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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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konnte, ohne sich immer weiter von seiner ursprünglichen künstlerischen Vision zu entfernen. Die Beendigung eines Kunstwerkes bedeutete somit für Arthur stets eine Kapitulation vor der Macht der Rationalität, die den Schleier der Phantasie gnadenlos von seinem Schaffen riss. Arthur wusste, dass da etwas in ihm schlummerte, was sich Bahn brechen und artikulieren musste, ihm aber just im Augenblick der Materialisation fremd wurde. Das konnte zeitweise sehr frustrierend sein. Aber Arthur ahnte, dass seine Kunstwerke wenigstens als Zeugen des Bemühens standen, die in ihm wütende Energie zu kontrollieren. Auch wenn das Ergebnis zuweilen mehr einer verbrannten Pizza als einer Frühlingswiese ähneln mochte.
        Den Spott seiner Kollegen nahm Arthur gelassen hin, handelte es sich doch seiner Ansicht nach um eine Clique konservativer Kleingeister, die sich regelmäßig auf ihren Ausstellungen und Vernissagen zu treffen pflegten, in gegenseitiger Beweihräucherung wohlfeile Reden über die Bedeutung der Exponate hielten und dabei kaum über den Rand ihrer schmierigen Cocktailgläser hinwegzusehen in der Lage waren. Arthur fand es einfach widerlich, wie sie sich der Popularität willen öffentlich prostituierten, nur um ihren Krempel an den Mann zu bringen. Außerdem war Arthur bei solchen Anlässen niemals eingeladen. Aber es war ihm egal, ob seine Kunstwerke gesellschaftlich sanktioniert wurden oder nicht. Solange er sich selber über ihren Ursprung und ihr Wesen im Klaren war, konnte er auf den Beifall unbeteiligter Dritter gerne verzichten.
        Alles Lüge.
        Arthur wollte einfach nur reich und berühmt sein. Arthur wollte anerkannt und bewundert werden, und Arthur wollte im Rampenlicht stehen. Es war ihm gleichgültig, wodurch seine Kunst motiviert war und ob seine Arbeit Qualität hatte. Schon in der Antike hatte man gewusst, dass ein Mann mit vielen Talenten nicht unbedingt begabt sein musste. Gehandelt wurde schließlich nicht Kunst, sondern Namen, und wer reich war, der konnte sich sehr schnell einen Namen machen. Und dazu war Arthur jedes Mittel recht, er wollte ganz vorne in der ersten Reihe stehen, und dafür würde er auch seine Seele verkaufen.
        Alles Lüge.
        Aber dessen war er sich nicht wirklich bewusst.
        Wie auch immer, bis sich Arthur in der Szene einen Namen gemacht haben würde, war noch viel harte Arbeit an der Basis nötig. Deshalb hatte Arthur beschlossen, an dem Schülerwettbewerb teilzunehmen. Das war genau das richtige Forum für ihn, um mit seinen ungewöhnlichen Konzepten das Establishment zu schockieren. Die paar Kids konnte er locker ausstechen, und zu gewinnen gab es immerhin einen Urlaub auf dem Ponyhof.
     

7
     
    Aus einiger Entfernung sah es so aus, als hätte die Gestalt einen gewaltigen Buckel. Erst bei näherem Hinsehen entpuppte sich die Missbildung als ein Sack, den sich der Mann über die Schulter geworfen hatte. Wer ganz genau hinsah, der bemerkte auch, dass es sich bei dem Sack eigentlich um eine Tischdecke handelte, die notdürftig an ihren Zipfeln zusammengehalten wurde und so dem Transport eines obskuren Objektes diente. Eine flackernde Straßenlaterne ließ den Schatten des Mannes auf dem nassen Asphalt hin und her springen, bis der Schatten an der nächsten Straßenkreuzung vom Licht eines grellen Scheinwerfers verdrängt wurde.
        Hank schaute geblendet auf. Eine verzerrte Stimme forderte ihn über Megaphon auf, Ruhe zu bewahren. Kein Wunder, dass Hank in Panik geriet, hielt man ihn etwa für einen Einbrecher? Nachdem sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, stellte Hank erleichtert fest, dass die Aufforderung zur Ruhe nicht direkt an ihn gerichtet war, sondern jedem galt, der sich angesprochen fühlte. Gleichwohl waren außer Hank keine anderen Passanten unterwegs. Das war zu dieser späten Stunde nicht ungewöhnlich, und so fragte er sich, wozu das Megaphon dienen sollte, wenn es doch offensichtlich nur dazu taugte, die Anwohner aus dem Schlaf zu reißen.
        Die Polizei errichtete Straßenblockaden, leitete den Verkehr um und ignorierte das Schimpfen der Menschen, welche die Fenster der umliegenden Häuser aufrissen und sich über den nächtlichen Lärm beschwerten. Im Übrigen hatten die Beamten trotz allem Aktionismus nichts weiter zu tun, als die Kreuzung zu sichern und das Eintreffen des Spezialeinsatzkommandos abzuwarten, und so wollten es sich einige der Uniformierten nicht nehmen lassen, wenigstens den

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