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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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schwarz vor Augen. Er wusste nicht, ob es ihm lieber wäre, von Rex an Ort und Stelle zerfleischt zu werden, um die Situation mit Würde aufzulösen. Aber es half alles nichts, er musste sich seiner Gattin zum Verhör stellen. Hank schloss die Badezimmertür auf und spähte vorsichtig durch den Türspalt hinaus.
        »Was sperrst du dich denn im Badezimmer ein? Und wo kommt dieser Hund her?« begehrte seine Gattin mit überraschend gemäßigtem Temperament zu wissen. Den Hund hielt sie dabei am Halsband zurück, einfach so, als wäre es das Leichteste auf der Welt.
        »Welcher Hund?« spielte Hank den Unschuldigen.
        Seine Gattin fletschte die Zähne. Damit machte sie Hank unmissverständlich klar, dass sie eine vernünftige Antwort wünschte.
        »Ach, der Hund. Der ist mir auf dem Heimweg einfach nachgelaufen«, beteuerte Hank wenig überzeugend. »Was hätte ich denn schon dagegen machen sollen? Aber ist es nicht ein prächtiges Tier?«
        »Dieser Köter? Von dieser Sorte laufen in der Stadt doch Tausende herum.«
        »Von wegen, da schau her.« Hank griff in seine Jacke, um den Hundestammbaum hervorzuholen. »Dieser Hund kann eine ausgezeichnete Herkunft vorweisen.«
        »Ich denke er ist dir nachgelaufen, woher willst du denn wissen, woher er stammt?«
        »Ist auch wieder wahr.« Hank nahm seine Hand wieder aus der Jacke. »Am besten, wir besprechen das morgen weiter. Gute Nacht, Liebling.«
        Hank schob sich an seiner Gattin vorbei zum Badezimmer hinaus, achtete dabei darauf, weder ihr noch Rex zu nahe zu treten, und verzog sich ins eheliche Schlafgemach, um sich endlich zur wohlverdienten Nachtruhe zu begeben und, dreimal auf Holz geklopft, hoffentlich schon eingeschlafen zu sein, wenn ihm seine Gattin folgen würde. Ob er morgen mit einem kleinen Geschenk den Hausfrieden wieder herstellen konnte, überlegte Hank, vielleicht mit einer hübschen Tischdecke?
     
    Nach wenigen Tagen hatte Rex das Haus unter Kontrolle. Er führte sich wie ein König auf und tyrannisierte seine Untertanen, wie es ihm gerade beliebte. Die anderen Mitglieder der Bürgerwehr, die nach und nach vorbeischauten und sich nach dem Befinden ihres neuen Kameraden erkundigen wollten, wurden einer gnadenlosen Einlasskontrolle unterworfen, die sich Rex persönlich vorbehielt. Die Gäste des Hauses wurden von ihm entweder angeknurrt oder gar mit einem herzhaften Biss in die Wade begrüßt. Manchmal kam es vor, dass er die Eindringlinge tolerierte, das hing ganz von den Gastgeschenken ab, mit denen sie sich sein Wohlwollen erkaufen konnten. So residierte Rex tagsüber auf einem Thron aus allerweichsten Matratzen, schlief nächtens in einem kuschelweichen Hundebett, und an Speisen und Getränken stand ihm alles zur Verfügung, was sich sein Hundeherz nur erträumen konnte.
        Kein Wunder, dass Hank mit diesen Zuständen auf die Dauer nicht zufrieden war und auf Abhilfe sann. Die Abrichtung des Hundes erwies sich jedoch als eine recht widerspenstige Zähmung. Hank versuchte es mit Zuckerbrot und Peitsche, er zeigte sich gnädig und dann wieder streng, es halfen keine Schläge und kein Hausarrest, kein Entzug der Abendmahlzeit und kein gutes Zureden. Sämtliche Maßnahmen, dem Tier die grundlegendsten zivilisierten Verhaltensregeln beizubringen, erwiesen sich als untauglich. In seiner Not studierte Hank die populärsten Bücher zur Tierpsychologie und zur Methode der antiautoritären Hundedressur. Er besuchte Seminare über angewandte Hundeabrichtung und informierte sich über die Grundlagen des Verhältnisses zwischen Hund und Herrchen, bis er zumindest in der Theorie zum Fachmann in der Hundeerziehung avanciert war. Dabei gelangte er schließlich zu dem ernüchternden Schluss, dass Rex nicht etwa zu dumm sei, sondern einfach nicht wollte.
        Wenn Rex gerade keine Fliegen fing oder nicht zum Fenster hinaussehen wollte, dann lag er gelangweilt auf seinem Matratzenlager, gähnte provozierend und streckte genüsslich seine Glieder. Wenn Hank mit dem Staubsauger vorüber zog, um die Hausarbeiten zu verrichten, die ihm von seiner Gattin aufgetragen worden waren, dann hob Rex höchstens ein Augenlid leicht an, damit er sehen konnte, wer der Störenfried sei, der ihm die Mittagsruhe raubte, obwohl er natürlich sehr genau wusste, wer da soviel Krach machte. Und dann kuschelte er sich demonstrativ mit einem Seufzer noch tiefer in sein Lager hinein, um sich einem angenehmen Hundetraum

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