Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Stunden zu ungeahnten Wonnen geführt. Immer wieder hatte sie das Liebesspiel unterbrochen, kurz bevor es einen Höhepunkt erreichte. Es war beinahe schon wie Folter gewesen. Zum Schluss hatte er sie nicht mehr weichen lassen und sie fast mit Gewalt genommen. Wie hatte sie ihn so gut kennen können? So genau zu wissen, was ihm Lust bereitete und wie dem Feuer ein wenig der Hitze zu nehmen war, ohne es je zum Verlöschen zu bringen? Sie sollte sich ihrer Sache nicht zu sicher sein, entschied er. Jetzt würde er sie hinhalten.
Als spürte sie seine Gedanken, schlug Izel plötzlich die Augen auf. Sie räkelte sich, bettete ihren Kopf auf seine Brust und griff ihm mit der Rechten zwischen die Schenkel, um ihn mit sanftem Druck zu massieren. Eleborn strich ihr durch das zerwühlte Haar, und sie belohnte ihn mit einem leisen, gurrenden Laut.
»Muss essen … Kraft Ende«, gestand er mit den wenigen Worten, die er von ihrer Sprache gelernt hatte.
Sie lachte leise und antwortete etwas in der Art, dass sie entscheiden würde, wann er am Ende sei, und dass er unübersehbar noch etwas Kraft habe. Eleborn war versucht, ihr nachzugeben, und ihm wurde bewusst, aus welcher Arroganz sein Plan, Volodi in der Tempelstadt der Zapote zu suchen, geboren war. Er hatte geglaubt, immer die Kontrolle zu behalten. Er war sich sicher gewesen, dass er es sein würde, der mit den Werberinnen der goldhaarigen Männer spielte. Dass er entscheiden würde, wann und wie er in die Tempelstadt treten würde. Und dass es ihm schon ge lingen würde, es mit diesen Jaguarmännern aufzunehmen. Schließ lich war er ein Drachenelf! Ein tödlicher Schwertmeister, dem kein Menschenkind gewachsen war.
Und nun lag er auf diesem Lager aus kratzigen Decken und war im Begriff, einem jungen Mädchen zu erliegen. Entschlossen schob er Izel zur Seite und richtete sich auf. »Hunger!«, sagte er mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
Das Mädchen sah ihn verwundert an. Dann zuckte sie mit den Schultern und erklärte, sie könne ihm ein einfaches Mahl aus Reis und Bohnen bereiten.
Eleborn schüttelte entschieden den Kopf. Er griff nach seiner Hose und schlüpfte hinein. Izel fragte, ob er schon einmal gebratenen Hund gekostet habe.
Natürlich nicht! Gab es unter den Menschenkindern denn keine Tabus? Aßen sie alles, was kreuchte und fleuchte? Er zog die Stiefel an, griff nach seinem Schwertgurt, trat an den Wollvorhang und sah hinaus. Es war Nacht. Der Regen wob silberne Schleier ins Dunkel und erstickte alle Geräusche.
Izel trat hinter ihn und schmiegte sich an seinen Rücken. Ihre Arme umfingen ihn, ihre Finger tasteten nach seinen Brustwarzen, und sie hauchte ihm ins Ohr, dass sie ihn allen Hunger vergessen lassen könnte. Ein wohliger Schauer ließ Eleborn erzittern. Sie wusste, was sie tat.
Er zog den Vorhang mit Schwung zur Seite und trat unter das Vordach. Izel ließ ihn los. Leichtfüßig eilte sie zur Wand, an der sie ihren Federumhang aufgehängt hatte. Sie warf ihn über ihre Schultern, wickelte das Seidentuch um ihre Lenden und war binnen weniger Augenblicke wieder an seiner Seite. Sollte er sie verärgert haben, ließ sie sich nichts anmerken. Sie stellte sich vor ihm auf die Zehenspitzen, gab ihm einen flüchtigen Kuss und schenkte ihm ihr hinreißendstes Lächeln. »Stärken wir uns, mein hungriger Wolf. Und dann werde ich dich noch einige der Geheimnisse im Spiel zwischen Männern und Frauen lehren.«
Eleborn musste lachen. Wahrscheinlich war er viermal so alt wie sie. Dennoch zweifelte er nicht daran, dass sie recht hatte. In Liebesdingen war er unerfahren. Sie würde ihn auch gegen seinen Willen dazu bringen, ihr in die Tempelstadt der Zapote zu folgen. Diese eine Nacht würde er noch bleiben … länger nicht! Wenn er schon dieser Frau ausgeliefert war, wie würde es im Tempel werden? Erneut wurde ihm klar, wie vermessen sein ursprünglicher Plan gewesen war, sich verführen und in die Tempelstadt bringen zu lassen. Der Plan eines Narren! Allein würde er dort nichts erreichen. Doch dann lächelte er leichthin – drohende Todesgefahr hatte ihn nie von etwas abhalten können. Wahrscheinlich war er deshalb ein Drachenelf geworden.
Als Izel sich bei ihm unterhakte und »Komm, gehen wir« sagte, wusste er, dass seine Entscheidung gefallen war. Aufzugeben und zu fliehen war von nun an unmöglich.
Sie stiegen die kurze Leiter der Pfahlhütte hinab, und Eleborn versank augenblicklich bis zu den Waden in gelbem Schlamm und Regenwasser. Der
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