Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX
noch nicht daran gewöhnt, dass er auch ohne Worte mit Mithval sprechen konnte.
»Später. Es ist noch tiefe Nacht und du mußt dich erholen. Ich muß mich erholen.«
Gilfea spürte, wie erschöpft und müde er war. Die Aufregung hatte ihn seinen Zustand für einen Moment vergessen lassen. Er schaute seinen Drachen noch einmal an, der nickte ihm auffordernd zu und Gilfea legte sich auf sein Moosbett. Mithval kam heran, legte sich daneben und breite einen seine Arme mit ihrer Flughaut über Gilfea aus.
»Schlafe, Gilfea! Ich werde wachen.«
***
Das nächste mal erwachte Gilfea als die Sonne bereits über die Felsenzinnen des Kessels gestiegen war. Es mochte gut neun Uhr verstrichen sein. Etwas verschlafen richtete er sich auf. Die Schmerzen, die ihn noch vor einem Tag gepeinigt hatten, waren vollkommen verschwunden.
»Guten Morgen, Schlafmütze!«
Gilfea sah sich nach seinem Drachen um und endeckte ihn, wie der gerade dabei war seine Flügel über den Schloten und Kaminen auszubreiten, um sich die heißen Gase über die Haut streichen zu lassen.
»Guten Morgen, mein Drache!«
»Heute wird ein aufregender Tag. Unsere Freunde werden in einer halben Stunde hier sein.«
»Unsere Freunde?«
»Genau!« , meinte Mithval belustigt, wollte aber nicht mehr sagen. Stattdessen genoß er es in den heißen Gasen zu duschen.
Gilfea schüttelte seinen Kopf. Er hatte schon gehört, dass Drachen einen eigenen Humor besaßen. Aber dass er derart eigen war, damit hatte er nicht gerechnet. Überhaupt war dieser Drache anders, als er erwartet hatte. Er war gleichzeitig quirlig aber auch sehr vernünftig. Das Drachen mit einem voll ausgebildeten Bewußtsein und dem gesamten Wissen ihrer Eltern das Licht der Welt erblickten, dass war Gilfea bekannt. Ob dieser ständige leicht amüsierte Unterton bei allen Drachen vorhanden war? Gilfea war sich nicht sicher, aber er vermutete, dass hinter der ganzen Fröhlichkeit wesentlich mehr steckte. Eins war auf jeden Fall klar. Wenn Mithval nichts erzählen wollte, dann würde er auch nichts erzählen. Gilfea musste abwarten, bis die Freunde eintreffen würden.
Die Wartezeit vertrieb sich Gilfea damit, seinen Partner genauer zu betrachten. Mithval war schwarz, wirklich schwarz. Seine Schuppen glänzten dunkel in der Sonne. Mithval war dazu übergegangen, ein paar Flugübungen zu machen. Die hatte er auch nötig. Der kleine Drache war keinen Tag alt und Fliegen konnte man sein Geflatter wahrhaftig nicht nennen. Immerhin hatte er Spaß an der Sache. Gilfea fühlte es. Überhaupt schien die mentale Verbindung zwischen ihm und Mithval stärker zu werden. Mithval versuchte die Thermik der Schlote zu nutzen. Zuerst sah es wirklich linkisch aus, was der kleine Drache sich zurechtzappelte, aber mit der Zeit wurde er ruhiger, die Flugbewegungen gleichmäßiger und seine Bahnen eleganter. Gilfea konnte fast fühlen, wie die Luft über Mithvals Drachenhaut wehte und wie glücklich er dabei war.
»Sie sind da!« , hörte er Mithval in seinem Kopf.
Gilfea sah sich um und tatsächlich, fern am Horizont konnte er eine handvoll schwarzer Punkte erkennen. Die Punkte kamen schnell näher und wurden größer. Schließlich konnten auch Gilfeas Augen erkennen, was es war. 7 Drachen flogen in Formation auf sie zu. Sie bildeten ein V, wobei die jeweils äußeren Drachen grüne Grasdrachen waren. Die Innenflanken nahmen je ein roter Drache ein und in der Mitte flog, deutlich größer als die anderen, ein schimmernder Silberdrache.
Gilfea war von diesen Wesen fasziniert. Mit offenen Mund stand er da und folgte staunend ihren Bahnen, bewunderte ihre Flugkünste und die Leichtigkeit mit der sie durch die Luft zogen, jede Thermik ausnutzend.
»Sind sie nicht schön?« , fragte er Mithval, »Eines Tages werden wir beide ebenso durch die Luft gleiten. Mit dem Wind spielen und durch die Wolken ziehen.«
»Und nur der Himmel und die Sterne werden über uns sein.« , träumte Gilfea.
Dann setzten die 7 Drachen zur Landung an. Gilfea wich zurück, als er sie Angesicht zu Angesicht gewahr wurde. Sie waren riesig, selbst die kleinen grünen Grasdrachen waren furchteinflößend, wenn sie ihre Schwingen ausbreiteten. Aber die beiden roten und der Silberdrache waren eine Kategorie für sich. Turmhoch ragten sie auf. Mit ihren weit abgespreizten Flügeln waren sie breit wie Burgtore. Doch bei all ihrer Größe bewegten sie sich mit einer Eleganz und Geschmeidigkeit durch dir Luft, wie kein anderes Wesen.
Alle sieben Drachen
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