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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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der begleitet wurde von seiner Mutter, Lady Thea.
    Die Burgherrin war verärgert, weil ihr Gemahl zu
    krank war, um selbst anwesend zu sein. »Es hätte diesem Dickkopf gut getan zu erfahren, wie Chalkin mit seinen Untergebenen verfährt. Gewiss, er hätte immer noch gefaselt, dass eine Autonomie nicht angetastet werden dürfe, aber schwangere Frauen zu vergewaltigen, ist für ihn der Gipfel der Abscheulichkeit.« Thea bedachte Zulaya mit einem bedeutungsvollen Nicken.
    Sie selbst hatte Lord Jamson vierzehn Kinder geboren, genug, um die Grenzen seines Besitztums auszudeh-nen, sowie die Sprösslinge in den Genuss des ihnen zu-stehenden Landes kamen.
    Die erste Verhandlung, die in der unteren Kaverne
    des Benden-Weyrs stattfand, verlief in sachlichen,
    wohlgeordneten Bahnen. Früher hatte es ausgebildete Gesetzeshüter auf Pern gegeben, doch die Nachfrage nach solchen Personen schwand. Die meisten Zwistigkeiten wurden durch Verhandlungen beigelegt oder, 281
     
    wenn alles Diskutieren nichts fruchtete, durch einen Zweikampf Mann gegen Mann entschieden. Also musste man einen Fürsprecher für die angeklagten Wachen finden. Einer der Lehrer aus Burg Fort, der sich auf Verträge und Landübereignungen spezialisiert hatte, willigte zögernd ein, als Rechtsbeistand zu fungieren.
    Gardner war nicht begeistert gewesen, als Anwalt für Frauenschänder aufzutreten, doch er sah ein, dass das Prozedere eine Verteidigung verlangte und gab sein Bestes. Er befragte die betroffenen Frauen, ob sie auch absolut sicher seien, dass hier tatsächlich ihre Peiniger vor Gericht stünden, und versuchte, ihre Aussagen zu erschüttern.
    Doch die drei Frauen waren nicht länger die eingeschüchterten, halb verhungerten Elendskreaturen, die sich nicht zu wehren vermochten. Der Aufenthalt im Weyr hatte Wunder bewirkt und ihnen ihren Mut und
    ihre Selbstachtung zurückgegeben. Sie traten selbstsicher auf, ohne Hemmungen. Gardner unterstellte ihnen gar, sie hätten ihre Aussagen auswendig gelernt und geprobt.
    »Wie könnte ich je vergessen, was man mir angetan
    hat?«, verkündete die älteste der Frauen mit vernehmlicher Stimme. »Wenn ich in Gedanken diese abscheu—liche Szene immer wieder durchgehe. Jede Nacht erlebe ich im Geist aufs Neue, wie diese schmutzigen Bestien mich zu Boden werfen und … und … mich aufs Brutals-te missbrauchen.«
    Daraufhin ließ Gardner den Vorwurf fallen, sie hätten ihre Einlassungen vorher einstudiert.
    Am Ende bewirkte er für die Angeklagten ein kleines Zugeständnis, indem man ihnen zusicherte, sie zu der Burg zurückzubefördern, der sie laut Vertrag angehör-te, sodass sie nicht zu Fuß nach Bitra marschieren mussten.
    »Sie werden sich wundern, welchen Empfang man
    ihnen dort bereitet«, murmelte Zulaya. »Für Verlierer 282
     
    hat Chalkin nichts übrig, und diese Kerle haben mehr verwirkt als ihr vertraglich zugesichertes Bleiberecht.«
    »Ich bin gespannt, welche Beschwerden Chalkin in
    seinem nächsten offiziellen Brief vorbringt«, sagte Irene und verzog das Gesicht.
    Paulin hatte von dem Burgherrn ein dickes Schreiben erhalten, als dieser von den Prozessen gegen seine Grenzwächter erfuhr. Er hatte sich bitterlich beklagt, anarchistische Drachenreiter würden sich wiederholt in die inneren Angelegenheiten seines Hoheitsgebiets einmischen und hätten bereits Hunderte von treuen Pächtern über die Grenze entführt.
    »Wenn er es wagt zu protestieren … warum musste
    es auch so heftig schneien?«, lamentierte Paulin. »Ich hätte ihn zu gern hier gehabt und sein Gesicht gesehen, als die Wachen aussagten, sie hätten lediglich die Befehle ihres Herrn befolgt, die da lauteten, die Pächter an der Grenze festzuhalten. M'shall hätte ihn in den Zeu-genstand gerufen und ihn dort in Stücke gerissen.«
    M'shall hatte die Rolle des Anklägers übernommen,
    da seine Reiter als erste am Schauplatz eingetroffen waren. Er übte sein Amt mit peinlicher Genauigkeit aus.
    »Er hat die Verfassung und die Bücher über Rechts—
    kunde, die Clisser ihm geschickt hat, gründlich studiert«, erzählte Irene Zulaya. »In gewisser Weise hat es ihm sogar gut getan. Er wurde von dem abgelenkt, was uns demnächst noch bevorsteht, wenn die ersten Fäden auf Pern abregnen.«
    Zulaya nickte verstehend. »Er wäre ein guter Gesetzeshüter geworden … oder wie nannte man diese Leute damals?«
    »Anwälte, glaube ich. Oder Strafverteidiger, je nachdem, welche Aufgaben sie übernahmen.«
    »Gardner hat sich auch große Mühe

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