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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erblickten sie zum ersten Mal ein Stück Himmel über sich. Der gestürzte Riese hatte eine Bresche in die dichte Mauer des Dschungels geschlagen. Sie waren nicht im Dschungel von Zapote, wie Bidayn vermutet hatte. Der Weg, den die Himmelsschlangen bestimmt hatten, hatte sie nach Nangog geführt, und über ihnen standen die blassen Zwillingsmonde der verfluchten Welt, auf der Bidayn ihre Narben empfangen hatte.
    In stummer Verzweiflung ballte die Elfe ihre Fäuste. Diese Welt war den Albenkindern verboten! Hier erwartete sie nur der Tod!
    Nandalee sah ebenfalls kurz zum Himmel und änderte dann die Marschrichtung. Bidayn war inzwischen froh um jeden der schrecklichen Ausdauerläufe, den sie in der Weißen Halle hatte absolvieren müssen. Ihre Beine waren stark, sie schritt ebenso ausdauernd und unermüdlich durch den Schlick des Dschungels wie ihre Gefährten.
    Einmal wurde sie auf einen Schatten im Geäst aufmerksam. Ein Tier, das aussah wie ein halb verhungerter Bär. Es hing kopfunter an einem dicken Ast, spähte zu ihnen hinab und hangelte sich behutsam vorwärts. Auf den ersten Blick wirkte die Kreatur harmlos, bis ein verirrter Lichtstrahl seine Pfoten erkennen ließ, die mit messerlangen Krallen bestückt waren. Nichts auf dieser Welt war ungefährlich. Sie hätte es besser wissen müssen!
    Bald hatte Bidayn jegliches Zeitgefühl verloren. Der Marsch schien Stunden zu dauern. Dann, endlich, erreichten sie einen träge dahinströmenden Fluss. Sie folgten seinem Ufer, bis Nodon plötzlich den Arm hob und zur Böschung deutete. Alle verharrten, während der Hüter des Jadegartens niederkniete und etwas aus dem Schlick hob. Er hielt ihnen einen Totenschädel hin. »Dort liegt mehr als ein Dutzend Leichen«, flüsterte er. »Aber ich kann nicht erkennen, woran diese Menschenkinder gestorben sind.«
    Lyvianne trat zu ihm, betrachtete die Toten. »Es scheint, als hätten sie hier ihr Nachtlager aufgeschlagen. Da vorne ist ein Aschekreis. Und …« Sie stockte und kniete ebenfalls nieder. »Was ist das?« Sie zog halb verrottetes Leder zur Seite und strich über etwas, das Bidayn nicht genau erkennen konnte.
    »Lass es liegen«, befahl Nandalee scharf.
    Doch Lyvianne hob ihren Fund hoch. »Das ist der größte Smaragd, den ich je gesehen habe.«
    Bidayn schluckte. Ihre Meisterin hielt einen Kristall in Händen, der jenen ähnelte, die sie bei ihrer Reise in der verborgenen Höhle gesehen hatten.
    »Nun wissen sie, dass wir hier sind«, sagte Nandalee mit tonloser Stimme. »Aber vielleicht ist das nicht das Schlechteste.«
    »Von wem sprichst du?«, fragte Lyvianne mit fast schon provozierender Ruhe.
    Bidayn setzte an, ihr zu antworten, als Nandalee einfach nur den Arm ausstreckte und über das Wasser wies. Im Dunst, der über den trüben Fluss glitt, erschien ein grünes Leuchten. Es schien Teil des Nebels zu sein, doch floss es nicht mit ihm, sondern bewegte sich gegen den Wind.
    Zischend fuhr Nodons Schwert aus der Scheide. »Dort oben im Dickicht der Uferböschung ist es auch.«
    »Lass die Waffe stecken«, rief Nandalee. »Sie wird uns nicht helfen.«
    Bidayn zitterten die Knie. Es war ihr peinlich, aber sie schaffte es nicht, es zu unterdrücken. Sie fürchtete die Geister. Allzu gut erinnerte sie sich, was sie mit Nandalee getan hatten.
    Nandalee flüsterte Gonvalon etwas zu. Er schüttelte heftig den Kopf, doch sie ignorierte es, drückte seine Hand und trat ans Ufer.
    »Kinder Nangogs, ich rufe euch!« Die Laute des Dschungels, die sie die ganze Nacht über begleitet hatten, verstummten.
    Weitere Lichter zeigten sich im Nebel über dem Fluss. Sie tanzten umeinander und kamen dabei langsam näher.
    Bidayn wich zur Böschung zurück, bis Nodon sie beim Arm packte. »Dort oben sind sie auch. Ich kann sie spüren. Sie kreisen uns ein.«
    Und während sie, Nodon, Lyvianne und Gonvalon erstarrten, kniete Nandalee nieder. Sie streckte ihre Arme zur Seite und flehte. »Kommt zu mir, ich erwarte euch.«
    Der Tanz der Lichter wurde schneller. Sie flossen auseinander zu weiten, grünen Schlieren, die sich durch den Nebel wanden. Zugleich sickerte Licht aus dem Dickicht über ihnen und kroch um ihre Füße.
    Langsam legte Lyvianne den großen Kristall zurück auf den verrotteten Rucksack, zwischen die Gebeine der Toten. Nun bewegten sich auch die Ranken des Dorndickichts und griffen zu ihnen hinab. Überall im Gebüsch ringsum raschelte es.
    Als sich eine armdicke Wurzel unmittelbar vor Bidayns Füßen aus dem

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