Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
den Rückwärtsgang, wendete und begann schließlich die Serpentinen herabzurollen. Sein Mund formte die tonlosen Silben eines Countdowns, der bei fünfhundert gestartet war. Jetzt war er bei vierhundert angekommen.
Bei dreihundert konnte er die Gletscherspitze immer noch im Rückspiegel sehen. Zweihundertneunundneunzig. Zweihundertachtundneunzig …
Als er zweihundert erreichte, war er den Berg schon ein ganzes Stück hinabgefahren. Bei einhundert passierte er das Schild mit den abblätternden blauen Folienbuchstaben und dem grinsenden, kleinen Bauarbeiter.
Unter der Vibration des starken Motors spürte er das Zittern kaum, das durch den Berg ging, als er die Null seines Countdowns und gleichzeitig die Hauptstraße erreichte. Die dicken Reifen des Armee-Jeeps kämpften sich durch den Schnee und er beschleunigte den Wagen in Richtung Einsiedeln, das er noch erreichte, bevor die ersten Wagen der Feuerwehr und der Bergwacht in Richtung Igstein ausrückten.
In eine ungewisse Zukunft
»E s ist tot.«
»Bist du sicher?«
»Nein … nein, das bin ich nicht. Aber …«
»Aber wir haben nur diese Hoffnung.«
»Ja, wir haben nur diese Hoffnung.«
Für einen flüchtigen Moment dachte er: Was, wenn es mehrere davon gibt? Was, wenn es sich fortpflanzen kann?«
Er verdrängte den Gedanken und sagte stattdessen:
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.«
Antonia kuschelte sich an ihn und ihre Hände umklammerten das kleine Plüschäffchen, das ihr Vater ihr zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte und sie schaute blicklos auf die vorbeiziehende, nächtliche Winterlandschaft. Obwohl Martin die Heizung bereits auf Vollbetrieb laufen ließ, gelang es ihr nicht wirklich, die Kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben. Schließlich klappte sie den Laptop zu, mit dessen Hilfe sie soeben die letzte E-Mail mit den Überwachungsvideos aus dem Sachsenwald auf ihre Reise um den Erdball geschickt hatte. Sie verstaute das Gerät in ihrem Rucksack auf der Rückbank und als sie die Hand von dort zurückzog, berührte sie etwas Weiches, Flauschiges. Sie drehte sich ein wenig weiter herum und begann, das weiche Fell des alten Bernhardiners zu streicheln, der dort lag. Sie spürte das pulsierende Leben in ihm, die kurzen, hechelnden Atemstöße und das Schlagen des alten, kräftigen Herzens.
Dann begann sie wieder zu weinen.
Was, wenn es mehrere davon gibt?
Abspann
L ieber Leser,
und jetzt, da der unvermeidliche Abspann über den Bildschirm flimmern würde, zumindest, wenn dieses Buch ein Film wäre, holen Sie bitte Ihr Original-Vinyl von Megadeths »Peace Sells But Who's Buying«-Album aus dem Plattenschrank und setzen Sie die Nadel auf den Titeltrack. (Es ist die dritte Rille.) Dann schließen Sie die Augen, während der Song auf Maximallautstärke durch Ihr Zimmer dröhnt, und stellen Sie sich wieder vor, sie säßen im Kino und der Abspann liefe. Die Namen all der Menschen, die wichtig und notwendig waren, um diesen Film (beziehungsweise dieses Buch) zu erschaffen, laufen langsam in winzigen, kaum lesbaren Buchstaben (denn es sind so verdammt viele) von unten nach oben über die Leinwand.
Natürlich bleiben Sie noch sitzen, bis der Song und der Abspann zu Ende sind. Nur oberflächliche Idioten verlassen das Kino, bevor die kleinen Lampen an der Seite wieder angegangen sind. Meistens kommt nämlich nach dem Abspann noch etwas – mithin etwas Wichtiges. Und natürlich werden Sie für Ihre Geduld belohnt. Schließlich sitzen Sie in einer L.C. Frey-Produktion! Das Kino bleibt noch für eine Weile dunkel, obwohl die ersten Hektiker den Saal bereits verlassen und ihr Möglichstes versuchen, den Hartgesottenen, wie Sie einer sind, das Kinoerlebnis zu vermiesen. Fantasielose Spießgesellen, die es eilig haben, so schnell wie möglich in ihre tumbe Realität zurückzukehren. Na bitte sehr, sollen sie doch.
Dann wird der Riesenbildschirm wieder hell und Sie kriegen Ihre erhoffte Bonusszene, während Ihnen die letzten Takte von »Peace Sells …« noch in den Gehörgängen nachklingen.
Also, hier ist sie.
Viel Vergnügen!
Nach dem Abspann
20. Dezember, 37.543242,-115.772617, US-Militärbasis, Nevada, U.S.A.
D r. Willis fand, die Luft in dem spartanisch eingerichteten Büro atmete sich wie Gelee. Dick und zähflüssig füllte sie seine schmerzenden Lungen und versorgte seinen Körper mit dem absoluten Mindestmaß an Sauerstoff.
Und dabei hatte sein Büro immerhin eine
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