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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Sie würde bald zurückfallen.
    »Ich bin bei dir«, sagte Lyvianne. »Du wirst nicht allein sein, Bidayn. Und dies ist nicht das Ende. Ich habe dir eine neue Haut versprochen. Und ich stehe zu meinem Wort.«
    Die Höhlenwände veränderten sich. Immer häufiger waren die Kristalle nun zu sehen. In allen Größen wucherten sie nicht mehr nur an der Decke und den Wänden, sondern auch auf dem Boden, sodass ihr Weg immer beschwerlicher wurde. Immer wieder mussten sie den Kristallen ausweichen. Manche waren fein wie Grashalme und splitterten unter ihrem Schritt. Andere so dick wie Finger. Sie wurden mächtiger, je weiter sie vordrangen.
    Bald versperrten sie ihnen den Weg und ließen kaum noch ein Durchkommen zu. Längst war es nicht mehr möglich zu laufen. Sie stiegen über klare grüne Säulen hinweg, duckten sich unter kristallenen Blüten, mächtig wie Pferdeleiber.
    »Ich halte ihn auf!«, sagte Manawyn plötzlich. »Es ist mein Schicksal, ihm gegenüberzutreten.«
    Nandalee nickte zögernd. Auch sie wusste, dass es kein Zurück mehr gab.
    »Ich bleibe bei dir«, erklärte Nodon. »Es wird mir eine Ehre sein, von dir zu lernen, Meister.«
    Er ist auf der Suche nach einem guten Tod, dachte Lyvianne. Vielleicht sollte ich es auch so machen.
    »Ihr anderen folgt mir!«, befahl Nandalee in einem Tonfall, als wüsste sie ganz genau, was vor ihnen lag.
    Lyvianne entschied, dass sie die Göttin sehen wollte. Jene Kreatur, die Alben und Devanthar so sehr gefürchtet hatten, dass sie ein Bündnis schmiedeten.
    Der Kristallwald wuchs nun ohne Ordnung. Und auch die Bezeichnung Wald vermochte nicht wirklich zu beschreiben, wodurch sie sich bewegten – wuchsen in einem Wald die Bäume doch von der Erde dem Himmel entgegen. Hier aber wucherten die Kristalle in allen Winkeln und Richtungen, dabei waren sie so groß, dass sie Lyvianne, wie auch schon die Höhle selbst, das Gefühl vermittelten, völlig unbedeutend zu sein.
    In einem der besonders großen Kristalle war ein Schatten eingeschlossen. Ein länglicher Leib, ihrem eigenen nicht unähnlich, nur größer, fast wie ein Troll, dabei aber feingliedriger. Was war das? Eine solche Kreatur hatte Lyvianne noch nie gesehen.
    Bald sah sie weitere Schatten. Auch veränderte sich die Struktur des Chaos hin zur Ordnung. Es schien nun, als seien die Säulen ähnlich wie Bienenwaben angeordnet. Doch eine jede von ihnen war beschädigt, und Lyvianne spürte, dass das, was auch immer darin gewachsen war, seit Langem nicht mehr lebte.
    Nandalee blieb unvermittelt stehen. Lyvianne sah an ihr vorbei. Sie hatten einen Ort erreicht, an dem es keinen festen Boden mehr gab …Vor ihnen erstreckte sich Zwielicht, weit wie ein Himmel. Einzelne der Kristallsäulen wuchsen in den freien Raum hinein. Sie hatten die Innenseite der Hohlwelt erreicht. So weit das Auge reichte, gab es entlang der Wand nur noch wuchernde Kristalle. Viele in Wabenstrukturen angeordnet. Sie erinnerten an Särge aus smaragdgrünem Glas, und in einem jeden lag ein länglicher Schatten. Nangog hatte sich ihre eigenen Kinder erschaffen, doch sie waren niemals geboren worden.
    Nandalee erstieg einen Kristall, der weit in die Leere des Zwielichts hinausreichte. »Das letzte Stück des Weges muss ich alleine gehen. Sollte ich in einer Stunde nicht zurück sein, dann flieht. Dann gibt es keine Hoffnung mehr.« Mit diesen Worten ließ sie sich mit weit ausgebreiteten Armen rückwärts in die Leere fallen.

N angog
    Nandalee sah, wie Eleborn und Lyvianne Gonvalon zurückhielten. Sie hatte ihm nichts von ihrem Plan erzählt. Er hätte niemals zugelassen, dass sie sich dem Abgrund anvertraute. Das Letzte, was sie von ihrem Geliebten sah, waren der Schrecken und der Schmerz in seinem Antlitz. Sie wünschte, sie hätte auf andere Art gehen können. Schon als sie den Blutsee erblickt hatte, war ein Bild in ihrem Inneren erstanden: der Befehl zu springen, verbunden mit der Gewissheit, dass dies der einzige Weg war, um zu Nangog zu gelangen.
    Ihre Gefährten und dann auch die himmelweiten Kristallwände verschwanden im Zwielicht. Nandalee verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Ihr Sturz schien endlos zu dauern. Sie schlang die Arme um ihre Brust, wappnete sich für den Aufprall. Sie spürte, dass sie hier keinen Zauber mehr zu weben vermochte.
    Da war etwas, das jegliche Magie einfach in sich aufnahm. Der Bann, den Devanthar und Alben gemeinsam auf Nangog gelegt hatten, verhinderte jeden weiteren Zauber. Und doch fühlte Nandalee die

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