Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
verbessern, so wie Ihr. Ich glaube, Ihr hättet ihn gemocht.«
»Wie hieß er?«
»Artax.«
Es war ein seltsames Gefühl, Ashot so über sich reden zu hören.
»Glaubst du, für diese Nacht könnten wir einfach Trinkkumpane sein und du könntest darauf verzichten, mich wie einen König anzusprechen?«
»Und morgen legt Ihr mir den Kopf vor die Füße für diese Frechheit?«
»Mindestens!«
Ashot lachte. »Dann sollten wir uns heute so besaufen, dass ich morgen nicht mehr viel spüre.« Er hob erneut den Becher. »Auf dich, Unsterblicher!«
»Auf uns, die wir noch übrig geblieben sind.« Krachend ließen sie die Tonbecher gegeneinanderprallen.
»Was ist aus diesem Artax geworden?«
Der Hauptmann seufzte. »Er ist nach Nangog gegangen. Er wollte dort sein Glück machen. Ich habe nie wieder von ihm gehört. Keine Ahnung, ob er noch lebt. Wahrscheinlich eher nicht. Soll nicht so golden sein, diese neue Welt, wie die Bauernwerber auf den Dörfern erzählen.«
»Vielleicht ist er ja jetzt ein reicher Kaufherr? Manchen ist Nangog wohlgesonnen. Es ist eine Welt voller Wunder, in der ein Bauer zu einem Herrscher werden kann.«
Ashot lachte auf. »Ich bitte Euch …äh, dich. Das sind doch Ammenmärchen. In Nangog wird ein Bauer ebenso wenig zum Fürsten wie in Aram.«
Artax lächelte in sich hinein. Genauso hatte Ashot geredet, als er mit seinem Freund zum ersten Mal darüber gesprochen hatte, nach Nangog zu gehen. Er hatte ihn als völlig verrückten Träumer beschimpft. »Sitzt neben mir nun ein Bauer, der in einem halben Jahr zum Hauptmann der Leibwache eines Unsterblichen aufgestiegen ist, oder nicht?«
»Das ist etwas anderes!«, entgegnete Ashot aufgebracht. »Und ein Fürst bin ich nicht.«
»Nein, aber die Satrapen des Reiches fürchten dich. Du bist ein mächtiger Mann, Ashot.«
»Vielleicht«, murmelte er. »Aber Artax ist das nicht.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Er wäre zurückgekehrt.« Der Hauptmann hob nachdenklich den Weinkrug und schenkte sich nach. »Artax war ein verdammt guter Kerl. Hab nie wieder einen wie ihn getroffen. Weißt du, was er wollte? Er wollte sein Gold gar nicht für Felder und ein schönes Haus ausgeben. Er wollte das Bewässerungssystem verbessern, da mit alle Bauern im Dorf es leichter hätten.« Er lachte. »Und ein hüb sches, kluges Weib wollte er sich nehmen. Sie sollte eine genauso scharfe Zunge haben wie diese Almitra, die er sich erträumt hatte.«
Der Wein schmeckte Artax plötzlich allzu sauer. Er hatte all seine Kraft in seinen Krieg gesteckt, statt seine alten Träume wahr werden zu lassen. Hätte er Belbek geholfen, wäre Narek vielleicht niemals auf den Gedanken gekommen, in den Krieg zu ziehen. Und Ashot wäre nicht so verbittert. Sie beide könnten jetzt noch unter der Zeder beim Dorfbrunnen sitzen, hätte er sie nicht verraten.
Die nächsten Worte Ashots rissen Artax aus seinen Gedanken.
»Wir sollten Mataan besuchen!« Der Hauptmann erhob sich leicht schwankend. »Und auf dem Weg zu ihm müssen wir noch einen Krug von diesem köstlichen Wein auftreiben.«
»Der Heiler wird das nicht gut finden.«
Sein alter Freund grinste ihn verschwörerisch an. »Bestimmt! Aber er wird sich nicht gegen den Unsterblichen stellen. Dieses Schwabbelkinn hat keinen Arsch in der Tunika. Er wird finster schauen, und das war es auch schon. Und Mataan könnte dringend mal eine Aufmunterung gebrauchen. Vielleicht kommt er dann wieder auf die Beine.«
Artax war sich nicht sicher, ob er schon betrunken war, aber er fand Ashots Einfall verlockend. Sie machten sich auf den Weg, und es kam tatsächlich so, wie Ashot es prophezeit hatte. Der Heilkundige suchte das Weite, ohne ernsthaft Einspruch zu erheben. Und Mataan war glücklich, auch wenn er zu schwach war, um seinen Becher selbst zu halten.
Sie tränkten seinen Bart und die rote Decke mit apameischem Roten. Mataan brachte nur ein paar Schluck herunter, dann begann er leise ein Fischerlied zu singen, das Ashot zu Tränen rührte. Es war ein guter Abend, fast wie ein Traum.
Zuletzt lag Artax auf dem Dach des Palastes. Ashot schnarchte neben ihm zum Erbarmen. Und er blickte zu den Sternen hinauf und konnte zwischen ihnen das Antlitz Shayas sehen. Sie war so nah!
F reiwild
Shaya sah Kara nach. Die pummelige Priesterin hatte ihr wieder etwas zu essen vor das Viehgatter gestellt. Kara kam fast jede Nacht. Ob sie sich das Essen vom Munde absparte oder aus der Küche stahl, wusste die Prinzessin nicht. Dünner war
Weitere Kostenlose Bücher