Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
des Hauptmanns war in sich gekehrt. »Es ist nur … solchen Wein habe ich in meinem Dorf in Belbek getrunken. Selten, denn wir waren arm. Er erinnert mich an einige gute Abende.«
»Lass uns auf die Toten trinken. Auf verlorene Freunde, deren Andenken nicht sterben darf und denen wir die goldene Zukunft schulden, von der sie nur träumen konnten.« Artax verließ die Terrasse und trat in sein Zimmer, bemüht, die Berge von Tontafeln zu übersehen. Er hatte angefangen, sie an den Wänden entlang zu stapeln. Er würde ihnen nur entgehen, wenn er den Palast verließ.
Er schenkte Wein in zwei einfache, irdene Becher. Er mochte es nicht, aus goldenen Pokalen zu trinken. Seine Dienerschaft hielt ihn für seltsam, das wusste er. Er verzichtete auf jeden Genuss. Sein Harem war längst aufgelöst. Nie ließ er sich ein junges Mädchen oder einen Knaben bringen. Er aß wenig Fleisch. Wer alles haben konnte, der fand irgendwann zum Reiz des Einfachen zurück.
Artax hielt Ashot einen Becher hin.
Der Hauptmann griff danach. Ihm war anzusehen, dass er sich unwohl fühlte. »Erzähl mir jetzt von Narek und deinen anderen Freunden.«
»Da gibt es nichts Bedeutendes …«
»Mein Leben ist übervoll von vermeintlich Bedeutendem. Ich vermisse es, einfach nur zu plaudern. Zu reden, wie Männer reden, die die Arbeit des Tages getan haben und mit ihren Freunden schwatzen.«
Ashot schien verwirrt, doch Artax war froh darüber. Endlich war es ihm gelungen, seinen Wall aus Distanz und Zynismus zu durchbrechen.
»Ich hätte niemals gedacht, dass ein Unsterblicher sich danach sehnen könnte, mit einfachen Männern über einfache Dinge zu reden.«
Artax nahm den Weinkrug und deutete zur Terrasse. »Lass uns an der Mauer sitzen und zusehen, wie die Sterne über dem Horizont erscheinen. Ich kann den Anblick all dieser Tontafeln nicht mehr ertragen.«
»Dann schmeißt sie doch einfach heraus.« Ashot lachte. »Ihr habt alle Macht der Welt. Wie kann Euch so etwas bedrücken?«
Artax ließ sich mit einem Seufzer gegen die Mauer sinken. Die Ziegelsteine waren noch warm von der Mittagssonne. »Ich will es eben gut machen.«
»Hm…« Ashot nahm einen ersten Schluck vom Wein und ließ ihn in seinem Mund kreisen. »Wirklich nicht gut, dieses Gesöff. Aber es schmeckt nach Zuhause.« Er setzte den Becher erneut an. »Ich finde, Ihr solltet nur die Schlachten schlagen, die es wert sind.« Er deutete in Richtung des Zimmers. »All diese Tontafeln da. Könnt Ihr nicht jemand anderen dafür finden? Einen neuen Datames? Macht Euch damit das Leben nicht sauer. Mir scheint, auch die Kräfte eines Unsterblichen haben Grenzen.«
»Ich glaube, es gibt Unsterbliche, die den Hauptmann ihrer Leibwache für solche Worte hängen lassen würden.«
Ashot grinste ihn herausfordernd an. »Und ich glaube, dass solche Unsterbliche nie darunter leiden, dass es niemanden gibt, mit dem sie ein offenes Wort sprechen können.« Er hob ihm herausfordernd den Weinbecher entgegen, und Artax prostete ihm zu. Es tat gut, endlich wieder mit jemandem frei zu reden, den er schon seit Kindertagen kannte, auch wenn Ashot keine Ahnung hatte, wer sich hinter der Maske des Unsterblichen verbarg.
»Wir haben den Luwiern ordentlich den Arsch aufgerissen«, murmelte der Hauptmann. »Narek sollte jetzt hier mit uns sitzen.«
»Er war ein tapferer Mann«, sagte Artax. Es schmerzte ihn, so unpersönlich von seinem Jugendfreund sprechen zu müssen.
»Es war gut, dass ihr ihn in sein Dorf zurückgebracht und mit seinem Weib gesprochen habt. Auch wenn sie Euch schlecht behandelt hat … Es hat auf viele Männer Eindruck gemacht. Auch davon wird man noch lange sprechen.«
»So wie von den Morden im Steinhorst.«
»Es sind Eure Taten, die entscheiden werden, was die Menschen von Euch denken, Herr. Eleasar ist tot. Ihr aber lebt. Ihr könnt diesen Schandnamen wieder auslöschen.«
Artax füllte seinen Becher nach und betrachtete die unter gehende Sonne. Den ganzen Tag über hatte er nicht an die Devanthar gedacht und daran, dass der Löwenhäuptige nicht gekommen war, um sein Versprechen einzulösen. Was war geschehen? Was zählte noch, wenn das Wort eines Gottes nicht mehr galt?
»Narek und ich, wir hatten einen Freund in unserem Dorf Belbek. Ihr hättet ihn kennen sollen. Ein verrückter Kerl. Er hat sich ein Weib ausgedacht. Ihr müsst Euch das vorstellen, Herr. Es gab sie nur in seinen Gedanken. Er hat ihr sogar einen Namen gegeben. Almitra. Er wollte auch die Welt
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