Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Dunkelheit, in die sie Tharek verbannt hatte, war am Ende stärker als die Botschaft des jungen Priesters. Die Grausamen sandten ihre trostlosen Gedanken in die Köpfe der ängstlichen Völker und so kam es, dass die Menschen jenen verrieten, der ihnen den Weg des Lichts gezeigt hatte. So kam es, dass die Menschen ihren Heiland an ein Kreuz nagelten und sterben ließen und sich für den Weg in die Dunkelheit entschieden.
Zumindest die meisten von ihnen.
Die Kinder des Priesters jedoch trugen das Erbe von Atlantis in sich und gaben es an ihre Kinder weiter, die es wiederum den ihren schenkten, nicht wissend, dass sie Auserwählte waren, Krieger des Lichts, lebten und starben sie wie alle anderen. Denn noch war ihre Zeit nicht gekommen. Und auch das Kreuz lebte weiter, als ein Symbol, das viele anbeteten und dessen wahre Bedeutung nur wenige verstanden.
Das Buch des Tharek und die Lehre des jungen Priesters jedoch gerieten in den folgenden Jahrhunderten endgültig in Vergessenheit und diejenigen, die sich der Worte des jungen Mannes erinnerten, wurden verfolgt und ihre Botschaft verdreht und zerrissen und schließlich ganz ihres ursprünglichen Sinns beraubt. Denn die Lehre enthielt den Schlüssel zur mächtigsten Kraft, die den Menschen zur Verfügung stand im Kampf gegen die Dunkelheit – die einzige wirkungsvolle Waffe gegen das Böse.
Diese Waffe war die Liebe von Atlantis und die Kraft des gütigen Geistes, doch die Menschen verstanden sie nicht mehr. Und so kam es, dass die Menschen erneut schutzlos waren und schutzlos sein würden, wenn das Böse einst erwachte.
Wenn es Zeit war für die letzte Ernte.
Psychologie
W enn Antonia in diesem Moment innerlich genauso zusammengefahren war, dann hatte sie sich verdammt gut unter Kontrolle. Scheiße, dachte Martin, was hatte ihn bloß geritten, diesen Quatsch hier mitzumachen? Das war etwas völlig anderes, als sich vom Safe Room aus in die schlecht geschützten Computer irgendwelcher Behörden oder dubioser Firmen einzuhacken. Aber das hier war echt, so echt wie die Pistole am Gürtel des Grenzers.
Martin warf einen kurzen Blick nach vorn, vor ihm befanden sich noch drei weitere Wagen, welche gerade von Beamten durchgewunken wurden und sich langsam in Bewegung setzten. Unmöglich, da durchzukommen. Und selbst wenn, er war zwar ein recht guter Fahrer, und der Mercedes war großzügig motorisiert – aber, eine rasante Verfolgungsjagd mit der Grenzpolizei ? Eher unwahrscheinlich, dass das ein gutes Ende nehmen würde.
»Den Kofferraum, bitte«, sagte der Grenzer wieder und seine rechte Hand fand wie zufällig den Knopf am Holster der Heckler & Koch P7 an seinem Gürtel. Also drückte Martin, fast schon im Reflex, eine Taste und die Klappe des Kofferraums glitt langsam nach oben.
Der Beamte ging zum Heck des Wagens und streckte die Hand nach der Klappe aus, um sie vollends nach oben zu drücken.
Bei einem kleinen, zerbeulten Lieferwagen, der in zweiter Reihe hinter ihnen stand, schlug ein Polizeihund an. Er zog den Beamten an der Leine förmlich hinter sich her. Kläffend hatte sich der Hund an der Ladefläche des Pritschenwagens aufgestellt und bellte dort die dunkelblaue Plane mit dem kaum mehr leserlichen Firmenaufdruck an. Der Beamte, der den Wagen gerade überprüfte, hatte seine Pistole bereits im Anschlag, war aber gleichzeitig noch mit dem aufgeregt an seiner Hand zerrenden Hund beschäftigt. Der Grenzpolizist, der vor dem Kofferraum von Martins Mercedes stand, warf nur einen flüchtigen Blick hinein, stiefelte im Laufschritt zurück zum Fenster, hinter dem ein merklich blasser Martin mit immer noch angehaltenem Atem saß und rief: »In Ordnung, gute Weiterfahrt!« Dann riss er die Waffe aus dem Holster und stürmte seinem Kollegen mit dem Hund zu Hilfe. Auch wenn Martin den oder die Fahrer des kleinen Lieferwagens im Moment nicht gerade beneidete, war er ihnen ausgesprochen dankbar. Das war knapp gewesen, verdammt knapp.
Als seine Hände allmählich aufhörten zu zittern und das ohrenbetäubende Pochen des Blutes in seinen Ohren wieder dem sanften Gemurmel des Regens auf dem Blechdach des Wagens wich, startete er den Mercedes.
Langsam brachten sie die letzten Meter des deutschen Grenzübergangs hinter sich, um auf der Schweizer Seite einfach durchgewunken zu werden. Dann waren sie drüben, in der Schweiz. Das sagte er sich immer wieder, während sein Puls langsam auf normale Werte zurück sank. Drüben, sie waren drüben.
Ungefähr einen
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