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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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sanft eine störrische Locke aus der Stirn und schaute in ihr blasses Gesicht. Sie lächelte. Lächelte ihn an und in diesem Moment war es egal, dass dies vielleicht ihr letzter gemeinsamer Moment war. Das war nicht wichtig. Wichtig war, dass sie lächelte, und ihr Vater lächelte zurück. »Ich hab' dich lieb, Prinzessin, das weißt du.«
    Sie ergriff seine Hand und nickte stumm.
    Schließlich stieg Singer aus dem Wagen, kroch in den Kofferraum und versuchte, so gut es eben ging, wie ein Gepäckstück auszusehen.
     
     

Grenzen
     
     
    A ls sie am deutsch-schweizerischen Grenzübergang ankamen, hatte sich das Wetter vollends in das zerfließende Grau vom Vortag verwandelt, es goss in Strömen. Ein paar Zöllner liefen zwischen den Wagen umher, die vor dem Grenzübergang bereits eine lange Schlange bildeten. Sie hatten eine Art Plastiktüte über ihre dunkelblauen Schirmmützen gezogen und leuchteten mit ihren Taschenlampen durch die verregneten Fenster in das Innere der langsam vorbeifahrenden Autos. Und sie sahen nicht besonders glücklich dabei aus.
    Martin ließ den Wagen ein kleines Stück weiter nach vorn rollen, auf das Zollhäuschen zu. Man sah den Beamten deutlich an, dass sie jetzt lieber drin bei einer Tasse Kaffee säßen, als sich hier draußen einregnen zu lassen.
    Martin schaute beiläufig auf die Temperaturanzeige am Armaturenbrett des Mercedes. Fünf Grad über null. Gut, dann hätten sie zumindest keine gesteigerte Motivation, sich mit ihm hier draußen im nasskalten Regen länger zu beschäftigen, dachte er. Es sei denn natürlich, er gliche ganz zufällig dem Typen auf dem Fahndungsbild, welches sie heute morgen hereinbekommen hatten.
    Nein, an so etwas wollte Martin gar nicht erst denken. Egal, wie gut die Techniker am Murnauer-Institut auch arbeiteten, sie würden sicher noch eine ganze Weile brauchen, um die Verschlüsselung seiner Server zu knacken – Hindernisse, die er ihnen in den Weg geschoben hatte, indem er seine Identität unter Myriaden von Zwiebelschalen im Netz versteckt hatte. Diese Kaskadierung kostete zwar Zeit und nicht unerhebliche Ressourcen, aber er hatte schließlich mehr als genug von beidem gehabt, seit Julias Tod vor fünf Jahren. Und jetzt würde sich zeigen, wie viel der ganze Aufwand letztlich wert gewesen war. Mit etwas Glück würden die Typen vom Institut nie herausfinden, wer er wirklich war und wo genau sein zentraler Server stand. Es bestand zumindest die Chance, dass er die Rechner doch noch rechtzeitig abgeschaltet hatte. Und selbst wenn sie inzwischen bei ihm aufgekreuzt waren, würden sie sich am Zugang zum Safe Room noch für ein paar Stunden die Zähne ausbeißen, wenn sie ihn denn irgendwann gefunden hatten. Seine Chancen waren also alles in allem gar nicht so schlecht. Theoretisch.
    In Singers Fall sah die Sache freilich etwas anders aus. Dessen Steckbrief hing inzwischen sicherlich in jeder Zollstation im Großformat. In der Welt dort draußen hatte der angebliche Ökoterrorist immer noch das Leben von über tausend Menschen auf dem Gewissen. Zumindest war es das, was Murnauer die Öffentlichkeit glauben lassen wollte. Das Institut und seine geheimnisvollen Hintermänner waren schon allein deshalb verpflichtet, eine großangelegte Suche zu starten, um die Glaubwürdigkeit ihrer monströsen Lüge aufrechtzuerhalten.
    Sie mussten Singer lediglich finden, bevor es jemand anderes tat. Und sie hatten eine Menge Vorteile auf ihrer Seite.
    Und dann? Schulterzuckende Schuldeingeständnisse, ein paar Köpfe würden zum Schein rollen, um im darauffolgenden Jahr im Vorstand eines anderen Konzerns wieder aufzutauchen. Vor allem aber musste zunächst einmal der Hauptschuldige gefasst und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Natürlich ein durchgeknallter Einzeltäter, wieder einmal. Das vereinfachte stets die Ermittlungen. Und wenn die Sache etwas politischer wurde, dann handelte dieser Einzeltäter eben plötzlich im Auftrag einer ominösen Terrororganisation, die man eigens zu diesem Zweck aus dem Hut gezaubert hatte, samt Bekennerschreiben und dem Internetprotokoll, welches zeigte, wo sich der Täter die Baupläne für seine Bombe heruntergeladen hatte. Beides half, die Angst zu schüren, beides war nützlich. Das alte Spiel, wieder und wieder – und selbstverständlich spielten sie alle mit, bis ganz nach oben.
    Diese Darstellung der Ereignisse würde im Laufe der Zeit dafür sorgen, dass außer den Angehörigen der Opfer und den » üblichen

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