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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mehr?«
    Ungewollt entstieg ein leises Grollen seiner Kehle. Er durfte sich nicht zu Gewalttätigkeiten hinreißen lassen. Worte mussten genügen. »Wir sitzen in einer belagerten Festung, Schwester. Willst du uns das als einen Sieg verkaufen? Hältst du uns für dumm?«
    Sie deutete mit weit ausholender Geste zu den Zinnen. »Siehst du dort draußen einen Feind? Ich nicht.«
    »Steht es uns vielleicht frei, den Gelben Turm zu verlassen und zu gehen, wohin wir wollen?«, mischte sich der Ebermann ein. »Allein ist jeder von uns verwundbar. Und wenn eines gewiss ist, dann dass die Himmelsschlangen Jagd auf uns machen werden. Und vielleicht auch die Alben.«
    »Es steht uns frei, gemeinsam zu gehen, wohin wir wollen.« Auch Ištas hochmütige Miene vermochte nicht darüber hinwegzutäuschen, wie hohl ihre Worte waren. Schweigen lastete auf den Devanthar.
    Der Löwenhäuptige dachte an den Unsterblichen Aaron. So hart hatte sein Mensch dafür gekämpft, vor sie treten zu dürfen und ihnen seine Ideen darzulegen. Was würde er wohl von ihnen halten, wenn er sie jetzt so sehen könnte. Was Aaron in diesem Augenblick wohl tat? Er musste sich verraten fühlen, wenn er sich ihm nach dem blutigen Sieg auf der Ebene von Kush nicht zeigte. Išta hatte den falschen Augenblick für ihren Schlag gegen die Elfen gewählt. Hoffentlich hatten sie am Ende nicht mehr verloren als gewonnen.
    »Was drucksen wir hier herum?«, maulte Langarm, der gedrun gene Schmied, den manche spöttisch auch den Affen nannten, weil ihm das Haar dicht wie Fell auf dem Leib wuchs. Doch trotz seiner ungeschlachten Gestalt und seines ungehobelten Auftretens vermochte er wahre Wunder in seiner Schmiedewerkstatt zu vollbringen und war so erfindungsreich wie kein anderer unter ihnen. All ihre Waffen waren von ihm erschaffen, ebenso ihre Rüstungen und ihr Schmuck. So duldeten sie seine Ausfälle, denn keiner wollte riskieren, bei ihm in Ungnade zu fallen.
    »Sprechen wir doch offen aus, was Išta uns eingebrockt hat. Wir sitzen bis zum Hals in der Scheiße, weil ihr das Schwert lo cker saß. Und wenn wir jetzt eine falsche Bewegung machen, dann v ersinken wir ganz und gar in der Kloake, in die sie uns hineingeführt hat.«
    »Deine überaus geschliffene Rhetorik ist uns eine willkom mene Bereicherung. Wie immer erweitert es den Horizont, dir zu lauschen«, entgegnete Išta kühl. »Doch verschließe dich bitte nicht den einfachen Tatsachen, mit denen wir konfrontiert waren. Die Himmelsschlangen hatten am Hof eines jeden Unsterblichen ihre Elfenspitzel eingeschleust. Warum wohl haben sie uns ausgespäht? Sie wollten uns vernichten! Wir hatten gar keine andere Wahl, als zuzuschlagen. Zu warten hätte bedeutet, dass wir uns ihrer Gnade ausliefern. Wir mussten dieses Spitzelnetz zerschlagen und so unseren Feinden die Augen herausreißen. Und dass wir dabei eine der verfluchten Regenbogenschlangen töten konnten, betrachte ich als großen Sieg.
    Gut, sie sind uns nicht in die Falle getappt und in blindem Zorn hierhergefolgt, wo wir unseren Sieg hätten vollkommen machen können. Aber weißt du, was ich glaube? Bei ihnen herrscht heillose Panik. Ihre Elfen flüchten durch das Goldene Netz und suchen nach Löchern, in denen sie sich vor uns verkriechen können.«
    Langarm rollte mit den Augen. »Ich beuge mein Haupt vor deinem Talent, Scheiße schönzureden, Schwester Išta. An eine Panik unter unseren Feinden glaube ich nicht. Weißt du, was ich täte, wenn ich eine Pfeilspitze verstecken wollte? Ich würde hundert gleiche Pfeilspitzen schmieden und die eine, die nicht gefunden werden darf, darunterlegen.«
    »Was interessieren uns jetzt Pfeilspitzen, Langarm?«, fragte Išta von oben herab. »Bleib lieber bei Esse und Amboss. Mir scheint, du konntest dem, worüber wir gerade gesprochen haben, nicht ganz folgen.«
    »Ich wollte lediglich im Bild bleiben, das unser löwenhäuptiger Bruder geprägt hat. Auch ich glaube, dass unsere Feinde in der letzten Nacht hundert Pfeile abgeschossen haben, um uns von dem einen abzulenken, der mit einem tödlichen Gift bestrichen wurde. Ich hoffe, er hat sein Ziel noch nicht gefunden. Ich jedenfalls werde nicht mehr länger untätig hier oben herumstehen. Ich steige hinab in meine Schmiede. Wir sind im Krieg, Brüder und Schwestern, und es wird der Tag kommen, an dem wir gezwungen sein werden, diesen Turm zu verlassen. Ich werde dafür sorgen, dass wir für diesen Tag gewappnet sind.«

D ie Zinnernen
    Verzweifelt wandte Artax sich

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