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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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blinzelte. Seine Augen tränten. Es brannte. Er sah nur noch verschwommen. Sein Schwert war ihm entglitten. Benommen tastete er nach dem Dolch an seinem Gürtel. Er fand den Griff, zog die Waffe und rammte sie dem Vogelmann in die Seite, der auf den Stufen vor ihm lag und nicht aufhörte, wie ein angriffslustiger Raubvogel zu kreischen. Nichts Menschliches war mehr in diesen Schreien.
    »Er ist tot«, erklang die vertraute Stimme Ashots.
    Artax tastete nach seinen Augen. Seine Handschuhe glitten über das Metall des Maskenhelms. Er konnte nicht richtig sehen. Tränen rannen ihm die Wangen hinab. Es fühlte sich an, als sei ihm Salz in die Augen geschüttet worden. »Volodi …«, stieß er benommen hervor.
    »Dort oben regt sich nichts mehr«, sagte Ashot mit belegter Stimme.
    Artax stemmte sich hoch. Seine Finger streiften den Schwertgriff. Er umklammerte die verwunschene Klinge. Noch immer konnte er nicht richtig sehen. Seine Augen wollten nicht aufhören zu tränen.
    »Herr …«
    Artax blickte auf. Sein Rücken schmerzte vom Sturz. Sein linkes Knie fühlte sich an, als stecke ein glühender Nagel darin. Er blinzelte. Statt eines Gesichts sah Artax nur Schlieren aus zerlaufender Farbe. Er kniff die Augen fest zusammen, zählte stumm bis zehn und öffnete sie wieder, aber es wollte nicht besser werden.
    »Herr, Ihr weint blutige Tränen.«

D ie gefiederte Schlange
    Der Pfeilhagel hatte aufgehört. Volodi öffnete vorsichtig die Augen. Er konnte nur flach atmen. Mit jedem Heben und Senken seiner Brust peinigte ihn ein stechender Schmerz. Ein Pfeil ragte aus seiner rechten Brusthälfte. Zwischen seinen Rippen hindurch hatte er sich in sein Fleisch gegraben. Ein zweiter Pfeil steckte in seinem rechten Oberschenkel. Um ihn herum war alles voller Blut. Drei tote Krieger lagen um den Opferstein, gebettet in ihre bunten Federmäntel. Ein Pfeil hatte seine linke Fußfessel durchtrennt, und Volodi hatte die Gelegenheit genutzt, sich vom Altarstein zu wälzen, während der schwarz bemalte Priester, der Quetzallis Messer aufgenommen hatte, von mehreren Pfeilen getroffen worden war.
    Quetzalli, dachte Volodi verzweifelt. Sie war die Erste gewesen, die ein Pfeil getroffen hatte. Warum sie? Er hatte es in ihrem Blick gesehen. Sie hätte ihm niemals etwas zuleide getan. Sie hatte nach einem Fluchtweg für sie beide gesucht. Quetzalli!
    Er zerrte an der rechten Lederfessel. Dadurch, dass er am Boden lag, hatte er etwas mehr Spielraum, sich zu bewegen. Volodi nahm einen der zersplitterten Pfeile, die um ihn herumlagen und begann, mit dessen verbogener Bronzespitze das Lederband zu bearbeiten, das ihn an den goldenen Ring im Boden fesselte.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf ihn. Ein hochgewachsener Krieger, dessen Gesicht unter einem Maskenhelm verborgen war, über den rote Tränen rannen. Ein Krieger mit hagerem, unrasiertem Antlitz stützte den Unsterblichen. Aaron und Ashot!
    »Helft mir!« Volodi bezahlte für den Ruf mit einem schmerzhaften Stich in der Brust.
    Mit raschen Schwerthieben durchtrennte Ashot die Fesseln. »Du lebst«, sagte der Bauer erleichtert. »Aber der Pfeil in deiner Brust …. Das sieht übel aus.«
    Volodi hörte gar nicht hin. Was war mit Aaron? »Geht mich sich gut!«, sagte er entschieden und kämpfte seinen Schmerz nieder. Er setzte sich auf und versuchte, auf die Beine zu kommen. Er benötigte beide Hände, um sich am Opferstein hochzuziehen. Wo war Quetzalli?
    Er entdeckte sie halb begraben unter dem Leichnam des schwarz bemalten Priesters. Auf den Opferstein gestützt, schleppte er sich voran. Er blickte auf den Pfeil in seiner Brust. Er steckte in einer Rippe. Er hatte Glück gehabt – ein Fingerbreit tiefer, und das Geschoss hätte sein Herz durchbohrt. Er griff nach dem Schaft, war aber von dem Blutverlust zu geschwächt, um ihn durchbrechen zu können. Wenn er hier lebend herauskam, würde er sich schnell wieder erholen. Hoffte er …
    Endlich erreichte er Quetzalli. Volodi kniete bei ihr nieder und schob den Priester von ihrem zerbrechlichen Leib. »Quetzalli«, rief er, und Tränen liefen ihm über die Wangen. Ihr Gesicht war ganz mit Blut verschmiert, eine Hand umklammerte den Pfeil in ihrer Brust.
    Quetzallis Augenlider flatterten. Ihre Lippen formten ein Wort. »Wohl …«
    »Ich bin hier!«, sagte er aufgeregt.
    Sie tat einen tiefen Seufzer. Ihr Blick wurde klarer. Sie tastete über ihre Brust.
    Volodi sah, dass eines der Jadeplättchen ihres schweren Halsschmucks zersplittert war.

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