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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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mit der ihr eigenen Anmut zur Staffelei.
    »Meine Güte, Sie haben heute ja eine Menge geschafft. Sagen Sie, schiele ich auf dem Bild?«
    Iantine lachte. »Nein, treten Sie ein bisschen zur Seite.
    Und nun kommen Sie wieder zurück. Was ist, scheint
    der Blick Sie zu verfolgen?«
    Zulaya schüttelte sich und riss erstaunt die Augen
    auf. »Tatsächlich. Womit haben Sie diesen Trick bewirkt? Ich muss schon sagen, es gefällt mir gar nicht, wenn ich mich von meinem eigenen Bildnis beobachtet fühle.«
    275
     
    K'vin schmunzelte. »Dich wird es bald nicht mehr
    stören, aber wenn dein Porträt in der unteren Kaverne hängt, fühlen sich die etwas phlegmatischeren Leute vielleicht bemüßigt, sich bei der Arbeit zu sputen.«
    »Offen gestanden mag ich das genauso wenig, wie
    wenn jemand mich mit lüsternen Blicken verschlingen würde«, monierte sie. Sie wandte sich dem Tisch zu, der mit Iantines Malwerkzeug fast vollständig bedeckt war.
    »Ich ließ erst kürzlich Klah bringen«, sagte sie mit vorwurfsvollem Blick auf den Künstler. »Er müsste noch heiß sein.« Sie schraubte den Deckel der Kanne auf, und heißer Dampf quoll heraus. »Glück gehabt. Soll ich für uns alle einschenken?« Ohne eine Antwort abzuwarten goss sie das Klah in drei bereitstehende Becher.
    »Jetzt sollte ich wohl lieber gehen«, meinte Iantine, die beiden Weyrführer ins Auge fassend.
    »Nein, bleiben Sie«, widersprach Zulaya.
    »Ich wollte Ihnen die Skizzen persönlich überbringen, damit sie nicht etwa irgendwo vergessen werden«, erklärte K'vin und setzte sich auf einen Stuhl.
    »Haben sie denn ihren Zweck erfüllt?«, fragte Zulaya, während sie Zucker in die Becher löffelte und K'vin sein Getränk reichte. »Kommen Sie, nehmen Sie Platz, Iantine. Sie müssen noch erschöpfter sein als ich. Schließlich habe ich die ganze Zeit über gesessen, während Sie vor der Staffelei standen.«
    Iantine lächelte die Weyrherrin viel zu vertraut an, fand K'vin mit einem Anflug von Eifersucht. Nur wenige Weyrbewohner fühlen sich in Zulayas Gegenwart völlig unbefangen, mit Ausnahme von Tisha, die jeden behandelte wie ein unmündiges Kind oder Leopol, der von Respekt grundsätzlich nicht viel hielt.
    »M'shall ist tief enttäuscht. Trotz der offenkundigen Beweise fehlt immer noch eine Stimme, um Chalkin von seinem Amt abzusetzen. Jamson stellt sich quer.«
    »Jamson ist nicht immer ganz zurechnungsfähig«, erwiderte Zulaya. »Das weiß ich von Mari aus dem Hoch-276
     
    land-Weyr. Und sein Geisteszustand verschlimmert
    sich zusehends. Thea übernimmt viele seiner Aufgaben, und sein ältester Sohn …«
    »Gallian ist in meinem Alter«, fiel K'vin ihr ins Wort.
    »Könnte er nicht die Initiative ergreifen?«
    »Er hat kein Stimmrecht, solange Jamson nicht von seinem Posten als Burgherr zurücktritt. So steht es jedenfalls in der Verfassung.« Sie bedachte K'vin mit einem halb belustigten, halb ernsten Lächeln. »Das habe ich erst neulich dazugelernt. Ich war dabei, als T'lan die Charta vorlas. Das meiste davon hatte ich schon ganz vergessen.
    Hast du dich in letzter Zeit damit beschäftigt?«
    »Das habe ich, in der Tat«, bekräftigte K'vin. »So de-mokratisch, wie wir immer glaubten, ist sie gar nicht.
    Ein Burgherr verfügt über mehr Autonomie als …«
    »Dem Missbrauch von Autonomie ist Tür und Tor
    geöffnet«, warf Iantine ein. »Ich habe mir eine Kopie der Verfassung ausgeborgt, die derzeit in den Weyrn he-rumgereicht wird.«
    »Egal, wie weit Chalkin seine Privilegien als Burgherr ausdehnt, er kann nicht leugnen, dass er seinen Pächtern jedes verbriefte Grundrecht streitig gemacht hat.
    Zum Beispiel hat er sie enteignet, ohne sich auf den Beschluss einer Pächterversammlung zu stützen. Dann durfte er sie nicht einfach bei diesen Wetterbedingungen im Freien festhalten lassen. Schließlich gab es weder eine Verschwörung noch Meuterei, sodass er drastische Maßnahmen hätte ergreifen dürfen. Die Pächter hatten ihm nicht einmal eine Liste mit ihren Beschwerden eingereicht.«
    »Sie hatten ja keine Ahnung, dass sie sich beschweren dürfen«, ergänzte Iantine mit grimmiger Miene. »Ich er-klärte einigen von ihnen, was man unter Meuterei versteht, und alle beteuerten, dass sie nichts dergleichen im Sinn hatten.«
    »Und Jamson will partout nicht nachgeben?«, vergewisserte sich Zulaya.
    277
     
    K'vin schüttelte den Kopf.
    »Will er denn nicht mal herkommen und selbst mit
    den Flüchtlingen sprechen?«
    »Er beruft sich darauf, dass

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