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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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beneidete.
    »Und du bist sicher, dass wir ihn töten können?«
    Der Alte sah ihn mit seinen zornigen, grauen Augen fest an. »Išta hat Muwatta getötet. Ich war nicht dort, aber man hat es mir berichtet. Alle konnten sehen, dass die Unsterblichen genauso sterblich sein können wie wir.«
    »Wenn eine Göttin das Schwert führt«, wandte Bessos beklommen ein. »Eine Göttin , Eleasar. Sie hat die Welt erschaffen. Wir können uns nicht mit ihr vergleichen.« Er hätte nicht fliehen dürfen, dachte Bessos bei sich. Er hatte nur auf der richtigen Seite stehen wollen, deshalb hatte er Aaron in der Schlacht verraten. Wer hätte ahnen können, dass das Bauernheer siegte! Vielleicht hätte der Unsterbliche ihm diesen Verrat verziehen. Doch seine Flucht nun … Das war unverzeihlich. Wenn der Alte sich irrte, dann war er tot.
    »Sieh dir die Hügel an, mein Freund. Sie wurden von Menschenhand erschaffen. Auch wir haben die Macht, die Welt zu formen, in der wir leben. Ich gestehe, es bedarf der Kraft vieler Menschen, um den Taten der Götter nahe zu kommen, aber sie sind nicht unerreichbar. Wir werden den Himmel mit Pfeilen füllen. Und glaube mir, es wird der eine darunter sein, der die Schwachstelle in Aarons Rüstung findet und den Tyrannen tötet.«
    Gemeinsam wandten sie sich den herannahenden Streitwagen zu. Einer eilte den übrigen um viele Längen voraus. Das Abendlicht spiegelte sich auf der goldenen Standarte mit der geflügelten Sonne.
    Eleasar hatte sich nicht geirrt. Aaron war an der Spitze seines Heeres, und er schien nur Augen zu haben für die Staubwolke der vermeintlichen Flüchtlinge, die er im Norden sah. Vielleicht war er ja wirklich sterblich? Bessos winkte den Bogenschützen, und sie legten Pfeile auf die Sehnen.

U nd der Himmel verfinsterte Sich
    Aaron fluchte leise. Sein schwerer Löwenhelm drückte, und durch die Augenschlitze konnte er nur einen kleinen Ausschnitt der Welt sehen. Aber es genügte, um zu wissen, dass er Bessos heute nicht mehr einholen würde. Auch wenn die Staubwolke im Norden zum Greifen nahe schien, in einer halben Stunde würde die Sonne untergehen, und dann könnten sie nicht mehr weitermarschieren.
    Seine Bogenschützen und Speerträger waren um mindestens drei Meilen zurückgefallen. Sie konnten mit den Streitwagen nicht mithalten. Und selbst seine Wagenkämpfer hatten Schwie rigkeiten, dem Tempo zu folgen, das er vorgab. Die beiden Rappen seines Gespanns waren die besten Pferde aus dem königlichen Stall. Sie waren unvergleichlich, doch auch sie waren inzwischen erschöpft. Schaumflocken klebten an ihren Flanken. Das schweißnasse, schwarze Fell war mit Staub bedeckt, die roten Federn, die in ihre Mähnen geflochten waren, vom Wind zerzaust, und die goldenen Amulette und Glöckchen im Geschirr hatten ihren Glanz verloren.
    Ein Stück voraus, vielleicht dreihundert Schritt entfernt, umfasste ein Halbrund von Hügeln die Karawanenstraße. Das wäre ein guter Platz für ein Nachtlager. Er würde dort auf seine Männer warten – es war sinnlos, die Verfolgung in der Dunkelheit fortzusetzen. Bald würde der alte Handelsweg sich an Abgründen vorbei hinauf zu steilen Pässen winden. Diesen Weg sollte man nur bei Tageslicht nehmen.
    Aarons Hand tastete zum Schwert an seiner Seite. Seit der Schlacht hatte er die Waffe nicht mehr gezogen. Er fühlte sich der Klinge auf seltsame Art verbunden. Oft verlangte ihn danach, die Waffe zu berühren. Seine Finger schlossen sich fest um den lederumwickelten Griff. Das Schwert wollte gezogen werden. Wollte das blutrote Abendlicht über den Bergen sehen, den Wind spüren. Aaron lachte. Es war das Geisterschwert! Eine ganz besondere Waffe, in der diese unheimliche, grüne Lichtgestalt gefangen saß, die ihm vor so langer Zeit in dem verfluchten Tal unweit der Mine Um el-Amad heimgesucht hatte. Aber es war ganz gewiss nichts Lebendiges an dieser Waffe, das sich nach Licht und Wind sehnte. Aus einer Laune heraus zog er blank. Geisterhaft grünes Licht umspielte die Klinge. Die Waffe lag gut in der Hand. Er riss sie hoch über den Kopf, als er den ersten der Hügel passierte, und als habe er damit ein Zeichen gegeben, traten Hunderte von Kriegern auf die Hügelrücken rings umher, hoben ihre Bögen, und der Himmel verfinsterte sich. Die Luft war erfüllt vom Sirren der Pfeile.
    Sein Schwert beschrieb einen funkelnden Bogen, als das Dunkel des Himmels auf ihn herabstürzte. Metall kreischte auf Metall. Holz splitterte. Er wurde dutzendfach

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