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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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würde anbringen können, und der musste sitzen. Er würde Siris ganze Kraft in Anspruch nehmen. Also duckte er sich neben die Stufe und begann zu meditieren. Er verlangsamte seinen Herzschlag und sammelte seine letzten Reserven für die bevorstehende Attacke. Als Licht in die Grube fiel, sah er, dass der Boden kniehoch mit den halbverwesten Überresten kleiner Tiere bedeckt war.
    »Ruhig weiteratmen, Siri.«
    Während sich die Ereignisse bislang förmlich überschlagen hatten, schien die Zeit mit einem Mal fast stillzustehen. Der Tunnel war wohl doch länger, als Siri angenommen hatte. Das Lärmen der herannahenden Kreatur hielt an, und doch hatte der Doktor das Gefühl, schon eine Ewigkeit so dazuliegen. Er dachte an Yeh Ming und fragte sich, warum der alte Seher ihn vor dieser Gefahr nicht gewarnt hatte.
    Wenn sein Tempel – er, Siri – je bedroht gewesen war, dann jetzt. Schreckliche Gewissensbisse quälten Siri. Trotz der sorgfältigen Planung, die seiner Berufung zum Wirt des großen alten Schamanen vorausgegangen war, hatte er ihn im Stich gelassen. Er hatte sich wissentlich in eine lebensbedrohliche Sit-
    Plötzlich war die Bestie da. Der grelle Strahl einer Taschenlampe erleuchtete den kleinen Raum. Da er sich an der Wand zusammengerollt hatte, konnte er die Kreatur nicht sehen, aber das Knurren war jetzt fast direkt über ihm. Nur ein schmaler, schwarzer Schattenkeil bewahrte den Doktor davor, entdeckt zu werden.

    Sein Herz schlug so laut, dass man es ohne Zweifel hören konnte. Er atmete lautlos in einem selbst gewählten Rhythmus und umklammerte das Montiereisen in seiner Faust.
    Was als Nächstes geschah, erklärte sich erst sehr viel später. Er hörte, wie sich die Schritte von der Stufe entfernten und etwas über den Boden geschleift wurde. Ein letztes Heulen. Und dann, wie aus weiter Ferne, drei unvereinbare Geräusche, eins nach dem anderen. Zuerst das Gackern eines Huhns. Anders als die anderen Laute hallte es nicht durch den Raum.
    Es folgten zwei dumpfe Schläge und ein lautes Krachen.
    Und schließlich der Schrei einer Frau.
    Dann wurde es still.
    Als der Schrei ertönte, ließ Siri alle Vorsicht fahren und krabbelte auf Händen und Füßen zur Stufe. Doch bevor er sich aufrichten und in den Tunnel sehen konnte, ging die Taschenlampe aus.
    Die Stille und die Finsternis schienen um so tiefer, als eben noch totales Chaos geherrscht hatte. Er wusste nicht, was er gehört hatte und was er davon halten sollte. Der schauerliche Schrei wollte ihm nicht mehr aus dem Sinn.
    »Dtui?«, rief er.
    Seine Stimme platzte in die Stille wie ein Donnerschlag.
    »Dtui? Sind Sie das? ………… Ich bin’s, Siri.«
    Keine Antwort.
    Falls die Kreatur dort im Dunkeln lauerte, war Siri ihr jetzt schutzlos ausgeliefert. Aber er konnte seine Stimme nicht zurückrufen. Er konnte nicht einfach umkehren. Etwas Fürchterliches war geschehen, und er musste unbedingt dahinterkommen, was.
    Er erklomm die Stufe und schlurfte langsam vorwärts, in der bangen Erwartung, auf etwas Schreckliches zu stoßen.
Sein linker Fuß traf auf einen Gegenstand, der klappernd davonrollte. Das musste die Taschenlampe sein. Er ging einen Schritt weiter und ließ die Hand tastend über die harte Erde gleiten. Plötzlich fühlte er etwas Warmes, Feuchtes, Klebriges, wie Sirup.
    Er zog die Hand zurück und atmete tief durch. Er wusste, worauf er gestoßen war. Aber für Empfindlichkeiten war jetzt keine Zeit. Er fuhr weiter mit der Hand über den Boden, bis er die Taschenlampe gefunden hatte. Mit pochendem Herzen riss er sie an sich, suchte den Schalter und knipste sie an.
    Nichts geschah.
    »Bitte, Buddha, sag jetzt nicht, die Birne ist kaputt.«
    Er klopfte gegen die Taschenlampe, schüttelte sie und versuchte es ein zweites Mal.
    Noch immer nichts.
    Keinen Meter von ihm entfernt atmete etwas. Er rüttelte und schüttelte die Lampe, schlug sie sich noch fester in die hohle Hand.
    Im Dunkeln war ein zweiter Atemzug zu hören.
    Auch er holte Luft, konzentrierte sich, drehte den Kopf der Taschenlampe fest und betätigte ein drittes Mal den Schalter.
    Im Tunnel wurde es hell wie im Theater, und als er sich auf der Bühne umsah, bot sich ihm ein ebenso verblüffendes wie unwirkliches Bild.

22
    DER MANN, DER SICH DEN KOPF ABRISS
    Als Dtui erwachte, lag sie auf dem Bauch. Der Geruch von Breeze-Waschmittel stieg ihr in die Nase. Ihre anderen Sinne kehrten erst nach und nach zurück. Einen halben Meter von ihr entfernt lag ein flauschiges weißes

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