Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
mit den Stelen. Ich erkenne Euch kaum hinter diesen Worten, Herr. Sie sind voller Härte und Grausamkeit.« Mataans Kopf sank zur Seite. Seine Kraft war erschöpft. Der Heilkundige neben dem Bett sah Artax nervös an, wagte es aber nicht, ihm zu sagen, dass es besser sei zu gehen.
Artax setzte sich auf. Die Stimmen der früheren Aarons hatten ihn beraten, als er den Text für die Stelen entworfen hatte. Er musste Härte zeigen! Mataan hatte immer noch Fieberschübe. Sich mit ihm zu beraten war nicht klug. Der Fischerfürst war im Augenblick nicht klar bei Verstand.
Der Unsterbliche klopfte sanft auf die Hand seines Kampfgefährten. »Ruh dich aus, mein Freund. Wir reden später, du musst zu Kräften kommen.«
Mataan hielt ihn mit seinem Blick gefangen. Er wollte noch etwas sagen, seine Lippen bebten. Es war wie vor zwanzig Tagen im Steinhorst. Nichts schien seitdem besser geworden zu sein. Immer noch stand sein Gefährte an der Schwelle des Todes, auch wenn die Pfeile längst aus seinem Fleisch geschnitten waren.
Artax wandte sich ab. Sofort trat der Heiler an ihn heran.
»Ihr müsst mit dem Kranken sprechen, mein Gebieter. Er bringt sich um! Er nimmt nichts anderes zu sich als dünne, scharf gewürzte Fischsuppe. Fische! Jedes Kind weiß, dass man einen Sud aus Fleisch mit eingerührtem Ei braucht, wenn man zu Kräften kommen will. Seht ihn Euch an, mein Gebieter. Bitte befehlt ihm zu trinken, was gut für ihn ist. Um etwas zu kauen ist er zu schwach …«
Artax betrachtete den Heiler missmutig. Es war ein feister junger Mann, dessen Hals halb hinter seinem Doppelkinn verschwand. Artax wünschte, Mataan hätte etwas von diesen Pfunden.
»Seht, wohin ihn sein Starrsinn gebracht hat«, bedrängte ihn der Heiler weiter. »Er hat schon die Farbe eines toten Fisches.«
Artax erinnerte sich noch gut, wie der Heiler Mataan nur noch ein paar Tage eingeräumt hatte, als er ihn zum ersten Mal sah. Das war noch vor den Siegesfeiern gewesen. »Er bekommt zu essen, was er gerne mag«, entgegnete er dem Dicken kurz angebunden und verließ die helle Kammer in Eile. Er konnte den Anblick seines Gefährten nicht mehr ertragen. Konnte den Weihrauch nicht mehr riechen, der in dünnen blauen Schleiern unter der Zimmerdecke hing.
Auf seinem Weg durch die langen Flure des Palastes begegnete Artax nur wenigen Dienern. Manchmal hörte er von ferne Musik. Das Fest, das er seiner Hauptstadt geschenkt hatte, dauerte noch an. In den Straßen wurde getanzt. Tausend Ochsen waren geschlachtet worden, Schiffsladungen von Wein hatte er verschenkt, und die besten Gaukler und Musiker gaben sich auf den Plätzen Akšus ein Stelldichein. Doch er war einsam.
Schweigend trat Artax auf die weite Terrasse bei seinen Privatgemächern, lehnte sich an die prächtigen, roten Säulen, die das Vordach aus Zedernholz stützten, und blickte nach Osten. Schwarze Rauchwolken stiegen vor den Mauern der Stadt auf, wo die Priesterschaft der geflügelten Sonne die Ochsen schlachtete und auf ihren Altären das Fleisch briet. Das Blut gehörte dem Löwenhäuptigen. Alles andere wurde an die Gäste des Festes verschenkt.
Es war ein schöner Spätsommerabend. Die sinkende Sonne umkränzte die Wolken mit einem rosa Flor. Die blasse Mond sichel stand schon am Himmel, obwohl die Sonne noch zwei Hand breit über dem Horizont thronte.
»Herr?«
Artax fuhr erschrocken herum. In der Tür zur Terrasse stand Ashot. Ein Weinfleck prangte auf der hellblauen Tunika seines Freundes. »Warum bist du nicht auf dem Fest?«
»Es gibt schlechte Nachrichten, Erhabener. Ich weiß nun, warum Eleasar die Frauen und Kinder mit zum Steinhorst nahm. Er wollte Euren Namen besudeln, Herrscher aller Schwarzköpfe.«
»Was ist daran neu? Das hatten wir doch schon befürchtet.«
Ashot seufzte. »Neu ist, dass wir nun wissen, was genau er getan hat. Vom Adlerpass hat er Boten in alle Provinzen geschickt. Sie verbreiten die Geschichte, dass er sich Eurer Gnade ergeben wollte und für das Leben seines Weibes und seiner Kinder bat. Auch für die anderen Frauen und Kinder im Heerlager hat er sich angeblich eingesetzt. Doch Ihr habt vermeintlich sein Ansinnen abgelehnt und geschworen, dass nicht nur die Verräter, sondern auch ihr gesamtes Gefolge sterben sollten. Daraufhin flohen Bessos und Eleasar zum Steinhorst. Ihr habt Euch unter dem Vorwand, noch einmal verhandeln zu wollen, Zugang zu dieser uneinnehmbaren Felsfeste verschafft. Ihr und Eure Begleiter hatten Waffen unter Euren Gewändern
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