hier nach allen Seiten Gänge ab. Da das die Sache nur unnötig komplizieren würde, machte er sich gar nicht erst die Mühe, dieser Frage auf den Grund zu gehen, und marschierte weiter geradeaus. Er erklomm die Stufe und folgte dem Tunnel. Was sich als fataler Fehler erweisen sollte.
    Nachdem er seine Nachbarn Ende vorigen Jahres aus der Ruine ihres Hauses gerettet hatte, war Siri mit einer Staubvergiftung ins Krankenhaus gekommen. Doch obwohl es den Ärzten schließlich gelungen war, seine Lunge vom Staub zu befreien, fiel ihm das Atmen seither nicht mehr so leicht wie früher. Folglich blieb dem Doktor in den unpassendsten Momenten die Luft weg. Und dies war der ungelegenste Moment von allen.
    Je weiter er sich von der offenbar einzigen Sauerstoffquelle entfernte, desto schlechter bekam er Luft. Er musste sich auf seine Atmung konzentrieren. Die Spinnweben-Attacke hatte ihn geschwächt, und er lief Gefahr, ohnmächtig
zu werden. Wenn er das Bewusstsein verlor, war diese ganze schreckliche Tortur umsonst.
    Er blieb stehen, legte sich auf den Boden, wo die Luft etwas reichhaltiger war, und meditierte, um sich zu entspannen. Er ignorierte das Rascheln und Trippeln in der Finsternis und versuchte, seine Energiereserven zu aktivieren.
    Da plötzlich glaubte er, Geräusche hören zu können. Sie klangen gedämpft, weit weg, und konnten ebenso von außen kommen wie aus einem der Gänge. Doch in Vientiane war zu dieser nächtlichen Stunde kaum noch jemand unterwegs. Er lauschte gespannt.
    Anfangs hatte er Schwierigkeiten, es auszumachen. Das Geräusch kam in unregelmäßigen Abständen und klang dumpf, wie eine Biene in einer Konservenbüchse. Es schien weder natürlichen noch menschlichen Ursprungs zu sein. Aber je länger er lauschte, desto lauter wurde es. Wenn es tatsächlich aus einem der Tunnels drang, ließ das nur einen Schluss zu. Es kam direkt auf ihn zu.
    Er mahnte sich zur Ruhe, rief sich ins Gedächtnis, dass er das Überraschungselement auf seiner Seite hatte. Doch wen oder was konnte er schon überraschen, solange er wie ein hilfloses Insekt in einem schmalen Gang lag? Und wenn das Geräusch mit Dtuis Verschwinden gar nichts zu tun hatte? Wollte er wirklich mit einem Montiereisen auf einen wildfremden Menschen losgehen, nur weil er vor Angst fast den Verstand verlor?
    Ja.
    »Keine Panik«, sagte er sich. Er atmete bedächtig. Rührte sich nicht. Er versuchte seine Gedanken zu beruhigen, und die Geräusche wurden lauter – es war kein Summen mehr, sondern ein Knurren. Hin und wieder schwoll das Knurren an zu einem jähen Heulen, zum schrillen Gebrüll einer Kreatur,
die halb Mensch war und halb Tier, und plötzlich fiel es ihm wieder ein:
    Es war das Geräusch aus seinem Traum in Luang Prabang. Die unsichtbare Gefahr, die sich ihm durch das Dschungeldickicht genähert hatte, das Geräusch, vor dem er sich in Acht nehmen, das er unter allen Umständen meiden musste. Ein Schauer durchlief seinen Körper, und seine Nervenenden vibrierten.
    Er konzentrierte sich ganz auf seine Atmung. Wenn er ohnmächtig wurde, konnte er weder angreifen noch sich verteidigen. Er ersann einen Plan. Wenn er wieder zu Atem gekommen war, wollte er in den Raum zurück, den er gerade durchquert hatte. Dort gab es Ecken, Winkel, vielleicht andere Tunnels. So hatte er

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