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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nobel ist, wenn Ihr sie anführt.«
    Wie lange willst du dich von diesem stinkenden Hirten noch beleidigen lassen? Glaubst du, du wirst jemals ein Herrscher sein, wenn dich jeder ungewaschene Hinterwäldler ungestraft beleidigen kann? Du hältst Bessos für eine Gefahr? Der Dummkopf ist ein Nichts. Eine Gefahr ist der Kerl, der da vor dir steht und keinerlei Respekt zeigt!
    »Dann such mir hundert Männer, und nenne mir deinen Namen.«
    »Ormu, Herr. Ich bitte Euch, erlasst mir diese Aufgabe. Ich würde mich wie ein Scharfrichter fühlen.«
    »Ich gehe mit Euch, Unsterblicher!« Mit leuchtenden Augen drängte sich plötzlich der junge Gefährte des Jägers nach vorne. »Wer diesen Fels an Eurer Seite ersteigt, dessen Name wird ebenfalls unsterblich werden. Ich folge Euch, König Geisterschwert.«
    Artax sah, wie Ormu den Jüngeren mit einem traurigen Blick bedachte, doch dann sagte er: »Also gut. Ich suche die Männer aus. Aber ich bestimme die Regeln! Wir müssen bei Tageslicht hinaufsteigen, und jeder Mann wird einen Knebel im Mund tragen.«
    »Knebel? Was ist das für ein Unsinn?«
    »Männer, die dem Tod entgegenstürzen, schreien, Herr. Und ein einziger Schrei genügt, um die Verteidiger im Steinhorst aufmerksam werden zu lassen. Wenn sie die Felsspitze besetzen und Steine auf uns herabschleudern, wird niemand diesen Angriff überleben. Also tragen alle, die klettern, Knebel. Sogar Ihr, Unsterblicher. Es sei denn, Ihr entscheidet Euch in Eurer grenzenlo sen Weisheit gegen diesen Angriff.« Mit einer raschen Geste brachte der Jäger seinen Begleiter, der bei seinen letzten Worten aufbegehren wollte, zum Schweigen.
    »Wenn das Opfer von hundert Männern einen Bürgerkrieg verhindern kann, der Zehntausende das Leben kosten würde, gibt es nicht viel zu überlegen«, sagte Artax. »Ich erwarte dich im Morgengrauen mit den Freiwilligen am Fuß der Felsnadel.«
    Das war einmal ein königliches Wort , jubilierten die Stimmen Aarons in seinem Geiste.
    Artax stutzte. Es gab jetzt kein Zurück mehr, aber er hatte das beklemmende Gefühl, eine Grenze überschritten zu haben und nun auf einem Weg zu sein, der ihn mit jedem Schritt weiter fort von dem Königtum führen würde, das er einmal angestrebt hatte. Es war das erste Mal, dass er den lästigen Stimmen der früheren Aarons dankbar war. Sie mochten ihn davor bewahren, in die Irre zu gehen, auch wenn es das Letzte war, was sie eigentlich wollten. Bislang hatten sie ihn stets verhöhnt und seine Niederlagen und Irrtümer mit besserwisserischem Hohn bedacht. All die anderen, die vor ihm der Unsterbliche Aaron gewesen waren, waren von hoher Geburt. Sich mit einem Bauern abzufinden war ihnen un erträglich. Wenn sie ihn nun beglückwünschten, konnte das nichts Gutes heißen. Begann er, so zu denken wie sie? War er auf dem Weg, ein Tyrann zu werden, für den ein einzelnes Leben nichts mehr zählte?
    Artax warf einen letzten Blick auf den Steinhorst. Nur diesen Kampf musste er noch bestehen, dann war er endlich frei, die großen Reformen anzugehen.
    Die Stimmen in seinem Kopf lachten und verspotteten ihn. Du bist ein Unsterblicher, Artax. Ganz gleich, wie viele Schlachten du schlägst, es wird immer noch einen weiteren Kampf geben, den es zu bestehen gilt. Das ist unser Schicksal. Und auf diesem Weg werden all deine Freunde zu Feinden, zu Verfemten oder zu Toten werden. Das ist der Preis der Macht. Morgen wirst du von diesem bitteren Trunk kosten.

D as Haus der Toten
    Sie hatten fast den höchsten Punkt der Felsnadel erreicht, der sich noch über die kleine Burg erhob. Artax’ Arme brannten. Seine Hände waren aufgeschürft vom rauen Fels. Seine Kleidung vom Schweiß durchnässt. Er vermied es, nach unten zu sehen. Die bodenlose Tiefe schien verwunschen zu sein. Sie zog ihn an, ließ ihn über das Fliegen nachdenken. Und jeder Blick zurück offenbarte, wie viele seiner Männer schon abgestürzt waren. Mit hundertzwanzig Kriegern hatten sie den Aufstieg in den Fels begonnen. Ormu hatte gute Arbeit geleistet. Sie hätten noch mehr Männer mitnehmen können, aber sie sollten in Paaren aufsteigen, wobei jeweils ein Jäger oder Hirte aus den Bergen Garagums vorstieg und den Weg suchte. An ihn geseilt folgte ein bewährter Kämpfer. Sie stiegen weit aufgefächert in den Fels, damit die Unglücklichen, die abstürzten, nicht auch die Männer hinter sich mit in den Tod rissen.
    Artax heftete den Blick fest auf das Hinterteil des jungen Jägers, der vor ihm das letzte Stück der

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