Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
waren. Eingeäschert und verscharrt werden mussten, weil man den Anblick dieser Leichen keinem Bestatter oder Familienmitglied zumuten konnte. Schon gar nicht, wenn diese Menschen angeblich bei einem Chemieunfall ums Leben gekommen sein sollten.
»Und?«, knurrte Murnauer ungeduldig.
»Zwei Punkte, und beide nicht besonders positiv, fürchte ich.«
Murnauer hob in alter Gewohnheit die Hand zum Gesicht, um sich die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger zu massieren. Sofort raste ein scharfer Schmerz seinen Nasenrücken entlang, da, wo Singers Faust ihn getroffen hatte.
»Aaah … Scheiße!«, rief er laut genug, dass einige der Anwesenden besorgt in seine Richtung schauten. Rasch blickten sie wieder weg, als er finster in die Runde starrte.
»Schon gut. Weiter«, sagte er dann, während er ein Taschentuch aus der Tasche kramte, um vorsichtig das frische Blut von seiner Nase abzutupfen.
»Der, äh, Prototyp ist nicht das Einzige, was aus dem Labor verschwunden ist. Es sind auch ein paar Sicherheitsleute und fast alle Wissenschaftler des Untersuchungsteams nicht unter den, äh, Opfern gefunden worden. Außer Dr. Walther ...«, fuhr der Assistent leise fort.
»Die Psychologin?« Ja, an die Kleine erinnerte er sich sogar. Sprach er zu laut? Was glotzten diese Torfköpfe jetzt schon wieder so dämlich?
»Ja, Neuropsychologie, soweit ich weiß ...«
»Hübsches Ding, nicht?«, murmelte Murnauer und grinste gedankenverloren. Dieser verdammte Schmerz. Als er aufschaute, gewahrte er gerade noch den Rest der Bestürzung im Gesicht des jungen Assistenten, der gesehen hatte, was von Doreen Walther übrig geblieben war. Und das war ganz sicher alles andere als ein hübsches Ding gewesen.
»Weiter. Nur weiter mit den frohen Botschaften!« Vielleicht war der Blick, den Murnauer seinem Gegenüber zuwarf, wirklich eine Spur zu zynisch, sein Grinsen einen Tick zu breit. Er musste sich zusammenreißen. Auf dem Posten bleiben, dann würde er die Sache schon schaukeln. Wie immer.
»Es fehlt außerdem noch ein autorisiertes Transportfahrzeug aus dem Labor. Einer von den Kühltrucks für die, äh, Materialtransporte«, fügte der Assistent hinzu, offensichtlich auf Murnauers nächste zornige Reaktion gefasst. Aber die blieb aus.
Ein Grinsen, das allerdings kaum weniger unheimlich war, stahl sich auf das fahle Gesicht seines Chefs. Oh, aber das war doch gut ! Außerordentlich gut sogar, geradezu ausgezeichnet. Denn jetzt, jetzt hatten sie eine Spur. Und die würde sie letztlich auch zu Singer führen, der für diesen ganzen Rummel verantwortlich war. Und dann würde der Rummel enden, Schluss mit lustig, Lichter aus, gute Nacht, Kinder! Und Murnauer würde zwei Wochen Urlaub nehmen, mindestens. Auf Hawaii oder so. Hauptsache weit weg von diesem ganzen Scheiß hier.
Es war genau diese Art von Weitsicht, die den einen zum Chef und den anderen zum Assistenten machte, überlegte Murnauer zufrieden. Dieser Junge hier würde noch eine Menge zu lernen haben, und am besten – von den Besten. Von ihm. Und als er daran dachte, womit er sich in wenigen Minuten in seinem Büro beschäftigen würde, besserte sich seine Laune gleich noch ein wenig mehr. Nur ein bisschen Motivation, die ihm helfen würde, auch die nächsten achtundvierzig Stunden ohne Schlaf zu überstehen, bis die Sache ausgestanden war. Nur ein kleines bisschen Wachmachpulver auf den ersten wirklichen Fortschritt, seit dieser verfluchte Narr Singer sein Projekt so schamlos torpediert hatte.
»Gute Arbeit«, grinste er seinen Assistenten an. Dann rief er mit erhobener Stimme in den Raum, worauf sich die Koordinatoren der Suchtrupps zu ihm umdrehten: »Herhören, Männer! Wir haben ein neues Ziel, das uns vielleicht zu unserem Cargo führen kann. Wir gehen davon aus, dass Singer ein paar Verbündete in unser Lab geschleust hat. Diese haben den Prototyp offenbar in einem gestohlenen Fahrzeug aus dem Instituts herausgeschafft. Ich möchte, dass Sie auf der Stelle die Suchmeldung herausgeben. Hier sind Bilder und Kennzeichen des Fahrzeugs.« Murnauer wedelte mit der grauen Mappe des Assistenten.
Dann hob er beschwörend den Zeigefinger seiner rechten Hand. »Achtung, herhören: Niemand soll dem Lkw auch nur nahekommen, ich werde mich selbst darum kümmern. Sorgen Sie nur dafür«, wandte er sich an die Männer der Polizeieinheit, »dass ich erfahre, wo sich der Truck befindet. Halten Sie Ihre Männer da raus. Niemand nähert sich dem Fahrzeug oder versucht, es zu stoppen,
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